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Das Wahrnehmungs - Luftwaffe

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Stressresistenz und die Menge an<br />

Energiespeicher im Körper zu.<br />

Ist die körperliche Fitness, wenn<br />

auch nur vorübergehend, eingeschränkt,<br />

lässt die allgemeine<br />

Leistungsfähigkeit nach und Kapazität<br />

geht verloren.<br />

Unser individuelles, situatives Leistungsvermögen<br />

hängt auch noch von<br />

anderen Faktoren, insbesondere dem<br />

„hausgemachten“ Erleben ab. Dieses<br />

Erleben wird von Mensch zu Menschen<br />

trotz identischer Realitäten<br />

unterschiedlich wahrgenommen -<br />

unterschiedlich erlebt. Dabei spielen<br />

u.a. Vorerfahrungen, Motive und<br />

Emotionen eine entscheidende Rolle.<br />

Ständig fließendes Erleben kann den<br />

freien Zugang zu den Kapazitäten binnen<br />

kürzester Zeit, innerhalb von<br />

Sekunden, blockieren oder befreien,<br />

belasten oder fördern.<br />

Was fangen wir nun mit diesen<br />

Erkenntnissen an? Es wäre eine übertriebene<br />

Annahme zu glauben, man<br />

könne durch Ausbildung alle „roten“<br />

Bereiche in „grüne“ Bereiche umwandeln<br />

- manches bekommt man einfach<br />

nicht weg!<br />

Es wäre allerdings ebenso unangemessen,<br />

rote Bereiche, die beeinflusst<br />

werden können, nicht zu beeinflussen.<br />

7 Wie könnte sich dieses Modell in<br />

der Praxis zeigen, wenn z.B. zwei oder<br />

mehrere Besatzungsangehörige, mit<br />

all ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten,<br />

Erfahrungen und Beanspru-<br />

I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />

chungen 8 für eine fliegerische Aufgabe<br />

zusammengeführt werden. Man<br />

stelle sich da vielleicht den verantwortliche<br />

Luftfahrzeugführer (vwt LFF),<br />

alterfahren, mit vielen Flugstunden<br />

und allen Zusatzberechtigungen, die<br />

es so gibt, hoch angesehen und über<br />

jeden Zweifel erhaben, gleichsam<br />

„jeder Aufgabe gewachsen“, vor. Auf<br />

Grundlage der Einsatzplanung wird er<br />

mit einem Besatzungsangehörigen<br />

(LFB) zusammengeführt, der noch<br />

nicht so viele Flugstunden hat, erst<br />

kurze Zeit in der Staffel fliegt und von<br />

der Welt noch nicht alles gesehen hat.<br />

Er wurde freundlich aufgenommen,<br />

aber ansonsten traut man ihm noch<br />

nicht besonders viel zu. 9<br />

vwt LFF<br />

LFF<br />

Die prinzipiell verfügbaren Kapazitäten<br />

der beiden LFB könnten wie<br />

folgt aussehen:<br />

Bei dieser Betrachtung scheint es<br />

klar zu sein, wie die Kapazitäten verteilt<br />

sind, bzw. von wem die höhere<br />

Leistungsfähigkeit bei der Erfüllung<br />

des fliegerischen Auftrages zu erwarten<br />

ist. Aber entspricht dieser Schein<br />

immer der Realität? In unserem<br />

Beispiel soll die Beschreibung der<br />

Persönlichkeiten tiefer gehen und fortgesetzt<br />

werden.<br />

Der vwtLFF hatte wegen des neugeborenen<br />

„Nachkömmlings“ in seiner<br />

Familie eine unruhige Nacht. Erst<br />

am Morgen kam er zur Ruhe und verfiel<br />

in seinen ersten Tiefschlaf, der<br />

abrupt durch aggressives Klingeln an<br />

der Wohnungstür unterbrochen wurde<br />

- seine Fahrgemeinschaft erwartete<br />

ihn. In Eile und ohne Frühstück verließ<br />

er das Haus und entschuldigte sich bei<br />

seinen Kameraden für seine Verspätung.<br />

Im Dienst angekommen erfuhr er,<br />

dass er kurzfristig für einen anderen<br />

Kameraden einzuspringen hatte, der<br />

seinerseits mit dem „Neuen“ hätte<br />

fliegen sollen. Seiner eigenen Planung<br />

entsprach dieses unerwartete Vorhaben<br />

nicht, denn eigentlich wollte<br />

unser vwt LFF nur gekommen sein, um<br />

sich abzumelden, da er ursprünglich<br />

nicht auf dem Einsatzplan stand, noch<br />

Überstunden abzubauen hatte und für<br />

diesen Tag der Beton für die Kellerdecke<br />

seines mit hohem Anteil an<br />

Eigenleistung zu bauenden Eigenheims<br />

kurzfristig angekündigt worden<br />

war. Der geänderte Einsatzplan geht<br />

jedoch - natürlich - vor.<br />

Der andere LFB dagegen wohnt im<br />

Offz-Wohnheim, war im Tennisverein<br />

aktiv, nahm regelmäßig an der Truppenverpflegung<br />

teil und hatte ansonsten<br />

keinerlei Verpflichtungen. Die<br />

Flugvorbereitung hatte er gründlich<br />

durchgeführt und er wusste genau,<br />

was der Auftrag von ihm und der<br />

Besatzung verlangte.<br />

Wie könnten die Kapazitäten unter<br />

diesen tiefer gehenden Aspekten aussehen?<br />

vwt LFF<br />

LFF<br />

Hier zeigt sich, dass es in bestimmten<br />

Situationen durchaus möglich ist,<br />

mehr Leistungsvermögen von demjenigen<br />

erwarten zu können, bei dem<br />

man es nach oberflächlich objektiven<br />

Maßstäben eigentlich nicht vermutet<br />

hätte.<br />

CRM bedeutet nun, alle freien<br />

Kapazitäten zu nutzen, einzufordern,<br />

aber auch nachdrücklich anzubieten.<br />

<strong>Das</strong> wiederum kann nur<br />

funktionieren, wenn alle Beteiligten<br />

menschlich einwandfrei miteinander<br />

umgehen. So ist z. B. der Hinweis<br />

9

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