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Das Wahrnehmungs - Luftwaffe

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Muster möglich war, oder eine<br />

ganz bestimmte Organisation<br />

mir das Fliegen ermöglichte?<br />

Reflektierte Entscheidung<br />

Reflektierte Entscheidungen sind<br />

dadurch charakterisiert, dass keine aus<br />

dem Verhalten oder stereotyp abrufbaren<br />

Vorentscheidungen für die<br />

wahrgenommenen Optionen vorhanden<br />

sind. Der Entscheider denkt darüber,<br />

welcher Option er den Vorzug<br />

geben soll. Er sucht nach Informationen<br />

in seinem Gedächtnis und gegebenenfalls<br />

auch in seiner Umgebung<br />

und setzt so sein Bewusstsein in<br />

einen Zustand, der ihm die Auswahl<br />

aus verschiedenen Optionen ermöglicht<br />

– hoffentlich eine angemessene<br />

Auswahl.<br />

Dies erfordert einen wesentlich<br />

höheren kognitiven Aufwand als die<br />

bisher beschriebenen routinisierten<br />

und stereotypen Entscheidungen.<br />

Beispiele dafür könnten sein:<br />

Der Überführungsflug mit einem<br />

bewusstlosen Herz - Lungen-<br />

Patienten bei sehr schlechtem<br />

Wetter, bedrohlich abnehmendem<br />

Kraftstoffvorrat und abnehmender<br />

Batteriespannung der<br />

Herz-Lungen-Maschine,<br />

Der Wiederstart am Zwischenlandeplatz<br />

mit ausgefallenem<br />

Fahrtmesser an einem Freitag,<br />

Die Faszination eines wenig vertrauten<br />

EMERGENCIES bei gleichzeitig<br />

unzureichendem technischen<br />

Sachverstand.<br />

Die Flugsicherungsfreigabe zum<br />

Überflug des Staffelgebäudes<br />

querab zur Start- und Landebahn<br />

(aus Anlass des letzten Fluges), bei<br />

gleichzeitig stattfindenden Anflügen<br />

und Durchstartverfahren.<br />

Konstruktive Entscheidung<br />

Für diese Entscheidungsebene sind<br />

zwei weitere Aspekte charakteristisch:<br />

Die Optionen sind entweder<br />

nicht vorgegeben oder nicht hinreichend<br />

genau definiert.<br />

Die für die Entscheidung relevan-<br />

I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />

ten persönlichen Werte sind entweder<br />

unklar oder müssen erst<br />

entwickelt werden.<br />

Entscheidungen auf dieser Ebene<br />

verlangen den höchsten kognitiven<br />

Aufwand, insbesondere auf dem Gebiet<br />

der Informationsbeschaffung.<br />

Beispiele dafür sind alle grundlegenden<br />

Entscheidungen und solche<br />

Entscheidungen von strategischer<br />

Dimension.<br />

Merkmale der<br />

Entscheidungsebenen<br />

Alle hier aufgeführten und kurz<br />

definierten vier Entscheidungsebenen<br />

haben auch mit Flugbetrieb zu tun,<br />

wobei letztere, die konstruktive Entscheidung,<br />

im Cockpit direkt und auf<br />

der sonstigen Arbeitsebene eines Geschwaders/<br />

eines Regiments / einer<br />

Staffel, in der Regel nicht anzutreffen<br />

sein wird bzw. nicht anzutreffen sein<br />

dürften.<br />

Alle anderen Entscheidungsebenen<br />

jedoch begleiten das tägliche Leben<br />

aller in Führungs- und Handlungsverantwortung<br />

stehenden<br />

Luftfahrzeugbesatzung,<br />

Ebene<br />

Techniker, die Lfz bereitstellen,<br />

Personal der Flugsicherung, das<br />

den Flugverkehr koordiniert und<br />

steuert.<br />

Die anschließende Tabelle soll in<br />

übersichtlicher Form verdeutlichen,<br />

wie viele kognitiven Ressourcen die<br />

einzelnen Ebenen beanspruchen und<br />

welche sich deshalb für den unmittelbaren<br />

Flugbetrieb besonders eignen<br />

und welche eher in die Planungsphase<br />

gehören.<br />

<strong>Das</strong>s solche eindeutigen Trennungen<br />

nicht immer möglich sind, weil<br />

sich Unvorhergesehenes einstellen<br />

kann, ist klar. Dennoch darf die Verfügbarkeit<br />

von Ressourcen nicht leichtfertig<br />

aufs Spiel gesetzt werden, damit<br />

das wirklich Unvorhersehbare mit den<br />

in der Situation verfügbaren Ressourcen<br />

kontrolliert werden kann.<br />

Im Flugbetrieb durchdringen, wie<br />

bereits oben angedeutet, die Ebenen<br />

eins bis drei unser Handeln. Da die verschiedenen<br />

Ebenen unterschiedlich<br />

viele mentale / kognitive Ressourcen<br />

binden, dauert es auch unterschiedlich<br />

lange, bis eine Entscheidung je nach<br />

Ebene getroffen werden kann 11 .<br />

routiniert stereotyp reflektiert konstruktiv<br />

Bewusstheit nein niedrig hoch hoch<br />

Anforderung<br />

an Aufmerk- sehr gering gering hoch sehr hoch<br />

samkeit<br />

Generierung<br />

neuer Infor- nein nein ja ja<br />

mationen<br />

Zeitdauer schnell schnell schnell-lang lang<br />

Flexibilität kaum gering hoch sehr hoch<br />

Vorstrukturiertheit<br />

sehr hoch hoch hoch-mittel gering<br />

Gedächnis- Gewohn- Schemata, Ziele, allgemeines<br />

leistung heits- Konse- Wissen<br />

hierarchie Skripte quenzen<br />

kognitive Matching Schemata- Bewertung, Konstruktions-<br />

Prozesse aktivierung Abwägen prozesse<br />

41

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