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Das Wahrnehmungs - Luftwaffe

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Übermittlung spezifischer Bedeutungen<br />

durch Wörter, die gesprochen,<br />

geschrieben, gezeichnet<br />

oder gesungen 3 werden können.<br />

2. künstliche Sprache:<br />

Musiknoten, mathematische<br />

Gleichungen und Computerprogramme,<br />

die spezialisierte Informationen<br />

genau und mit wenig<br />

Deutungsspielraum kommunizieren,<br />

indem sie von vereinbarten<br />

Systemen von Symbolen, Zeichen<br />

und Formeln Gebrauch machen.<br />

3. visuelle Kommunikation:<br />

Bilder und Diagramme als Mittel,<br />

um Vorstellungen oder Gefühle<br />

oder beides zu übermitteln.<br />

4. nonverbale Kommunikation:<br />

umfasst sowohl Körperbewegungen<br />

(Haltung, Gesten, Lächeln,<br />

Augenkontakt und die<br />

Benutzung des physikalischen<br />

Raums) als auch Eigenschaften<br />

der Sprache wie Stimmlage,<br />

Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke.<br />

Nichtverbales Verhalten wird nicht<br />

zufällig gezeigt; es kann als eines von<br />

mehreren Fenstern zum Unbewussten<br />

gedeutet werden. So kann ein bestimmtes<br />

Blickverhalten, oder ein bestimmter<br />

Gesichtsausdruck, nicht über<br />

längere Zeit kontrolliert werden.<br />

Stimmen die emotionale Bedeutung<br />

des gesprochenen Wortes und die<br />

gezeigte mimische Aussage nicht überein,<br />

wirkt das Gesprochene fremd<br />

und die verbal kommunizierende Person<br />

wenig vertrauenswürdig.<br />

Sprache ist eine relativ späte Erfindung<br />

im Zeitplan der Evolution. Die<br />

nonverbale Kommunikation dagegen<br />

besteht von Anbeginn an, hat also tiefere<br />

und stärkere Wurzeln. Daher ist<br />

sie in jeder Hinsicht der stärkere<br />

Kommunikationskanal.<br />

Die prozentuale Verteilung zwischen<br />

verbaler und nonverbaler sozialer<br />

Wahrnehmung verdeutlicht die<br />

Gewichtung. Die Literatur spricht von<br />

einem Anteil von ca. 10 % – 15 %<br />

verbaler Wahrnehmung über das ge-<br />

I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />

sprochene Wort; der Rest wird nonverbal<br />

zwischen Sender und Empfänger<br />

verarbeitet. Daraus ergeben sich<br />

Problemfelder, die jeder hinreichend<br />

aus dem eigenen Umfeld kennt.<br />

In einem militärisch-fliegerischen<br />

Umfeld tritt der Komplex nonverbaler<br />

Kommunikation zurück, sobald ein<br />

Flug konkret angetreten wird. Anzugordnung,<br />

Aufgabenverteilung und<br />

Cockpitkonfiguration verstärken diesen<br />

Effekt zusätzlich, so dass Kommunikation<br />

zu einem sehr hohen Anteil<br />

auf dem rein verbalen Kanal stattfinden<br />

muss, der nur bedingt dazu taugt,<br />

was noch bewiesen werden wird, die<br />

eigentliche Struktur des Denkens<br />

offenzulegen. Dennoch müssen 100%<br />

Kommunikation stattfinden, obwohl<br />

nur ca. 15% über den Bedeutungsgehalt<br />

von Begriffen transportiert werden<br />

können; aber auch mit diesem<br />

Problem leben wir ständig und im<br />

„Normalfall“ sogar recht komfortabel.<br />

Niemand will zurück zur Zeichensprache.<br />

Es ist jedoch auch hier wichtig,<br />

die Grenzen verbaler Leistungsfähigkeit<br />

zu kennen, um sich Überlegungen<br />

zu öffnen, die stressresistente<br />

Handlungsstrukturen benennen und<br />

vorschlagen.<br />

Gute und angemessene Kommunikation<br />

ermöglicht eine sachgerechte<br />

Vorstellung nah an der<br />

jeweiligen realen Situation.<br />

Kommunikation<br />

und Wirklichkeit<br />

Jedes Individuum steht in einer<br />

andauernden Wechselbeziehung mit<br />

seiner Umwelt, die ihm das Überleben<br />

ermöglicht, wenn, ja wenn das Individuum<br />

die Grenzen akzeptiert, innerhalb<br />

derer das Überleben für es möglich<br />

ist 4 . Um dieses Ziel zu erreichen ist<br />

es erforderlich, die wahrgenommene<br />

Welt ständig auf den Gehalt an<br />

Grenzen, die mit Überleben nicht vereinbar<br />

sind, zu überprüfen.<br />

<strong>Das</strong>s Wahrnehmung nicht dem realen<br />

Abbild der uns umgebenden physikalischen<br />

Umwelt entspricht, ist bekannt<br />

und hat Nachteile für uns, weil<br />

wir Gefahr laufen, aufgrund von<br />

<strong>Wahrnehmungs</strong>verzerrungen und anderen<br />

Besonderheiten in die falsche<br />

Richtung zu laufen 5 . Dieser Punkt<br />

wurde bereits hinreichend in einem<br />

anderen Beitrag erörtert.<br />

Kommunikation ermöglicht den<br />

lebensnotwendigen Informationsaustausch<br />

und dabei ist die eigene, individuelle<br />

Verhaltensweise nur die zweitwichtigste<br />

Quelle der Erkenntnis. Viel<br />

wichtiger ist die Frage nach der<br />

Reaktion des Umfeldes auf individuelles<br />

Verhalten. Viel wichtiger ist also die<br />

Frage nach dem “Feedback“. Lebende<br />

Organismen funktionieren prinzipiell<br />

nicht wie der geschlossene Regelkreis<br />

einer Dampfmaschine. Alles Lebende<br />

lebt überdauernd, weil es für den<br />

Informationsaustausch mit der Umwelt<br />

offen 6 ist, weil nur so ein Überleben<br />

durch Akzeptanz der Grenzen möglich<br />

wird. Wer sich abkapselt, das gilt im<br />

übrigen auch für Organisationen, wird<br />

mittelfristig übergeordnete Grenzen<br />

nicht mehr erkennen können und<br />

damit Überlebensfähigkeit einbüßen.<br />

Folglich ist ein immerfort währender<br />

Informationsaustausch mit der<br />

Umwelt in jeder Hinsicht von elementarem<br />

Interesse. Der Schwerpunkt liegt<br />

dabei, wie bereits erwähnt, auf der<br />

Suche nach Feedback. Wer Feedback<br />

ablehnt, lehnt wichtige Informationen<br />

ab, die Grundlage für die<br />

Bewertung einer nächsten Handlungsfolge<br />

sind. Feedback ermöglicht es,<br />

Folgehandlungen den realen Grenzen<br />

unterzuordnen und die Qualität der<br />

Basis für den nächsten Schritt zu verbessern.<br />

Feedback ist die wichtigste<br />

Stellgröße für Verhalten auf dem<br />

Weg zum Ziel!<br />

Kommunikation ermöglicht den<br />

Vergleich zwischen wahrgenommener<br />

Wirklichkeit und Realität, bzw. zwischen<br />

der Vorstellung über das Machbare<br />

und den realen Grenzen des<br />

Möglichen.<br />

Wer Feedback zulässt, versetzt sich<br />

in eine günstige Lage, um:<br />

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