Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sein verharrt in der Situation und<br />
erlebt dabei Gegenwart.<br />
In der Bewusstseinsgegenwart, in<br />
der wir unsere Umwelt erfassen und<br />
bewerten, bestimmen wir die Lebensqualität.<br />
Die Bewusstseinsgegenwart<br />
findet in 2 - 3-Sekundenpäckchen<br />
statt. Wir kennen diese Zeitabschnitte<br />
aus dem täglichen Leben wie z. B.:<br />
- der feste Blick in die Augen des<br />
anderen beim ersten Kennenlernen,<br />
- das Verharren in der Bewegung<br />
bei einer unglaublichen Nachricht,<br />
- das labende Gefühl beim ersten<br />
tiefen Schluck,<br />
- der erste Blick auf ein schönes<br />
Geschenk,<br />
- das Innehalten, unmittelbar bevor<br />
man die letzte richtige Zahl im<br />
Lotto gehört hat (kennt vielleicht<br />
noch nicht jeder).<br />
Beleg für diesen individuellen<br />
Zeitabschnitt, in dem wir Sinneseindrücke<br />
zusammenhängend erfassen<br />
können, ist der Wandel des Kippmodells<br />
25 (Neckerscher Würfel).<br />
Für uns ist es von Bedeutung, in<br />
beanspruchenden Situationen Informationen<br />
möglichst ohne Zeitverlust<br />
ins Bewusstsein des anderen einzufügen.<br />
Deshalb sollten Informationen<br />
korrekt, präzise und in 2-Sekundenpäckchen<br />
übermittelt werden.<br />
<strong>Das</strong> funktioniert nicht von selbst, sondern<br />
nur nach einem entsprechenden<br />
Training. Nähere Ausführungen dazu<br />
im Rahmen der Themen Kommunikation<br />
und Stress.<br />
Die Betrachtung des <strong>Wahrnehmungs</strong>intervalls<br />
gibt einen Hinweis<br />
darauf, wie sich der Übergang von<br />
Wahrnehmung zur Fixierung zeigt.<br />
Verweilen wir länger als die erforderliche<br />
Zeit, um Sinneseindrücke<br />
einmal zusammenhängend erfassen<br />
zu können (2-3 Sekunden),<br />
besteht die Gefahr der Fixierung<br />
mit all den negativen und gefährlichen<br />
Erscheinungen, die oben beschrieben<br />
worden sind. Daraus lassen sich<br />
Verhaltensstrategien ableiten.<br />
I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />
Zusammenfassung<br />
Ohne Wahrnehmung ist kein bewusstes<br />
Leben möglich. Wahrnehmung<br />
ermöglicht es uns, auf alle<br />
Anforderungen des täglichen Lebens<br />
angemessen zu reagieren. Dennoch<br />
kann uns Wahrnehmung in die Irre<br />
führen, weil uns die Evolution nicht<br />
primär für ein Überleben in einer<br />
modernen, hoch technisierten Umwelt<br />
geformt hat.<br />
Kennen wir jedoch die wichtigsten<br />
Grenzen und Falltüren menschlicher<br />
Wahrnehmung, sind wir sehr wohl in<br />
der Lage, Grenzen frühzeitig zu erkennen<br />
und auf die Anforderungen des<br />
modernen Lebens angemessen zu reagieren.<br />
<br />
1 Zeitlich-, räumlich- selbstbezogene Orientiertheit<br />
2 Exzerpt aus: Guski, Rainer Wahrnehmen – ein<br />
Lehrbuch / W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart<br />
1996<br />
3 Div. Definitionen und Abgrenzungen aus der<br />
Fachliteratur.<br />
4 Krech/Crutchfield, Grundlagen der Psychologie,<br />
Beltz-Verlag<br />
5 Gadenne, Volker, Bewusstsein, Kognition und<br />
Gehirn / Verlag Hans Huber, Bern 1996<br />
6 <strong>Das</strong> limbische System wird auch als emotionaler<br />
Filter bezeichnet. Es verarbeitet Reize aus dem<br />
Körperinneren und solche von außen und bildet<br />
daher das Verbindungselement zwischen dem<br />
Bewussten und dem Unbewussten.<br />
7 Die ersten systematischen Experimente zur<br />
Wirkung eines solchen Reizentzuges (sensorischer<br />
Deprivation) führte ein Forschungsteam unter<br />
Leitung des kanadischen Psychologen Donald O.<br />
Hebb 1951 – 1954 durch.<br />
8 U.a. nach Legewie, Heiner und Ehlers,<br />
Wolfram: Handbuch moderne Psychologie /<br />
Bechtermünz Verlag.<br />
9 auch im täglichen Leben können diese<br />
Phänomene, meist in abgeschwächter Form,<br />
beobachtet werden, wenn Menschen extremer<br />
Reizarmut und Monotonie ausgesetzt sind, wie<br />
z.B. beim Liegen in einem großen Gipsverband,<br />
Nachtfahrten auf schwach befahrener Autobahn,<br />
Höhen- und Weltraumflüge, in Kontrollräumen<br />
der automatisierten Industrie, Grubenunglücke.<br />
Aber auch Überführungsflüge, späte Nachtflüge<br />
überland, TWR-Personal zwischen den Phasen<br />
Start und Landung.<br />
10 Siehe auch: „Menschliche Kapazitäten –<br />
Aktivation”<br />
11 „binary digits” dienen, wie in der Informatik, der<br />
Angabe von Speicher- und<br />
Informationsverarbeitungskapazitäten<br />
12 siehe auch: „Aufmerksamkeit”<br />
13 Gadenne, Volker, s.o.<br />
14 Natürlich mussten diese Automatismen in einem<br />
früheren Stadium erlernt und trainiert worden<br />
sein, bevor sie automatisiert und ohne spürbaren<br />
Ressourcenverbrauch aktiviert werden können.<br />
15 Perrig, Walter J. ...: Unbewusste<br />
Informationsverarbeitung / Verlag Hans Huber,<br />
Bern 1993<br />
16 Dörner, Dietrich: Die Logik des Misslingens /<br />
Rowohlt Verlag, Reinbeck 1992.<br />
17 Polany: Implizites Wissen 1985<br />
18 Die körperlichen Reaktionen sind mit denen einer<br />
hohen Aktivation vergleichbar; siehe dazu:<br />
„menschliche Kapazitäten – Aktivation”.<br />
19 Im Rahmen von CRM-Seminare/ -Trainings wurde<br />
von einigen Teilnehmern immer wieder das<br />
Argument vorgetragen, dass nur der bewusste<br />
Verstand zähle, Emotionen und Körperreaktionen<br />
seien hinderlich und unnütz.<br />
20 Perrig, Walter J. ...:s.o.<br />
21 Siehe auch: „Entscheidungsfindung – Rubikon”.<br />
22 <strong>Das</strong> mentale Modell eines Menschen umfasst folgende<br />
Wissensbereiche: fünf sinnspezifische,<br />
räumliche, prozedurale und konzeptuelle<br />
Wissensformen, die zusammen ein Bild von der<br />
umgebenden Umwelt projizieren.<br />
23 Auch wenn es seltsam erscheinen mag, hier ist<br />
das Selbstgespräch eine gute Methode, der drohenden<br />
Gefahr zu entrinnen. Natürlich braucht es<br />
auch hier wieder bekannte Grenzen, die, wenn<br />
ich sie überschreite, einen „mentalen Schalter”<br />
bewegen, der die Selbstinstruktion auslöst und<br />
eine systematische Erfassung des Gesamten wiederherstellt.<br />
24 Siehe auch: „Menschliche Kapazitäten –<br />
Aktivation”.<br />
25 Bei entspannter Betrachtung kippt die<br />
Wahrnehmung der vorderen Fläche.<br />
19