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Das Wahrnehmungs - Luftwaffe

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Inhalte und der Erkenntnisstand<br />

ändern sich,<br />

Aufgaben, Szenarien, Waffensysteme<br />

ändern sich,<br />

der Zeitgeist ändert sich,<br />

der Wissensbedarf ändert sich,<br />

erweitertes Einsatzspektrum bedingt<br />

erweiterte Verantwortung.<br />

Die Liste ließe sich sicherlich fortsetzen.<br />

Reichen jedoch die Laufbahnlehrgänge<br />

und die fliegerische Aus- und<br />

Weiterbildung in Theorie und Praxis,<br />

mit ihren guten Grundlagen, aus, um<br />

den Herausforderungen des täglichen<br />

Einsatzflugbetriebes, der sich in aller<br />

Regel erst Jahre nach den genannten<br />

Ausbildungsgängen einstellt, auch<br />

unter den Aspekten FV / HV zu begegnen?<br />

Als Anregung zur kritischen Betrachtung<br />

soll hier noch ein kleiner Exkurs<br />

zum Thema „Führung und Verantwortung<br />

im Flugbetrieb“ unternommen<br />

werden.<br />

Führungsverhalten und Verantwortung<br />

Führungsmodelle sind uns allen<br />

mehr oder weniger geläufig, zumindest<br />

wurde irgendwann einmal prüfungsrelevant<br />

danach gefragt. Deshalb<br />

darf unterstellt werden, dass die<br />

Kenntnisse darüber noch einigermaßen<br />

zugänglich sind. Was haben<br />

nun Führungsverhalten und Hierarchie<br />

mit Verantwortung im und für den<br />

Flugbetrieb zu tun?<br />

Diesem Aspekt soll nun nachgegangen<br />

werden. Jeder kennt das Standard-<br />

Hierarchiemodell mit Instanzen<br />

(Ebenen) und Linien (Schnittstellen<br />

zwischen Instanzen; vertikal und horizontal),<br />

nicht zuletzt aus unzähligen<br />

Gliederungsbildern von Einheiten und<br />

Verbänden der Bundeswehr.<br />

Kann dieses Modell, welches, wie in<br />

der Abbildung gezeigt, eher autoritär<br />

geprägt ist, in jeder Hinsicht auf ein<br />

Cockpit in und für jede Situation übertragen<br />

werden?<br />

Manch einer glaubt, dass „Ja“ und<br />

betrachtet die Diskussion zu diesem<br />

Thema bereits als Anstiftung zum<br />

Aufruhr und Gefährdung der Disziplin.<br />

Dennoch soll hier der Versuch<br />

unternommen werden, einige zusätzliche<br />

Aspekte zu diesem Thema einzubringen,<br />

um so auch die Brücke zu<br />

„Verantwortung im Flugbetrieb und<br />

Dienstpflicht“ schlagen zu können,<br />

obwohl dieser Bezug hier lediglich<br />

angedeutet, nicht jedoch vertieft werden<br />

kann.<br />

Folgende Argumente und Schlagworte<br />

werden u. a. von den Kritikern<br />

ins Feld geführt:<br />

Nur einer an Bord kann das<br />

Sagen haben.<br />

Wo kommen wir denn da hin,<br />

wenn wir aus einer Crew eine<br />

„Laberrunde“ machen.<br />

Um es noch mal deutlich zu<br />

machen – es ist richtig, dass eine<br />

Hierarchie existiert und letztlich nur<br />

einer das Sagen hat 25 . Es ist allerdings<br />

nicht richtig, wenn daraus hergeleitet<br />

wird, dass die daraus erwachsende<br />

Gesamtverantwortung bedeute, niemand<br />

an Bord habe, neben dem<br />

Kommandanten, etwas eigenständig<br />

beizutragen, anzubieten, einzufordern<br />

oder zu hinterfragen.<br />

Eine solche Auffassung senkt die<br />

Leistungsfähigkeit einer Crew / eines<br />

Teams und ist nicht im Interesse der<br />

Flugsicherheit. Deshalb soll an dieser<br />

Stelle auch das Hierarchiemodell des<br />

Teams in Erinnerung gerufen werden.<br />

Hier gibt es nach wie vor den<br />

Gesamtverantwortlichen, aber Kommunikation,<br />

läuft nicht in einer Einbahnstraße<br />

als Informationsweitergabe<br />

von oben nach unten.<br />

Hier ist jeder wichtig, jeder bringt<br />

sich ein, die Ressourcen aller werden<br />

genutzt, die anfallenden Arbeiten /<br />

Handlungen werden vernünftig aufgeteilt<br />

und der Kommandant überhäuft<br />

sich nicht selbst mit Aufgaben,<br />

in Situationen, in denen Aufgaben<br />

geteilt werden müssten, sondern er<br />

erhält und pflegt seine eigenen Ressourcen<br />

und die der anderen.<br />

Konkretes Führungsverhalten jedoch<br />

pauschal zu empfehlen, im Sinne<br />

von: soll ich mich eher direktiv, eher<br />

kollegial oder eher sachbezogen verhalten,<br />

wäre vermessen und unglaubwürdig.<br />

Die Vielschichtigkeit persönlicher<br />

Beziehungen und gruppendynamischer<br />

Prozesse lassen einfache<br />

Empfehlungen nicht zu und können<br />

deshalb hier auch nicht diskutiert werden.<br />

Es gibt allerdings einige belegte und<br />

bestätigte Erkenntnisse zur Problematik<br />

der Leistungsfähigkeit von Gruppen<br />

in unterschiedlich erlebten Situationen.<br />

Ein in diesem Zusammenhang<br />

angebotenes Modell zum Führungsverhalten<br />

unterscheidet z.B. nach<br />

„Gruppenklima“, „Strukturiertheit der<br />

Aufgabe“ und „Positionsmacht des<br />

Führers“ und leitet daraus ab, ob eine<br />

„situative Günstigkeit“ besteht oder<br />

nicht besteht 26 Nach dieser Theorie<br />

bietet sich ein eher sachbezogenes /<br />

aufgabenorientiertes Führungsverhalten<br />

in extrem günstigen und extrem<br />

ungünstigen Situationen an, wo hingegen<br />

in mäßig günstigen Situationen<br />

ein eher kollegial / kameradschaftlicher<br />

Führungsstil die Leistungsfähigkeit fördern<br />

kann.<br />

Die folgenden Beispiele nehmen<br />

aus Gründen der Übersichtlichkeit ausschließlich<br />

die „Strukturiertheit der<br />

I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />

63

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