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Das Wahrnehmungs - Luftwaffe

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unnütz. Immer, wenn das Risiko nicht<br />

bewusst kalkuliert worden war, habe<br />

ich schlechte Erfahrungen mit solchen<br />

Landungen gemacht. Außerdem ist es<br />

sehr belastend, ständig mit solchen<br />

Anfängern zu fliegen.<br />

3. Die Beziehungsebene.<br />

Ohne meine Hilfe kann „er“ (PF)<br />

nicht die richtige Entscheidung treffen.<br />

Eine Sachauseinandersetzung ist „er“<br />

mir nicht wert. “Er“ kann mir ja doch<br />

nicht das Wasser reichen. Wenn „er“<br />

spürt, dass ich dominiere, wird „er“<br />

sich demnächst wohlgefälliger verhalten.<br />

4. Der Appell.<br />

Ändere die Anflugrichtung und<br />

lande nicht mit Rückenwind!<br />

Dieses Beispiel wirft nur einen kurzen<br />

Fokus auf einen vermutlich bereits<br />

länger andauernden Kommunikationsprozess<br />

innerhalb der Besatzung,<br />

der an dieser Stelle auch nicht beendet<br />

sein wird. Er wird sich dynamisch<br />

weiter entwickeln. Uns ist hier an folgenden<br />

Fragen gelegen:<br />

Bringt diese Art der Kommunikation<br />

die Besatzung am schnellsten<br />

dort hin, wo sie hin will?<br />

Taugt diese Art der Kommunikation<br />

dazu, schnell und präzise die<br />

eigene Vorstellung über die<br />

momentane reale Situation und<br />

den damit verbundenen eigenen<br />

Absichten stressresistent an den<br />

Empfänger weiterzugeben, so<br />

dass dieser Input sachgerecht<br />

und damit zügig und sicher verarbeitet<br />

werden kann?<br />

Setzt diese Art der Kommunikation<br />

Kapazitäten frei, oder blockiert<br />

sie eher, weil sich der<br />

Empfänger mehr mit der Frage<br />

auseinandersetzt „was will der<br />

jetzt von mir“, als das Risiko einer<br />

Rückenwindlandung richtig einzuschätzen.<br />

Natürlich liegt die Lösung auf der<br />

Hand. Der Kdt möchte eine Landung<br />

mit Rückenwind vermeiden; der PF hat<br />

nicht geäußert, dass er das erhöhte<br />

Risiko einer Landung mit Rückenwind<br />

erkannt hätte. Die Vorstellungen bei-<br />

I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />

der Besatzungsangehörigen über den<br />

weiteren Verlauf des Fluges sind nicht<br />

deckungsgleich und die Zeit drängt. Es<br />

ist nicht die Zeit „Beziehungskisten“<br />

auszuleben, oder mit verkappten und<br />

missverständlichen Anmerkungen<br />

Handwerkliches (skill-/rule-knowledgebased)<br />

20 abzurufen. Kommunikation<br />

in diesem Beispiel verlangt nach sachbezogener<br />

Informationsverarbeitung<br />

und einer klaren Anweisung zu einem<br />

konkreten Verhalten.<br />

Fortsetzung des Beispiels mit geändertem<br />

Ablauf:<br />

Nachdem der Kdt die Absicht des<br />

PF erkannt hatte, sagte er: „ Der<br />

Rückenwind ist zu stark! Right-Hand-<br />

Pattern zur Landung.<br />

Hätte sachgerechte Kommunikation<br />

den gesamten Flug beherrscht,<br />

dann hätte der Informationsaustausch<br />

zwischen Kdt und PF in der Phase des<br />

Anfluges wie folgt ablaufen können 21 ,<br />

Kdt: “Landefeld 12 Uhr, Mittelgrund,<br />

Lichtung links des Weges,<br />

Wind 5 Uhr,<br />

Risiko Leewirbel.“<br />

PF:<br />

“Landefeld erkannt,<br />

Righthand Pattern gegen Wind,<br />

langes Final, kurze Landung<br />

wegen Leewirbel.“<br />

Diese Art der Kommunikation ist<br />

standardisiert, reversibel und funktioniert<br />

auch noch im “Stress“. Sie erfüllt<br />

die Vorgaben für eine sachgerechte<br />

Kommunikation.<br />

Stellt man sich das Kommunikationsviereck<br />

in einer anderen Art und<br />

Weise vor, nämlich als vierohrigen<br />

Empfänger, so kann anhand dieses<br />

Bildes verdeutlicht werden, dass die<br />

meisten Menschen auf einem Ohr<br />

überzogen „deutlich“ hören – meistens<br />

handelt es sich dabei um das<br />

„Beziehungsohr“.<br />

Wir wollen dies nur als Tatsache<br />

feststellen und nicht tiefere Ursachenforschung<br />

betreiben. Unsere Aufgabe<br />

als Besatzungsangehörige ist es, die<br />

richtigen Rückschlüsse daraus zu ziehen<br />

Transaktionsanalyse<br />

Die Transaktionsanalyse (TA) ist ein<br />

weiteres Modell, um kommunikative<br />

Abläufe, insbesondere auf der Beziehungsebene,<br />

plastisch darzustellen.<br />

Dabei hat dieses Modell den Vorteil,<br />

das Hin und Her einer fließenden<br />

Kommunikation sichtbar zu machen;<br />

sie soll deshalb kurz angesprochen<br />

werden.<br />

Die TA geht davon aus, dass drei<br />

„Herzen in unserer Brust schlagen“;<br />

genauer gesagt, drei Persönlichkeitsinstanzen,<br />

die sich als jeweilige Ich-<br />

Zustände abwechselnd als Eltern-Ich,<br />

Kindheits-Ich oder als Erwachsenen-<br />

Ich zu Wort melden können. Sie haben<br />

folgende Prägungen erfahren:<br />

Wenn sich zwei Individuen gegenüberstehen,<br />

mit je drei Herzen in jedermans<br />

Brust, so kann man sich leicht<br />

vorstellen, wie die Reaktionen auf<br />

bestimmte Aktionen aussehen, wenn<br />

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