Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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wahrgenommen, dürfte der Anschluss<br />
an diese Gruppe problemlos gelingen.<br />
Werden diese Leistungen jedoch<br />
noch nicht deutlich erkennbar<br />
erbracht und ist der Drang, schnell<br />
dazu gehören zu wollen, stärker ausgeprägt,<br />
als es der Zuwachs an<br />
Leistungsfortschritt rechtfertigt, kann<br />
es beim Anschlusssuchenden zu einer<br />
<strong>Wahrnehmungs</strong>verzerrung kommen,<br />
die über den wahren, objektiven<br />
Leistungsstand hinweg täuscht und<br />
ein Gefühl des „eigentlich Dazugehörens”<br />
aufkommen lässt. Die<br />
Beweisführung vor sich selber und den<br />
anderen wird dadurch erbracht, dass<br />
punktuell vermeintliche Leistungsspitzen<br />
erbracht werden, die als statistisches<br />
Mittel eines eigentlich hohen<br />
Niveaus und damit als „Eintrittskarte”<br />
angesehen werden; objektive Defizite<br />
werden „weg rationalisiert”.<br />
Ein anderes Problem tritt auf, wenn<br />
die Anschlussperson bzw. die Anschlussgruppe<br />
die Meßlatte für den<br />
Anschluss hoch legt und hoch hält,<br />
um den Preis für einen Anschluss teuer<br />
zu gestalten. Die „Eintrittskarte“ für<br />
die Aufnahme in bzw. für den<br />
Anschluss an den elitären Kreis wird<br />
„ausgestellt”, wenn eine nachhaltige<br />
Beeindruckung stattgefunden hat.<br />
Unausgesprochen, vielleicht mit einem<br />
Augenzwinkern, wird der Anschluss<br />
vollzogen. Danach eröffnen sich für<br />
den ehemals Anschlusssuchenden<br />
Einblicke in Interna, die den Charakter<br />
von Informationen einer geheimbündlerischen<br />
Subkultur aufweisen.<br />
Natürlich war das in den letzten drei<br />
Absätzen Geschriebene völlig übertrieben.<br />
Dennoch sollte angemerkt<br />
werden, dass dynamische Prozesse<br />
dieser Art in früherer (damaliger) Zeit<br />
nicht ausgeschlossen waren. Als Lehre<br />
daraus darf nicht in Vergessenheit<br />
geraten, dass es die Kultur eines<br />
Verbandes ist, die so etwas ermöglicht<br />
bzw. sogar stillschweigend fördert,<br />
aber auch ausschließt.<br />
Menschen allgemein, aber natürlich<br />
auch Besatzungsangehörige und<br />
andere Angehörige des fliegerischen<br />
I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />
Umfeldes, können über das Anschlussmotiv,<br />
durchaus unbewusst, in<br />
eine Situation abgleiten, die ihrem realen<br />
und objektiven Leistungsstand<br />
nicht entspricht. Dadurch werden<br />
Grenzen potentiell, aber auch real<br />
überschritten und Risiken verkannt.<br />
Es darf nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass Luftfahrzeugbesatzungen, die an<br />
Einsätzen unter realer Bedrohung teilgenommen<br />
haben, weitestgehend<br />
nicht unter den geschilderten Symptomen<br />
im Flugbetrieb leiden. Jeder<br />
Teilnehmer hat vor sich und anderen<br />
bewiesen, dass er das Geforderte gut<br />
und auftragsgerecht leisten konnte –<br />
es bedarf keines weiteren Beweises.<br />
Nach hiesiger Beobachtung ist<br />
heutzutage ein zwischenmenschlich<br />
harmonisches und angemessenes<br />
Hineinwachsen in das geforderte<br />
Leistungsprofil weitestgehend gegeben,<br />
gerade vor dem Hintergrund realer<br />
Einsätze. Es bleibt die Frage zu diskutieren,<br />
wie dieses in sich ruhende,<br />
realitätsorientierte und stabile Gruppengefühl<br />
auch außerhalb von realen<br />
Einsätzen aufrecht erhalten werden<br />
kann.<br />
<strong>Das</strong> Machtmotiv<br />
Die richtungsweisenden Beobachtungen<br />
auf einem Hühnerhof im Jahre<br />
1922 11 brachten es ans Tageslicht. Es<br />
gibt eine Hierarchieform, in der Macht<br />
ungestraft ausgeübt werden kann.<br />
Diese Rückschlüsse aufgrund von<br />
Beobachtungen wurden über die<br />
Jahre bis heute weiter untersucht und<br />
auf das vielfältige Verhalten von<br />
Menschen übertragen.<br />
Neutral ausgedrückt beruhen Phänomene<br />
der Macht auf der Unvereinbarkeit<br />
von Zielen verschiedener Personen<br />
und Gruppen oder von Mitteln<br />
zur Zielerreichung.<br />
Der Begriff „Macht” hat einen eher<br />
negativen Beigeschmack, weil er<br />
gewöhnlich mit folgenden Vorstellungen<br />
verbunden wird:<br />
Zwang<br />
Unterdrückung<br />
Gewalt<br />
ungerechtfertigte Herrschaft<br />
Er hat in der Realität jedoch nicht<br />
weniger mit positiven bzw. nicht negativen<br />
Phänomenen zu tun, wie:<br />
legitimierte Herrschaft<br />
Autorität<br />
anerkannter Führung<br />
Einflussnahme<br />
Erziehung<br />
Interessenausgleich<br />
Gruppenzusammenhalt<br />
Aus dieser Gegenüberstellung wird<br />
ein Problemfeld zwischen notwendigem<br />
Machthandeln und wahrgenommener<br />
Machtausübung deutlich. Eine<br />
angemessene Einordnung im täglichen<br />
Leben verlangt von beiden Seiten<br />
Augenmaß in der Anwendung und<br />
Einsicht in die Notwendigkeit, in<br />
bestimmten Grenzen Macht ausüben<br />
zu müssen bzw. Machtausübung zu<br />
akzeptieren. Ohne kontrollierte und<br />
angemessene Machtstrukturen kann<br />
sich kein soziales Gebilde stabilisieren.<br />
Leider werden die Grenzen angemessener<br />
Machtausübung nicht<br />
immer eingehalten. <strong>Das</strong> ist vor allen<br />
dann der Fall, wenn eine Person oder<br />
eine Gruppe übertrieben nach Macht<br />
und Überlegenheit strebt und dabei<br />
berechtigten Widerstand anderer<br />
unterdrückt.<br />
Eine Machtstruktur kann sich unter<br />
folgenden Bedingungen entwickeln:<br />
1. Motivation des Machthandelnden.<br />
Sie entwickelt sich unter der<br />
Bedingung, dass der Bedürfniszustand<br />
eines potentiell Machtausübenden<br />
(Person A) nur dann<br />
befriedigt werden kann, wenn<br />
ein anderer (Person B) ein ganz<br />
bestimmtes Verhalten zeigt.<br />
2. Widerstand.<br />
Person B, deren Verhalten zur<br />
Befriedigung des Bedürfnisses<br />
der Person A erforderlich ist,<br />
muss sich widersetzen.<br />
3. Machtquellen.<br />
DerWiderstandmobilisiertMachtquellen<br />
bei Person A. Diese<br />
könne sich aus persönlichen 12<br />
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