Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ohne flüssiges Arbeiten von vornherein<br />
zu unterbinden und ohne Verunsicherung<br />
zu verbreiten. <strong>Das</strong> fünfmalige<br />
Nachfragen in einem Auto während<br />
der Urlaubsreise „habe ich die<br />
Kaffeemaschine ausgemacht?“, beschreibt<br />
einen Weg, der mit Flugbetrieb<br />
sicherlich nicht vereinbar ist.<br />
In einem fliegerischen Umfeld bleiben<br />
nur wenige Möglichkeiten angemessenen<br />
Verhaltens, so lange eine<br />
technische Automatisierung noch<br />
nicht die Qualität umfassend menschengerechter<br />
Auslegung erreicht<br />
hat.<br />
1. Ich halte mich ausschließlich und<br />
stur an Checklisten, 26 oder<br />
2. ich kenne das beschriebene<br />
Phänomen und stelle mich durch<br />
eine angemessene Verhaltensweise<br />
darauf ein, indem ich die<br />
Sprechgruppe „Stand By“ häufiger<br />
benutze, oder<br />
3. ich präge mir die zuletzt durchgeführte<br />
Handlung sehr aufmerksam<br />
ein (kognitiv, verbal,<br />
motorisch, s. o.), um so den<br />
lückenlosen Anschluss problemlos<br />
wiederfinden zu können,<br />
oder<br />
4. ich beginne einen gesamten<br />
Handlungsabschnitt erneut von<br />
vorn, nachdem meine ineinander<br />
fließenden und richtig erinnerten<br />
Einzeltätigkeiten unterbrochen<br />
worden waren.<br />
Auch hier gilt die goldene Regel,<br />
dass Wissen um diese Zusammenhänge<br />
allein noch nicht viel bewirkt.<br />
Ein entsprechendes Training, möglichst<br />
im Simulator, ist notwendige Ergänzung<br />
und bringt den nachhaltigen<br />
Erfolg. 27<br />
Freies Denken und angemessenes<br />
Erinnern kann massiven Einschränkungen<br />
unterliegen.<br />
Bewusst mit diesen begrenzenden<br />
Faktoren strukturiert umzugehen<br />
setzt Reserven für die Bewältigung<br />
des Unvorhersehbaren frei.<br />
„Mammutjäger“ - sorge dafür,<br />
Deine unersetzbaren menschlichen<br />
Fähigkeiten uneingeschränkt ein-<br />
I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />
setzen zu können, dann wirst Du<br />
Grenzen erkennen, einschätzen<br />
und akzeptieren können.<br />
1 Mit dem Begriff Umwelt sind hier alle möglichen<br />
Umgebungen (sichtbare Räume), in denen sich ein<br />
Mensch aufhalten und überleben kann, gemeint.<br />
Abgrenzung nach Guski, Rainer: Wahrnehmen -<br />
ein Lehrbuch / Kohlhammer GmbH, Stuttgart<br />
1996<br />
2 LeDoux, Joseph: <strong>Das</strong> Netz der Gefühle / Carl<br />
Hanser Verlag, München 1998<br />
3 nach Watzlawick, Paul: Die erfundene<br />
Wirklichkeit / Piper Verlag GmbH, München, 10.<br />
Auflage Januar 1998<br />
4 Es überlebt jene Art, die am besten die physikalischen<br />
Bedingungen seiner Umwelt akzeptiert. In<br />
diesem Punkt ist die Mikrobe prinzipiell besser<br />
angepasst als der Mensch.<br />
5 Damit sind die elementaren Vitalfunktionen<br />
gemeint, die qualitativen Funktionen der<br />
Reizaufnahme über die Sinne und die<br />
Grundemotionen. Ein erweitertes Modell zu elementaren<br />
und abgeleiteten Emotionen bietet<br />
R. Plutchik (1980) in seinen Arbeiten zur<br />
Emotion.(Grundemotionen: Abscheu, Wut,<br />
Erwartung, Freude, Billigung, Furcht, Überraschung,<br />
Traurigkeit; einige psychosozial abgeleitete<br />
Emotionen (später entwickelte Emotionen):<br />
Freundlichkeit, Beunruhigung, Schuldgefühle,<br />
Verdrossenheit, Entzücken, Angst.<br />
6 Diplom Psychologe Andreas Richter, New<br />
Training Institute, Craintal / Mühle<br />
7 Viele dieser Umstände liegen in der Verantwortung<br />
eines jeden Einzelnen selbst, manches<br />
wiederum im Zuständigkeitsbereich des Dienstherren<br />
im weitesten Sinne. Eine Vertiefung dieses<br />
Aspekts soll hier nicht vorgenommen werden.<br />
8 Beanspruchung bedeutet hier im weitesten Sinne:<br />
Umgang mit Belastung.<br />
9 Eine Beschreibung der weiteren Besatzungsangehörigen<br />
unterbleibt hier, da das Prinzip des Kapazitätenmodells<br />
auch an zwei Personen dargestellt<br />
werden kann.<br />
10 Unter einer komplexen Situation ist hier die Vernetzung<br />
verschiedener Variablen gemeint.<br />
11 Definition aus: Edelmann, Lernpsychologie, Beltz-<br />
Verlag<br />
12 Eine 100%ige Abschottung von äußeren Reizen<br />
kann zu Halluzinationen führen, Trugwahrnehmungen<br />
durch „Selbstreizung des Organismus“.<br />
Probanden, die sich einem entsprechenden Test<br />
unterzogen haben, gaben nach sehr kurzer Zeit<br />
„entnervt“ auf. u.a. nach Legewie, Heiner und<br />
Ehlers, Wolfram: Handbuch moderne Psychologie<br />
/ Bechtermünz Verlag<br />
13 Es gibt also mehrere Variable die sich dafür eignen,<br />
das Modell auch komplizierter darzustellen -<br />
das soll jedoch hier unterbleiben.<br />
14 weitere Ausführungen dazu im Artikel Kommunikation<br />
15 Da sich in der menschlichen Evolution die Sprechfähigkeit<br />
als letzte Fähigkeit entwickelt hat, wird<br />
diese, einer strengen Hierarchie folgend, in der<br />
Regel auch als erste Kapazität verloren.<br />
16 Hussy, Walter: Denken und Problemlösen /<br />
Walter Hussy -Kohlhammer; Stuttgart 2. überarbeitete<br />
und erweiterte Auflage 1998<br />
17 Dörner, Dietrich: Die Logik des Misslingens /<br />
Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei<br />
Hamburg 1992<br />
18 „Achte auf deine Gedanken, sie sind der Ursprung<br />
deines Handelns“ / chinesische Weisheit<br />
19 Dörner, Dietrich: Die Logik des Misslingens /<br />
Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei<br />
Hamburg 1992<br />
20 siehe auch: <strong>Das</strong> Milgram Experiment:<br />
Vermeintliche Testpersonen sollten im Rahmen<br />
einer Aggressionsstudie Stromstößen steigender<br />
Intensität ausgesetzt werden, wenn in einem<br />
Lernexperiment Fehler gemacht worden waren. In<br />
Wirklichkeit floss kein Strom. Schmerzempfinden<br />
wurde vorgetäuscht. Die Personen am Stromgenerator<br />
waren die eigentlichen Probanden, ohne es<br />
zu wissen. Sie „quälten“ ihre Testpersonen für<br />
einen vermeintlich guten Zweck - einer statistischen<br />
Erhebung als Grundlage für weitere Studien<br />
zur Bestätigung einer Lerntheorie.<br />
21 Reason, James T., The Organisational Accident<br />
22 <strong>Das</strong> Unbewusste wird in einem Modell in Unterbewusstsein<br />
und Vorbewusstsein unterteilt.<br />
Während das Vorbewusste zugänglich ist, bleibt<br />
das Unterbewusste dem Einzelnen im allgemeinen<br />
verborgen, obwohl es Denken und Erinnern beeinflusst.<br />
23 siehe auch „Wahrnehmung“ und „Aufmerksamkeit“<br />
24 nach dem: „Rahmenmodell zur elementaren und<br />
komplexen menschlichen Informationsverarbeitung“<br />
(MEKIV) wir das hier angesprochene „Erinnerungsrepertoire“<br />
als „Sensorisches Register“<br />
bezeichnet.<br />
25 Diese, seine Wahrheit entspricht zwar nicht der<br />
Realität, sie entspricht jedoch seiner individuellen<br />
Wahrnehmung, seiner Wirklichkeit.<br />
26 Checklisten haben selbstverständlich ihre Berechtigung,<br />
sind notwendig und sinnvoll. Eine ausufernde<br />
Ausweitung der Checklistenflut wäre jedoch<br />
keine wünschenswerte Lösung, weil dann<br />
die Fülle an Checklisten zusätzliche Probleme aufwerfen<br />
würde.<br />
27 So genannte „mentale Schalter“ lenken das<br />
Bewusstsein in bestimmten, definierten Situationen<br />
und können die Reaktionszeit verkürzen.<br />
Dieses muss trainiert werden.<br />
13