Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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wer der Regisseur, wer der Kameramann?<br />
Wer hat demnach die Szene ausgewählt,<br />
die Beleuchtung geregelt<br />
und für die Scharfeinstellung<br />
gesorgt?<br />
Allgemein ausgedrückt: Wodurch<br />
wird bestimmt, was aus der Flut der<br />
Umweltreize für die bewusste Informationsverarbeitung<br />
ausgewählt wird,<br />
um sich im jeweiligen Umfeld zurecht<br />
zu finden?<br />
Die folgenden Ausführungen sollen<br />
Hintergründe aufhellen und sich der<br />
Beantwortung der Frage nähern,<br />
warum wir alle manchmal sehr aufmerksam<br />
sind und warum wir es<br />
manchmal nicht sind, obwohl die<br />
Ereignisse dies objektiv notwendig<br />
machen, um überhaupt erst in die<br />
Lage versetzt zu werden, Grenzen<br />
anerkennen zu können.<br />
Warum nutzen wir nicht immer<br />
unsere Kapazitäten angemessen,<br />
sachorientiert und zielgerichtet,<br />
sonder vergeuden dieses wertvolle<br />
Gut bisweilen zur falschen Zeit für<br />
Belanglosigkeiten?<br />
Dazu nun einige grundlegende<br />
Feststellungen.<br />
Aufmerksamkeit und<br />
Kapazitäten<br />
Es stellt sich die Frage, ob Aufmerksamkeit<br />
einen Denk- und Problemlösungsprozess<br />
darstellt, oder, ob sie<br />
etwas anderes ist. Wir kennen die<br />
Ausrufe „gib Acht!”, oder „konzentrier<br />
dich!” Was ist damit<br />
eigentlich gemeint?<br />
Umgangssprachlich bedeuten<br />
diese Ausrufe:<br />
tue das, was jetzt nötig ist,<br />
bleibe bei der Sache,<br />
erkenne Abweichungen,<br />
priorisiere,<br />
denke logisch,<br />
handele nach Konzept, usw.<br />
Es könnte der Eindruck entstehen,<br />
dass Aufmerksamkeit eine<br />
Ressource menschlicher Kapazitäten<br />
an sich sei. Dem ist jedoch<br />
I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />
nicht so, denn Aufmerksamkeit „verwaltet”<br />
lediglich Ressourcen und<br />
weist dem <strong>Wahrnehmungs</strong>geschehen<br />
Kapazitäten zu.<br />
Aufmerksamkeit kann jedoch nur jene<br />
Kapazitäten bzw. Ressourcen verwalten<br />
und zuweisen, die verfügbar sind.<br />
Insofern ist es unsinnig, jemand<br />
aufzufordern, sich zu konzentrieren 3 ,<br />
wenn die Kapazitäten 4 des zu mehr<br />
Konzentration Aufgeforderten, für<br />
eine umfassendere, angemessene<br />
<strong>Wahrnehmungs</strong>dichte nicht mehr hinreichen.<br />
Wenn es denn so ist, das es sich bei<br />
der Verteilung von Aufmerksamkeit<br />
um einen quasi willentlichen Vorgang<br />
handelt, bei dem der Einzelne „irgendwie”<br />
entscheidet, was er in den Fokus<br />
seines Bewusstseins rückt, bleibt es<br />
zunächst unverständlich, dass eine<br />
sachgerechte Priorisierung nicht immer<br />
vorgenommen zu werden scheint und<br />
wichtige, elementare Informationen,<br />
die durchaus Grenzen objektiv und<br />
deutlich aufzeigen, zu spät oder gar<br />
nicht beachtet werden. Auch dafür<br />
gibt es Erklärungen, die einige der<br />
Geheimnisse um Aufmerksamkeit und<br />
deren Zuteilung lüften können.<br />
Wir wollen den Versuch unternehmen,<br />
diese Erklärungen zu finden und<br />
plausibel in Szene zu setzen. Es geht<br />
jedoch nicht ganz ohne Abgrenzungen<br />
und Definitionen.<br />
Definitionen<br />
Aufmerksamkeit ist kein Denk- und<br />
Problemlösungsprozess, gleichwohl ist<br />
sie Voraussetzung dafür und somit<br />
wesentlicher Teilaspekt des Denkens.<br />
Gleichzeitig ist sie unabdingbar für die<br />
meisten Vorgänge, die auf<br />
Gedächtnisinhalte zurückgreifen, wie:<br />
allen Informationsverarbeitungsprozessen,<br />
der Wahrnehmung,<br />
der Nutzung des Gedächtnisses,<br />
der Vorstellungskraft,<br />
der Sprache, usw.<br />
Aufmerksamkeit hat eine aktive<br />
und eine passive Seite und stellt sich<br />
nach einer entsprechenden „Voraktivierung”<br />
ein. Diese Aspekte werden<br />
weiter unten ausführlich dargestellt.<br />
Aufmerksamkeit kann nach Bedarf<br />
flexibel eingesetzt werden und kann<br />
zur subjektiv empfundenen gleichzeitigen<br />
Bearbeitung mehrerer Aufgabenstellungen<br />
herangezogen werden.<br />
Dennoch müssen die Kapazitäten,<br />
wie bereits erwähnt, für die Aufgabenstellung<br />
ausreichen, sonst kommt<br />
es zu Leistungseinbußen. Damit ist<br />
gemeint, dass genügend Ressourcen<br />
bzw. Kapazitäten in ausreichender<br />
Qualität bereitstehen müssen, damit<br />
die Aufmerksamkeit aus diese zurückgreifen<br />
kann.<br />
Aufmerksamkeit kann verschüttete<br />
Ressourcen nicht reaktivieren.<br />
Somit ist das Bereithalten<br />
von Ressourcen der wesentlichere<br />
Bestandteil bei der Diskussion um<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Wer in der Aktivationskurve 5 sehr<br />
weit rechts angelangt ist, der wird seinen<br />
Aufmerksamkeitsfokus auf keine<br />
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