Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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und führungsebenenbezogen vermittelt<br />
und optimiertes Führungsverhalten<br />
konkret erlernt werden.<br />
Schlussbetrachtung und Zusammenfassung<br />
Führungs- und Handlungsverantwortung<br />
ist „ein weites Feld“.<br />
Wer jedoch der erforderlichen<br />
Sorgfaltspflicht nachkommt, die<br />
seiner Aufgabe zugeordnet ist, der<br />
wird immer für sein Handeln einstehen<br />
können - ob als Führer, der<br />
Handlungen einfordert, oder als<br />
jener, der eine Tätigkeit ausführt<br />
und seinen angemessenen Spielraum<br />
ausnutzt.<br />
<strong>Das</strong> menschlich Normale, wie es<br />
CRM thematisiert, zählt auch zu<br />
jenen Faktoren, für die man unbeschadet<br />
einstehen können muss. Es<br />
gilt jedoch, die Frage beantworten<br />
zu können, was der Einzelne in seinem<br />
Bereich strukturell, durch<br />
konkretes Führungsverhalten und<br />
Nutzung des eigenen Handlungsspielraums,<br />
dafür getan hat, das<br />
System „Mensch – Maschine – Umwelt“<br />
fehlerverträglicher zu gestalten?<br />
Wenn dieser Artikel, dessen Bogen<br />
sehr weit gespannt ist, dazu beigetragen<br />
hat bei dem einen oder anderen<br />
I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />
eine angemessene Sichtweise für<br />
das jeweilige Maß an Verantwortung<br />
in der jeweiligen Rolle<br />
zu entwickeln, und<br />
wenn dabei klar geworden ist,<br />
dass mancher vwt LFF durchaus<br />
weniger Gesamtverantwortung<br />
träg, als er bis dato glaubte, und<br />
wenn manchem LFF klar geworden<br />
ist, dass er mehr Verantwortung<br />
trägt, als er bisher glaubte,<br />
auch wenn ein anderer an Bord<br />
„Verantwortlicher“ ist,<br />
dann hat der Artikel den Beitrag<br />
geleistet, den er leisten wollte.<br />
Grenzen eigenen Verhaltens<br />
anzuerkennen, die einengend wirken<br />
und Teamleistung reduzieren<br />
können, ist der erste Schritt zu<br />
Übernahme einer angemessenen<br />
Führung- und Handlungsverantwortung,<br />
für die jederzeit eingestanden<br />
werden kann. <br />
1 Der Aspekt der Vorschriftwidrigkeit soll hier nicht<br />
vertieft werden.<br />
2 Frese (1978), Oesterreich (1988) Intensitätsstufen<br />
von Kontrolle:<br />
Kontrolle 1<br />
Aktive Handlungskontrolle; man kann die Ereignisse<br />
und Ergebnisse selbst gestalten und herbeiführen.<br />
Kontrolle 2<br />
Passive Handlungskontrolle; man kann sich den<br />
Ereignissen, die man selbst nicht beeinflussen konnte,<br />
rechtzeitig anpassen.<br />
Kontrolle 3<br />
Kognitive Kontrolle; man kann Ereignisse, die man<br />
nicht gestalten und denen man sich nicht anpassen<br />
konnte, wenigstens nachträglich erklären und verstehen.<br />
3 siehe auch: „Entscheidungsfindung - SRK-Modell“<br />
4 Siehe auch: „Wahrnehmung - unbewusste<br />
Wahrnehmung“,<br />
5 Siehe Frederic Winslow Taylor (1856 – 1915),<br />
Prinzipien der wissenschaftlichen Betriebsführung,<br />
gemeinsamer Vorteil durch gegenseitige, arbeitsteilige<br />
Ergänzung der Interessen. W. Taylor glaubte an<br />
„the one best way“, den es zu entwickeln galt und<br />
er war u. a. Wegbereiter für die Fließbandarbeit.<br />
6 ZDv 44/30 Die Verhütung von Unfällen mit<br />
Luftfahrzeugen der Bundeswehr, Kapitel 1 / I. / 4<br />
7 In den vergangenen Jahren wurde in vielen Organisationen<br />
„abgeschichtet“. Leider kam es dabei<br />
immer wieder vor, dass zwar die manuelle Tätigkeit<br />
für einen bestimmten Arbeitskomplex auf eine niedrigere<br />
Hierarchiestufe „abgeschichtet“ wurde, die<br />
jeweilige Entscheidungskompetenz jedoch bei der<br />
„abschichtenden“ Ebene verblieb. Wer „abschichtet“,<br />
muss auch den entsprechenden<br />
Entscheidungsspielraum mit „abschichten“, damit<br />
Verantwortung auf der unterstellten Ebene für eigenes<br />
Handeln übernommen werden kann.<br />
8 Seligmann (1975) Reaktionen in dreifacher Weise<br />
1. Motivational: Die Person resigniert („...ich kann<br />
sowieso nichts ändern / auf mich hört ja doch keiner“)<br />
2. Kognitiv: Die Person verliert die Fähigkeit zur<br />
Lösung kognitiv komplexer Aufgaben<br />
3. Emotional: Die Person wird traurig und depressiv<br />
(„ ... mir doch egal“).<br />
9 Die Stichworte dazu lauten „Denken oder<br />
Handeln“. <strong>Das</strong> heißt, die Situation entweder neu zu<br />
bewerten, oder sie Situation im eigenen Sinne zu<br />
verändern; in beiden Fällen kann sich der<br />
Betroffene so den Auswirkungen entziehen. Die<br />
Umbewertung muss natürlich auf gesicherter Basis<br />
stehen, weil sich das Unterbewusste mit seinem<br />
Langzeitgedächtnis nicht täuschen lässt: „Positives<br />
Denken“ – aber richtig!<br />
10 Selbstverständlich gehört sonstiges Personal der<br />
Bundeswehr prinzipiell auch nicht dazu. <strong>Das</strong> soll<br />
jedoch im hier gesteckten Rahmen nicht weiter verfolgt<br />
werden.<br />
11 Frese und Semmer (1991), S. 153: „... dass es oft<br />
lohnenswert ist, nicht nur die Stressoren zu verringern,<br />
sondern den Handlungsspielraum zu erhöhen<br />
und die soziale Unterstützung zu verbessern“<br />
12 Ein Lehrer – Schülerverhältnis unterscheidet sich<br />
natürlich prinzipiell und muss selbstredend anders<br />
bewertet werden, insbesondere in der Anfangsphase<br />
einer Ausbildung.<br />
13 Der Verfasser klopft an die eigene Brust.<br />
14 Hier kann es auch dazu kommen, dass, weil nicht<br />
daran gewöhnt, der „zweite Mann“ nicht richtig<br />
oder gar nicht eingesetzt wird, somit der Handlungsspielraum<br />
des Steuerführenden zu weit gefasst<br />
und damit die „workload“ für ihn und die „stressload“,<br />
wegen des „Sandsackgefühls“, für den<br />
inaktiven LFF unnötig erhöht wird.<br />
15 Damit sind speziell Besatzungen von Verbindungshubschraubern<br />
gemeint.<br />
16 Was in der Anfangsphase einer Musterausbildung<br />
seine Berechtigung hat, darf in einem arbeitsteilig<br />
organisierten Lfz ohne Not prinzipiell nicht stattfinden.<br />
17 Eine Verbandsphilosophie ist überdauernder, formulierter<br />
Wille des Verbandsführers und kann die<br />
Denkweise aller ihm Unterstellten in seinem Sinne<br />
einen.<br />
18 Die Risikoforschung spricht dabei vom Phänomen<br />
der „risky shift-Problematik“<br />
19 Man denke an ein Briefing vor einem anspruchsvollen<br />
fliegerischen Vorhaben mit Besatzungen, die<br />
unterschiedlich erfahren und unterschiedlich leistungsfähig<br />
sind. Die „Unerfahreneren“ sagen bzw.<br />
fragen nichts, weil die „Erfahrenen“ nichts sagen<br />
bzw. nichts fragen.<br />
20 Im Strafrecht kenn man den Begriff des „Rädelführers“,<br />
der in einem Konglomerat von Verantwortungsgeflechten<br />
höhere Verantwortung übernehmen<br />
muss, weil er führend auf andere negativ<br />
eingewirkt hat. Ob der Tatbestand einer objektiven<br />
Duldung von derartigen Vorgängen auch das<br />
Kriterium einer „Rädelführerschaft“ erfüllt, konnte<br />
nicht abschließend geklärt werden.<br />
21 nach Aussage des früheren Marineverbindungsoffiziers<br />
(MVO) im Dezernat „c“<br />
22 Entscheidungsnotstand ist hier ausdrücklich nicht<br />
gemeint, denn dann gelten wieder jene Grundsätze,<br />
die nach bestem Wissen und Gewissen fragen<br />
23 §10 (4) SG; Pflichten des Vorgesetzten, § 11 SG;<br />
Gehorsam<br />
24 div. Kommentare zum Wehrrecht leiten in diesem<br />
Zusammenhang aus § 7 SG (Pflicht zum treuen<br />
Dienen) eine Pflicht zur Gegenrede ab, wenn zu<br />
vermuten ist, dass derjenige, der die Entscheidung<br />
getroffen hat, die Entscheidung anders getroffen<br />
hätte, wenn er über alle Informationen im<br />
Zusammenhang verfügt hätte.<br />
25 In der Bundeswehr gilt das Unteilbarkeitsprinzip der<br />
Verantwortung<br />
26 Kontingenzmodell der Führung nach Fiedler<br />
27 Gewusst haben wir das schon immer, nur wissenschaftlich<br />
nachgewiesen war es lange Zeit nicht<br />
28 Vertical – Dyad – Linkage – Ansatz, Graen &<br />
Schiemann 1978, Liden & Graen 1980. Danach<br />
können sich Führungspersonen offenbar zur gleichen<br />
Zeit gegenüber verschiedenen Sub-Gruppen<br />
und Einzelpersonen unterschiedlich verhalten. Bei<br />
diesem Ansatz werden einzelne, bipolare<br />
Beziehungen zunächst getrennt untersucht und<br />
anschließend in ihrer Gesamtheit bewertet.<br />
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