Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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Dabei legt der jeweilige<br />
Reiz den Weg vom Sensor<br />
(SR), über den Langzeitspeicher<br />
(LG), hin zum Arbeitsspeicher<br />
(AG) zurück 24 .<br />
Der Impuls aus der Sinneswahrnehmung<br />
trifft nun auf<br />
vorhandenen Erfahrungen<br />
und gespeicherte Informationen<br />
zum Sachverhalt, sowie<br />
die dazugehörigen Emotionen,<br />
im Langzeitgedächtnis.<br />
Die Überwachung erfolgt mittels<br />
unbewusster Aufmerksamkeit<br />
und unbewusster<br />
Wahrnehmung. <strong>Das</strong> Arbeitsgedächtnis<br />
wird anschließend<br />
mit Impulsen unterhalb der<br />
bewussten <strong>Wahrnehmungs</strong>schwelle<br />
versorgt, aufgrund<br />
derer motorische Reaktionen routinisiert<br />
25 , adäquate und unauffällig im<br />
„Stillen” ablaufen.<br />
Ab einer bestimmten Intensität des<br />
Reizes wird bewusste Aufmerksamkeit<br />
herbeigeführt. Diese lenkt den Fokus<br />
der bewussten Wahrnehmung auf<br />
den angesprochenen Sachverhalt,<br />
erkennt und bewertet ihn und folgert.<br />
Dieser Vorgang dauert, wie bereits<br />
erwähnt, ca. 15 sec – ist das mit Flugbetrieb<br />
vereinbar? Wohl kaum für alle<br />
Belange und jede Situation. Die meisten<br />
Ereignisse im Flugbetrieb von<br />
größerer Wichtigkeit verlangen schnelleres<br />
Reagieren.<br />
Um das zu erreichen, gibt es nur die<br />
Möglichkeit, gewisse Sachverhalte, die<br />
von besonderer Bedeutung sind, im<br />
Langzeitgedächtnis „vorzuwarnen”.<br />
<strong>Das</strong> geschieht, indem diese Sachverhalte<br />
bewusst aus den Tiefen des<br />
Erinnerungsvorrats unseres Langzeitspeichers<br />
hoch geholt, sprich in einen<br />
höheren Bereitschafts- und Sensibilitätsgrad<br />
überführt werden, damit<br />
Reaktionszeiten verkürzt werden können.<br />
Dieser Vorgang wird in der Fachliteratur<br />
„Priming”(PM) 26 genannt und<br />
kann bewusste Zuwendung und entsprechende<br />
Reaktionen auf ca. 2 sec<br />
reduzieren. Neben den unbewusst<br />
ablaufenden motorischen Reaktionen,<br />
die natürlich wesentlich kürzere<br />
Reaktionszeiten kennen, ist Priming<br />
das zweite Element, mit dem insgesamt<br />
Reaktionszeiten ermöglicht werden,<br />
die mit Flugbetrieb vereinbar<br />
sind. Es führt kein Weg daran vorbei.<br />
Der gesamte Vorgang des Primens verlangt<br />
natürlich Ressourcen, wie bereits<br />
mehrfach oben dargestellt, in diesem<br />
Falle kognitive Kapazitäten, die per<br />
Priming schnelle Wahrnehmung ermöglichen.<br />
Diesen Vorgang soll die obige Grafik<br />
verdeutlichen.<br />
Der Vollständigkeit halber muss<br />
erwähnt werden, dass es für jeden<br />
Menschen „vorgeprimte” Sachverhalte<br />
und Begriffe gibt, auf die er<br />
immer schnell reagiert, unabhängig<br />
von der jeweiligen Situation. Dazu<br />
zählen z.B. Stimmen der eigenen Kinder<br />
oder der Ehefrau. Dazu zählt aber<br />
auch der eigene Name, der durch<br />
jedes Nebengeräusch dringt und Aufmerksamkeit<br />
sogar dann noch erregen<br />
kann, wenn die Person eigentlich<br />
schon nicht mehr ansprechbar ist,<br />
nachdem sie in der Aktivationskurve<br />
sehr weit rechts ausgewandert ist. Es<br />
zählen allerdings auch schlechte, vielleicht<br />
traumatische Erlebnisse dazu,<br />
die über das gesamte Sinnesspektrum<br />
Zugang finden und in ihrer Tragweite<br />
dazu führen können, dass der<br />
Betroffene, in objektiv „normalen”<br />
Situationen, zur Überreaktion neigt.<br />
Es ist bemerkenswert, dass es eine<br />
übergeordnete Kategorie von unaufgefordertem<br />
Priming gibt, die, neben<br />
der Kategorie der Wichtigkeit eines<br />
Sachverhaltes, in ihrer Bedeutung und<br />
aktivierenden Wirkung alles in den<br />
Schatten stellt.<br />
Es handelt sich um den Selbstbezug,<br />
einer stillen, unbewussten<br />
Form des Primens und dabei geht es<br />
z.B. um folgende Fragen:<br />
Was habe ich davon.<br />
Welche Gefahr geht davon für<br />
mich ganz persönlich aus.<br />
Wie stehe ich da, wenn ich das<br />
mache bzw. unterlasse.<br />
Diese Form des Primens löst Verhaltensweisen<br />
aus, die sich bei dem<br />
einen oder anderen deutlich vom üblichen<br />
Verhalten absetzen. Hier wird<br />
sich plötzlich bemerkenswert nachhaltig<br />
interessiert, engagiert und durchgesetzt<br />
27 . Kein noch so kleines Detail<br />
bleibt unbeachtet und wird hin und<br />
her bewertet, nichts wird dem Zufall<br />
überlassen.<br />
Je höher das Maß an Selbstbezug,<br />
desto höher die Ebene der<br />
Aktivierung der Aufmerksamkeits-<br />
26 I/2002 FLUGSICHERHEIT