Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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Unersetzbare Vorzüge<br />
menschlicher<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Nach dem bis hierher Geschilderten<br />
könnte der Eindruck entstanden sein,<br />
dass sich der Mensch schlechthin nicht<br />
eigne, moderne, potentiell gefährliche<br />
Systeme zu betreiben, weil er mit seinen<br />
Anlagen alles andere als ein an<br />
das moderne Leben angepasster Zeitgenosse<br />
sei. Unter Beachtung einiger<br />
Grundlagen und Rahmenbedingungen<br />
ist jedoch das Gegenteil richtig.<br />
Wir eignen uns ganz besonders dafür,<br />
moderne, komplexe und dynamische<br />
Systeme zu betreiben, deren Bestandteil<br />
wir selber sind. Auch dafür gibt es<br />
Belege.<br />
Genius on tour<br />
Der Mensch ist fähig:<br />
in komplexen und großen Datenmengen<br />
sehr schnell logische Zusammenhänge<br />
zu erkennen und<br />
belangloses „Rauschen“ zu filtern,<br />
sein Gedächtnis, ausgerichtet auf<br />
zusammenhängende<br />
Datenpakete, zu gliedern,<br />
verschiedenste Sinneseindrücke<br />
frei miteinander zu verknüpfen,<br />
bei bildlicher Darstellung von<br />
Daten Fehler leicht zu erkennen,<br />
eine fast unerschöpfliche Flexibilität<br />
im Umgang mit Unvorhersehbarem<br />
einzusetzen.<br />
All das und noch einiges mehr<br />
steckt in uns und prädestiniert uns geradezu<br />
für ein Leben, so wie wir es<br />
heute führen wollen bzw. führen müssen.<br />
Dennoch darf nicht verschwiegen<br />
werden, dass diese Ressourcen<br />
menschlicher Leistungsfähigkeit nicht<br />
immer uneingeschränkt zur Verfügung<br />
stehen. Es gibt Situationen, in denen<br />
stehen diese Ressourcen nur eingeschränkt<br />
oder, für eine bestimmte Zeit,<br />
gar nicht zur Verfügung. Tritt eine<br />
solche Situation ein, ist es sehr<br />
wahrscheinlich, dass wir die Rahmenbedingungen<br />
für Leben für<br />
eine bestimmte Zeit aus den Augen<br />
verlieren.<br />
Dann verfügt der Betroffene nicht<br />
mehr über die Menge und Güte an<br />
Ressourcen, um den Herausforderungen,<br />
der Menge und Qualität der Risiken,<br />
schadlos begegnen zu können -<br />
solche Situationen töten uns potentiell;<br />
leider viel zu oft auch real. Hieraus<br />
leitet sich die bekannte Formel ab:<br />
∑R e - ∑R i ≥ 0<br />
Diese uns einengenden Bedingungen<br />
sollen Gegenstand aller weiteren<br />
Betrachtungen sein, um einen Beitrag<br />
dazu leisten zu können, stets lange<br />
genug „ahead of the game“ bleiben<br />
zu können.<br />
Begrenzende<br />
Faktoren<br />
<strong>Das</strong> Kapazitätenmodell<br />
Diesem Modell des Dipl.Psych. A.<br />
Richter 6 liegt die Annahme zugrunde,<br />
dass jedem Individuum ein bestimmtes<br />
Leistungsvermögen, eine bestimmte<br />
Kapazität, innewohnt, aus der heraus<br />
es alle Anforderungen seines Lebens<br />
meistern kann. Dieser „Kasten“ ist bei<br />
unterschiedlichen Menschen auch<br />
unterschiedlich groß und wird u. a.<br />
von den Faktoren Ausbildung, Erfahrung,<br />
Persönlichkeit, Motivation, Begabung<br />
usw. bestimmt. Daraus ergibt<br />
sich die zu erwartende maximal zur<br />
Verfügung stehende Kapazität des<br />
Einzelnen. <strong>Das</strong> Markante daran ist,<br />
dass diese Kapazität nicht immer und<br />
in jedem Fall umfassend abrufbar ist.<br />
Einschränkende Faktoren kennt jeder<br />
aus eigener Erfahrung und liegen<br />
daher auf der Hand. Es handelt sich<br />
dabei u. a. um Grundbedürfnisse wie<br />
Hunger, Durst, Schlaf, Sex, Sicherheit.<br />
Werden diese elementaren Bedürfnisse<br />
überdauernd nicht befriedigt, belegen<br />
sie zunehmend Kapazitäten und<br />
vermindern so das Leistungsvermögen.<br />
Neben nicht befriedigten Grundbedürfnissen<br />
kann das allgemeine körperliche<br />
Wohlbefinden Kapazitäten<br />
binden. Bei der Personengruppe, die<br />
hier im Mittelpunkt der Betrachtung<br />
steht, nämlich aktives fliegendes Personal<br />
und Personal aus dem peripheren<br />
Bereich des Fliegens, handelt es<br />
sich beim Stichwort „Physis“ in erster<br />
Linie um den Aspekt der körperlichen<br />
„Fitness“. Der Grad an Fitness lässt<br />
einen Rückschluss auf die Qualität der<br />
8 I/2002 FLUGSICHERHEIT