Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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zusätzlichen Informationsquellen gewinnbringend<br />
richten können, er wird<br />
keiner angemessenen Interpretation<br />
mehr fähig sein, er wird zunehmend<br />
das berechtigte Gefühl haben, die<br />
Kontrolle zu verlieren – ein unangenehmes,<br />
stressförderndes Gefühl der<br />
erlebten Hilflosigkeit!<br />
Warum dringen Informationen, die<br />
ein Umfeld ständig auch oberhalb der<br />
messbaren Reizschwelle an den Rezeptoren<br />
der Sinne abliefert und<br />
davon insbesondere die wichtigste<br />
Information, nämlich Feedback 6 , nicht<br />
weiter vor? Wo gehen sie verloren,<br />
wenn sie doch da sind?<br />
Die Ein-Kanal-<br />
Hypothese<br />
Unser Organismus ist unter dem<br />
Aspekt sensorischer Sensibilität so ausgestattet,<br />
dass eine Vielzahl von<br />
Reizen registriert und weitergeleitet<br />
wird. Allein über das menschliche Ohr,<br />
seine Augen und Haut 7 können sensorisch<br />
insgesamt ca. 10 9 Bits/sec aufgenommen<br />
und weitergeleitet werden.<br />
Diese Vielzahl an Informationen<br />
könnte zu einer Vielzahl von Reaktionen<br />
führen. Es ist jedoch nicht sinnvoll,<br />
auf alle Inputs mit Reaktionen zu antworten,<br />
weil dies zu einem übersensiblen,<br />
andauernden Reiz-Reaktions-<br />
Muster des Verhaltens führen würde.<br />
<strong>Das</strong> mag für primitive Lebensformen<br />
überlebenswichtig sein, ein Mensch<br />
könnte so nicht Mensch sein.<br />
Dennoch werden alle Informationen,<br />
Reize bzw. Gegenreize 8 einer<br />
bestimmten Intensität im Bereich des<br />
Stammhirns aufgenommen 9 . Ein<br />
Mensch kann in seinem Bewusstsein<br />
nur einen Reiz nach dem anderen Reiz<br />
verarbeiten. Alle Reize müssen sich,<br />
bildlich gesprochen, in einer Reihe<br />
anstellen, um Beachtung zu finden.<br />
Zwar dauert eine „Zuwendung” des<br />
Bewusstseins zu einer einzelnen Information,<br />
unter Abzug aller Wegund<br />
Dämpfungszeiten, lediglich ca.<br />
0,1 sec. Dennoch ist diese an sich<br />
kurze Zeitspanne zu lang, um der Flut<br />
an Reizen Herr zu werden. Ein zweiter<br />
Reiz, der während der Verarbeitung<br />
des ersten Reizes auftritt, muss warten,<br />
bis der erste Reiz „verdaut” worden<br />
ist. In der Zwischenzeit hält sich<br />
der zweite Reiz in seinem Sensor<br />
bereit. Dauert es, zwischen Impulsbzw.<br />
Reizaufnahme und dem Abruf<br />
dieser Information durch das Bewusstsein,<br />
länger, als der Sensor in der<br />
Lage ist, den Reiz zwischenzuspeichern,<br />
ist dieser Reiz bzw. diese<br />
Information verloren.<br />
Die Menge an sensorischer<br />
Speicherkapazität wird Aufmerksamkeitsspannweite<br />
10 genannt und variiert<br />
je nach Sinnesorgan und Intensität<br />
der Zuwendung, liegt aber durchschnittlich<br />
in einem Bereich von<br />
7 (+/- 2) Einzelobjekten.<br />
Die Evolution hat uns mit einem<br />
<strong>Wahrnehmungs</strong>apparat ausgestattet,<br />
der mit einem „Flaschenhals” an bewusster<br />
Informationsverarbeitungskapazität<br />
ausgestattet wurde. <strong>Das</strong><br />
mag man bedauern, entspricht aber<br />
der Realität und deshalb ist es Unsinn,<br />
dagegen anarbeiten zu wollen. Wir<br />
haben uns damit zu arrangieren.<br />
Wenden wir uns den positiven<br />
Aspekten des „Flaschenhalses” zu,<br />
denn es gibt sie und diese positiven<br />
Aspekte machen uns zu dem, was wir<br />
sind – Menschen mit Bewusstsein und<br />
Plänen.<br />
Der Flaschenhals zwingt dazu,<br />
bewusst genau auszuwählen, was,<br />
wann, unter welchen<br />
Bedingungen in das Bewusstsein<br />
vordringen darf. Der Flaschenhals<br />
zwingt uns zur Priorisierung und so<br />
erreichen wir es im Prinzip, dass wir<br />
nur das tun, was jetzt wichtig ist und<br />
was deshalb wiederum die beste<br />
Voraussetzung für den nächsten<br />
Schritt sein kann. So werden wir in die<br />
Lage versetzt, unangemessene Ablenkungen<br />
auszublenden und konsequent<br />
„bei der Sache” zu bleiben.<br />
<strong>Das</strong> Ganze findet natürlich nicht<br />
isoliert, sondern in einem sich fortschreibenden<br />
Umfeld statt. <strong>Das</strong> heißt,<br />
dass der Flaschenhals einzelne<br />
Informationen in das Bewusstsein entlässt,<br />
die dort eine vorhandene Vorstellung<br />
über die Wirklichkeit ergänzen<br />
und fortschreiben.<br />
Diese Information trifft also auf<br />
mehr oder weniger erwartete Informationen.<br />
Sofern beide in akzeptablen<br />
Grenzen übereinstimmen, das Feedback<br />
des Umfeldes also den Erwartungen<br />
weitestgehend entspricht, kann<br />
nun gemäß Planung weiter verfahren<br />
werden. Allenfalls werden kleinere<br />
Korrekturen erforderlich, aus denen<br />
heraus sich wiederum ein neues<br />
Erwartungsspektrum entwickelt.<br />
Wir bestimmen also durch ganz<br />
persönliche Entscheidung, was<br />
unser Bewusstsein erreicht und<br />
was nicht. Hier liegt das eigentliche<br />
Problem. Wollen wir die weiter oben<br />
erwähnten und eingeklagten unersetzbaren<br />
menschlichen Fähigkeiten<br />
optimal, oder vielleicht besser gesagt,<br />
22 I/2002 FLUGSICHERHEIT