Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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motiv kann wesentlich dazu beitragen,<br />
Grenzen nicht hinreichend<br />
anzuerkennen.<br />
Es gibt Beispiele aus dem Unfallgeschehen,<br />
die dieser Vermutung Raum<br />
geben.<br />
Es ist eine hochinteressante Führungsaufgabe<br />
sich mit der Frage auseinander<br />
zu setzen, wie das Leistungsmotiv<br />
kontrollier werden kann.<br />
Die unmittelbare Kontrolle kann<br />
aber auch vom Einzelnen ausgehen,<br />
wenn er sich als Mensch mit dem ihm<br />
innewohnenden Leistungsmotiv akzeptiert<br />
und deshalb erkennt, dass er<br />
sich selbst Grenzen zu setzen hat, die<br />
er ohne Not niemals überschreitet,<br />
indem er sich im entscheidenden Moment<br />
zurücknimmt – zum Glück ist<br />
der Mensch auch vernunftbegabt.<br />
Zusammenfassung<br />
Alle drei Motive, Anschluss- Machtund<br />
Leistungsmotiv, finden sich vereint<br />
in jedem Menschen wieder. Wir alle<br />
spielen auf dem Klavier in der Auseinandersetzung<br />
mit dem Umfeld, in<br />
dem wir uns bewegen. Je nach Herausforderung<br />
bevorzugen wir einen<br />
stärkeren Ausprägungsgrad des einen,<br />
des anderen, oder des dritten Motivs;<br />
eben der jeweiligen Situation angemessen.<br />
Es kann für den Einzelnen problematisch<br />
werden, wenn eines der<br />
Motive zu stark ausgeprägt ist und<br />
sich in jeder Situation als dominierende<br />
Stellgröße eines individuellen Verhaltens<br />
einbringt. Und nicht nur das –<br />
ein solcher Wesenszug wirkt auf<br />
Dauer auch ungünstig auf die Gruppen-<br />
bzw. auf die Teamleistung.<br />
Eine kurze Zusammenfassung mit<br />
plakativen Aussagen:<br />
1. Ein zu stark Anschlussmotivierter<br />
wird sich immer wieder in Abhängigkeiten<br />
begeben, die ihn<br />
letztlich überfordern werden, weil<br />
der Preis, den er für Anschluss zu<br />
zahlen bereit sein muss, auf<br />
Dauer zu hoch sein dürfte.<br />
Als Führungsperson gilt er als<br />
nett, aber weich und kann keine<br />
Ordnung schaffen oder Richtung<br />
geben. Bevor sich diese Person<br />
unbeliebt macht, würde sie lieber<br />
auf ihre Führungsrolle verzichten.<br />
2. Der überzogen Machtmotivierte 16<br />
wird immer wieder versuchen,<br />
Kontrolle über jene Mittel zu<br />
erlangen, mit denen sich andere<br />
beeinflussen lassen. In diesem<br />
Streben bleibt er nicht unerkannt<br />
und er wird es schwer haben,<br />
intensive Freundschaften bzw.<br />
Kameradschaften zu pflegen.<br />
Sein ständiger Begleiter wird der<br />
Hintergedanke sein, der ständige<br />
Begleiter derer, auf die er einwirkt,<br />
wird das Misstrauen sein.<br />
Bei legitimer Machtausübung<br />
einer Führungsperson würde die<br />
Kombination mit einem hohen<br />
Leistungsmotiv ein Team optimal<br />
zu Höchstleistungen anregen<br />
können.<br />
3. Der ungehemmt Leistungsmotivierte<br />
wird sich in Situationen<br />
bringen, von denen er nicht genau<br />
weiß, wie er da wieder rauskommen<br />
soll. Geschieht das an<br />
der Leistungsgrenze, können die<br />
Folgen fatal sein. <strong>Das</strong> Flugunfallgeschehen<br />
der Bundeswehr<br />
kennt viele Beispiele dafür. Leider<br />
werden daraus nur selten die angemessenen<br />
Rückschlüsse gezogen<br />
– beim Einzelnen, aber auch<br />
in der Organisation.<br />
Als Führungsperson setzt er<br />
falsche und gefährliche Maßstäbe<br />
für alle Untergebenen und begibt<br />
sich in Abhängigkeiten.<br />
Motive wirken aus der Zukunft.<br />
Ihren Zweck und ihren Nutzen, aber<br />
auch die mit den Motiven in Zusammenhang<br />
stehenden Risiken zu<br />
verstehen, ist Voraussetzung dafür,<br />
Grenzen frühzeitig zu erkennen und<br />
zu akzeptieren.<br />
<br />
1 Folgende Literatur stand für die Bearbeitung zur<br />
Verfügung:<br />
Rheinberg, Falko: Motivation; Grundriß der<br />
Psychologie / Kohlhammer, Stuttgart 1997<br />
Heckhausen, Heinz: Motivation und Handeln /<br />
Springer-Lehrbuch, Berlin 1989<br />
Dörner, Dietrich: Die Logik des Misslingens / Rowohlt<br />
Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck 1992<br />
Pethes, Nicolas; Ruchatz, Jens: Gedächtnis und<br />
Erinnerung; ein interdisziplinäres Lexikon / Rowohlt<br />
Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck 2001<br />
Asanger; Wenninger: Handwörterbuch<br />
Psychologie / Psychologie Verlags Union,<br />
Weinheim 1999<br />
Legewie, Heiner; Ehlers, Wolfram: Handbuch<br />
Moderne Psychologie / Bechtermünz Verlag,<br />
Augsburg 2000<br />
2 Hier ist der Bereich der intrinsischen Motivation<br />
gemeint, die aus sich selbst heraus als belohnend<br />
empfunden wird, wenn die Handlung aus anregenden<br />
Reizen der Umgebung mittlerer<br />
Ausprägungsintensität ausgelöst worden ist.<br />
3 Also auch Sprechweise, Gestik, Mimik, Motorik<br />
usw.; eben alle beobachtbaren<br />
Kommunikationskanäle.<br />
4 Hier spielen Dienstaufsicht und Kultur eine herausragende<br />
Rolle. Da auch Rückmeldungen eines<br />
Umfeldes wahrgenommen werden, also individuell<br />
aufgenommen und verarbeitet werden, können<br />
dort Missverständnisse auftreten zwischen<br />
dem, was der Rückmeldende beabsichtigt und<br />
dem, was der Wahrnehmende versteht.<br />
5 Siehe dazu auch: „Wahrnehmung – <strong>Wahrnehmungs</strong>verzerrung<br />
/ <strong>Wahrnehmungs</strong>abwehr”<br />
6 Hier liegt der Raum für das weite Feld der<br />
Vorurteile. Von einmal gefassten Vorurteilen wieder<br />
abzuweichen ist Schwerstarbeit.<br />
7 Hier bildet der Sexualtrieb eine Ausnahme, weil er,<br />
von einem mittleren Erregungsniveau ausgehend,<br />
zunächst den Erregungszustand erhöht, bis es zu<br />
einer Befriedigung kommen kann. Im Gegensatz<br />
dazu kann z.B. ein wenig Hunger mit ein wenig<br />
Nahrung gestillt werden.<br />
8 Mit dieser Beschreibung ist das „homöostatische<br />
Motivationskonzept” gemeint.<br />
9 Damit ist das seelische, aber durchaus auch das<br />
physische Überleben gemeint. Der Eremit ist kein<br />
widerlegendes Beispiel, weil auch er sich zu einer,<br />
wenn auch räumlich weit zerstreuten, Gemeinschaft<br />
zählen kann. Die Literatur beschreibt eindrucksvolle<br />
Beispiele, die die Richtigkeit der<br />
Behauptung bestätigen.<br />
10 Keiner der beiden Partner darf als Objekt instrumentalisiert<br />
werden, z.B. für das Erleben von<br />
Unabhängigkeit oder Abhängigkeit, Überlegenheit<br />
oder Unterlegenheit, Macht oder Ohnmacht,<br />
Hilfegeben oder Hilfesuchen.<br />
11 Schielderupp-Ebbes stellten fest, dass es eine<br />
Hierarchie gab, in der ranghöhere Tiere<br />
Schnabelhiebe an rangniedrigere Tiere ungestraft<br />
austeilen konnten, was letzteren gegenüber ersteren<br />
nicht möglich war.<br />
12 Körperliche oder geistige Überlegenheit,<br />
Attraktivität, Ausstrahlungskraft oder ähnlichem.<br />
13 Die Rolle von A und ihren rechtlichen und wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten.<br />
14 Hier soll das Beispiel LFB stellvertretend für alle<br />
anderen Bereiche eines Verbandes fortgeschrieben<br />
werden.<br />
15 Natürlich ist klar, dass es sich hier um eine theoretische<br />
Betrachtung handelt. In Wirklichkeit unterliegt<br />
auch die LFB einer Dynamik mit Tagesform<br />
abhängigen Leistungsparametern. Auf die<br />
Darstellung der Dynamik wurde zu Gunsten der<br />
Klarheit des Prinzips verzichtet.<br />
16 Hier ist die Kategorie der „personalisierten<br />
Machtorientierung” gemeint, die vor allem der<br />
Stärkung der eigenen Person dient. Im Gegensatz<br />
dazu ist die „sozialisierte Machtorientierung”<br />
stark fremddienlich, sie soll anderen nutzen.<br />
56 I/2002 FLUGSICHERHEIT