Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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Klare Betriessprache auf der einen<br />
Seite, wenn Fliegerisches gemeint ist<br />
und normale Umgangssprache auf der<br />
anderen Seite, wenn auch normales<br />
Umgehen miteinander gemeint ist, bilden<br />
in ihrer Dynamik des jeweiligen<br />
situationsgerechten Wechsels ihrer<br />
Anwendung den Schlüssel für gute,<br />
sachgerechte und damit stressresistente<br />
Kommunikation. Betriebssprache<br />
ermöglicht es, allen Anforderungen<br />
angemessen zu begegnen und Informationsangebote<br />
so zu dosieren, dass<br />
Ziele ohne Umwege erreicht werden<br />
können.<br />
Betriebssprache optimiert den Informationsfluss<br />
zwischen Sender und<br />
Empfänger in anspruchsvollen Situationen<br />
und hält die Kommunikationsfähigkeit<br />
nach „außen“ länger aufrecht.<br />
Allerdings darf nicht unerwähnt<br />
bleiben, dass Betriebssprache nicht<br />
allein von sich aus funktioniert – der<br />
Mensch muss sie richtig und sinnvoll<br />
einsetzen.<br />
Gute Kommunikation hat gute<br />
Regeln.<br />
Kommunikation<br />
und Beziehung<br />
Kommunikation im hier beschriebenen<br />
Kontext versteht sich als Kommunikation<br />
zwischen Menschen, die<br />
im Rahmen einer gemeinsamen<br />
Aufgabe, eines gemeinsamen Auftrages,<br />
ein gemeinsames Ziel verfolgen.<br />
Selbst wenn konkretes Verhalten<br />
darauf deuten sollte, dass ein<br />
Beteiligter ein anderes Zwischenziel<br />
verfolgt, so bleibt sicherlich das übergeordnete<br />
Ziel einer insgesamt sicheren<br />
Durchführung des Auftrages<br />
bestehen.<br />
Wo liegen nun die Falltüren<br />
menschlicher Kommunikation?<br />
Kommunikationsviereck<br />
Es sind mehr als 2000 Jahre vergangen,<br />
seit Aristoteles die Ansicht<br />
vertrat, dass die Prozesse und Struk-<br />
turen des Denkens die Struktur der<br />
Sprache bestimmen; gleichsam<br />
Sprache ein Werkzeug des Denkens<br />
sei. Viel ist seither darüber geschrieben<br />
worden.<br />
Ein Modell jedoch aus neuerer Zeit<br />
beschreibt und erklärt Kommunikation<br />
anhand eines Vierecks plausibel, einfach<br />
und daher auch jederzeit umsetzbar.<br />
Es scheint, dass die Beschäftigung<br />
mit den Aspekten des Kommunikationsvierecks,<br />
im Zusammenhang mit<br />
Fragen der verbalen Kommunikation,<br />
besonders unter dem Gesichtspunkt<br />
der Beziehung, wichtig ist.<br />
Nach diesem Modell verfügt jede<br />
Nachricht über vier Seiten. Oder anders<br />
ausgedrückt, über vier Elemente<br />
in die eine Nachricht immer dann zerlegt<br />
werden kann, wenn sich jemand<br />
Gedanken über folgend Frage mache:<br />
„Was will mir diese Nachricht<br />
sagen?“<br />
Ein Gutteil dieser Gedanken wird<br />
gar nicht bewusst verarbeitet, sondern<br />
lässt Emotionen 19 aufkommen, die<br />
zunehmend Raum greifen können<br />
und so bekanntlich verfügbare Kapazitäten<br />
unter Umständen teilweise<br />
lahm legen. Es ist zu vermuten, dass es<br />
die Lebenserfahrung ist, die immer<br />
wieder dazu verleitet, Sachfremdes in<br />
eine Nachricht hinein zu interpretieren,<br />
obwohl objektiv nichts diesbezügliches<br />
gesagt wurde.<br />
Manchmal werden sachfremde<br />
Effekte allerdings auch provoziert.<br />
Sprache kann als Waffe eingesetzt<br />
werden und dabei:<br />
motivieren oder demotivieren,<br />
Menschen aufbauen oder in ihrer<br />
Persönlichkeit zerstören,<br />
Verhalten verstärken oder zur<br />
Hilflosigkeit erziehen.<br />
Doch nun zum Kommunikationsviereck.<br />
Jede Nachricht verfügt über vier<br />
Hauptbotschaften:<br />
1. Die Nachricht beschreibt einen<br />
Sachverhalt.<br />
2. Die Nachricht enthält einen Teil<br />
SelbstoffenbarungdesSenders.<br />
3. Die Nachricht sagt etwas über<br />
die Beziehung zwischen Sender<br />
und Empfänger aus.<br />
4. Die Nachricht beinhaltet einen<br />
Appell.<br />
Ein angenommenes Beispiel aus<br />
dem Bereich „Hubschrauber im Einsatz“:<br />
Nachdem der Kommandant (Kdt)<br />
das Landefeld im Gelände beschrieben<br />
hatte, der Pilot (PF) die Zielansprache<br />
des Kdt als „verstanden und erkannt“<br />
bestätigt hatte, setzte der PF zur<br />
Landung auf direktem Wege an, ohne<br />
dass er den Wind dabei berücksichtigte.<br />
Der Kdt erkannte die Absicht des<br />
PF und sagte mit leicht seufzendem<br />
Unterton: „ Na, landen wir heute wieder<br />
mit Rückenwind?“<br />
Was will uns diese Nachricht<br />
sagen?<br />
Oder anders ausgedrückt: Was ist<br />
ausdrücklich auf der Mitteilungsebene<br />
formuliert worden und was steckt<br />
noch an Botschaften in dieser Nachricht,<br />
auf der Meta-Ebene, ohne daß<br />
es direkt gesagt worden ist?<br />
1. Der Sachinhalt.<br />
<strong>Das</strong>s wir heute wieder mit Rückenwind<br />
landen deutet darauf hin, dass es<br />
sich um eine unerwünschte Wiederholung<br />
eines nicht angemessenen<br />
Verhaltens handelt. Rückenwind und<br />
Fliegerei vertragen sich prinzipiell<br />
nicht, der Anflug in dieser Form ist<br />
insofern falsch.<br />
2. Die Selbstoffenbarung.<br />
Mir ist nicht wohl bei dieser Landung,<br />
das erhöhte Risiko erscheint mir<br />
34 I/2002 FLUGSICHERHEIT