Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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<strong>Das</strong> S-R-K-Modell<br />
<strong>Das</strong> SRK - modell 12 zeigt in verblüffender<br />
Weise auf, unter welchen Bedingungen<br />
Verhalten, dem natürlich<br />
immer eine Entscheidung auf einer der<br />
oben dargestellten Ebenen vorausgeht,<br />
schnell oder nicht so schnell verfügbar<br />
ist.<br />
In einer Testreihe wurden Reaktionszeiten<br />
von Lfz - Führern für bestimmte<br />
Entscheidungsprozesse gemessen,<br />
die in folgende Kategorien<br />
gegliedert waren:<br />
1. Manuelle Fertigkeiten / Reflexe<br />
SKILL BASED BEHAVIOR 13<br />
Reflexe wurde bei LFF - Anwärtern<br />
mit 150-300 Sekunden -3 (ms) gemessen;<br />
nach Abschluss von Ausbildung<br />
und Training mit bis zu 60 ms.<br />
2. Regelanwendung<br />
RULE BASED BEHAVIOR 14<br />
Die Reaktionszeit, um eine bekannte<br />
Regel anzuwenden, die zusätzlich<br />
im Rahmen der Vorbereitung für die<br />
Durchführung der Mission „gebrieft“<br />
worden war, oder aufgrund anderer<br />
mentaler Vorbereitung (Priming) 15 erwartet<br />
wurde, dauerte 2-3 sec.<br />
Die gleiche bekannte Regel, die<br />
jedoch nicht „gebrieft / geprimed“<br />
wurde und die auch nicht aufgrund<br />
anderer mentaler Vorbereitung unmittelbar<br />
abrufbar war, konnte erst nach<br />
ca. 15 sec angewendet werden.<br />
3. Wissensanwendung KNOWLEDGE<br />
BASED BEHAVIOR 16<br />
Eine Situation, die weder mit Fertigkeiten,<br />
noch mit bekannten Regeln<br />
bewältigt werden konnte, setzte einen<br />
analytischen Denkprozess in Gang, der<br />
auf allgemeines Wissen und allgemeine<br />
Erfahrung zurückgreifen musste.<br />
Hier lagen die Reaktionszeiten bei 45 +<br />
sec.<br />
Diese Werte sind unter der Bezeichnung<br />
„Rasmussenleiter“ in der<br />
einschlägigen Literatur nachzulesen<br />
und ermöglichen interessante Rückschlüsse.<br />
Eine Statistik weist darauf hin, dass<br />
Handlungen im Flugbetrieb ca. 10 - 15<br />
sec nach Ausführung ihre volle Wir-<br />
Skill based<br />
behavior<br />
Rule based<br />
behavior<br />
Knowledge<br />
based<br />
behavior<br />
kung erzielen. Sollte diese Handlung<br />
eine Situation herbeiführen, die unerwünscht<br />
ist und unter Anwenden<br />
einer weiteren bekannten, allerdings<br />
nicht präsenten, Regel korrigiert werden<br />
muss, dauert es erneut 10 - 15<br />
sec, bis die korrigierende Handlung<br />
eingeleitet werden kann.<br />
Für kritische Situationen ist dies<br />
und alles was darüber hinaus geht,<br />
ein nicht hinnehmbarer Zeitansatz.<br />
Innerhalb dieser Zeiträume geschehen<br />
Unfälle.<br />
Wir können nicht unbedingt das<br />
Geschehen um uns herum beeinflussen<br />
- wir können allerdings<br />
unsere Reaktionszeiten drastisch<br />
reduzieren.<br />
Wir sind in der Lage innerhalb von<br />
2-3 sec angemessen auf kalkulierte<br />
Herausforderungen zu reagieren. Es<br />
liegt auf der Hand, diesen Zeitansatz<br />
anzustreben und deshalb Verfahren<br />
anzuwenden, die diese Reaktionszeiten<br />
ermöglichen.<br />
Voraussetzungen<br />
für Entscheidungen<br />
Wie bereits weiter oben erwähnt,<br />
brauchen Entscheidungen einen Anstoß,<br />
der das Entscheidungsbewusstsein<br />
aktiviert. Es lohnt sich, etwas<br />
genauer hinzuschauen, denn die<br />
Geschwindigkeit und die Qualität von<br />
Entscheidungsprozessen müssen mit<br />
der Komplexität und der Dynamik des<br />
Umfeldes mithalten können.<br />
ohne Training<br />
mit Training<br />
Regel bekannt<br />
gebrieft<br />
Regel bekannt<br />
nicht gebrieft<br />
≥ 45 sec<br />
ca. 0,3 sec<br />
≥ 0,06 sec<br />
ca. 2 sec<br />
ca. 15 sec<br />
<strong>Das</strong> größte Hindernis dabei ist, den<br />
entsprechenden Bewusstseinszustand<br />
herzustellen, denn viel zu oft gaukelt<br />
uns unser mentales Modell 17 einen<br />
Zustand über die uns beeinflussende<br />
Wirklichkeit vor, der mit Realität kaum<br />
vereinbar ist und dennoch halten wir<br />
allzu gern, auch unter Energieaufwand,<br />
an der eigenen Vorstellung fest.<br />
Im Folgenden soll der Versuch<br />
unternommen werden, bildhaft darzustellen,<br />
wie die Systematik eines Entscheidungsfindungsprozesses<br />
rechtzeitig<br />
ausgelöst werden kann.<br />
Der Weg-Ziel-Konflikt<br />
Die Entscheidung braucht einen<br />
wahrgenommenen Weg-Ziel-Konflikt.<br />
Damit ist gemeint, dass ein bekannter<br />
Plan nicht wie vorgesehen durchgeführt<br />
werden kann, weil etwas Unvorhergesehenes<br />
eingetreten ist, wodurch<br />
die Zielerreichung gefährdet sein<br />
könnte.<br />
Dinge, die vorhersehbar waren,<br />
wurden in die Planung mit einbezogen<br />
und für den Fall des Eintretens mit<br />
Ausweichplanungen bedacht. Um<br />
Plan „B“ oder „C“ anzuwenden, fände<br />
eine Entscheidung auf der „Ebene<br />
zwei“ statt, die unverzüglich umgesetzt<br />
werden könnte, weil alle dafür<br />
erforderlichen Parameter bekannt,<br />
durchdacht und gebrieft bzw. benannt<br />
worden sind.<br />
Tritt, wie in dem geschilderten Beispiel,<br />
etwas Unvorhergesehenes ein,<br />
erreicht der Entscheidungsfindungs-<br />
42 I/2002 FLUGSICHERHEIT