Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
Das Wahrnehmungs - Luftwaffe
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sen über eine Situation und deren<br />
Entwicklung. Sie sollen Reaktionszeiten<br />
verringen helfen 22 , stehen<br />
aber oft auf fragwürdigen Fundamenten<br />
und bedürfen deshalb der<br />
ständigen Überprüfung aufgrund<br />
exakter Wahrnehmungen 23 .<br />
Problemfelder:<br />
- Gedanken nicht mit Wahrnehmungen<br />
verwechseln<br />
- Meinungen werden oft durch<br />
noch mehr Daten unterstützt,<br />
die in Wirklichkeit nur mehr<br />
Begründungen für die eigenen<br />
Gedanken darstellen<br />
- Gedanken als das erkennen, was<br />
sie sind – Hypothesen. Man muß<br />
sie anzweifeln können/dürfen,<br />
wenn andere Informationen verfügbar<br />
werden<br />
- Annahmen sind besonders<br />
mächtige Interpretationen.<br />
Mentale Modelle sind stärker als<br />
jede Warnung oder sonstige<br />
Hinweise.<br />
4. Gefühle mitteilen!<br />
Gefühlsäußerungen sind:<br />
- direkte Enthüllungen der eigenen<br />
Befindlichkeit<br />
- Informationsfragmente, die dem<br />
anderen mitteilen, wie eine<br />
Situation erlebt wird<br />
- Thermometer und Barometer für<br />
das Situationserlebnis.<br />
Männer finden es gefährlich, ihre<br />
Gefühle mitzuteilen. Sie möchten<br />
nichts aufwühlen, was sie nicht<br />
kontrollieren können und verbinden<br />
Gefühle mit den Extremen<br />
“Explosivität“ und “Schwäche“<br />
und übersehen, dass der<br />
Gefühlsreichtum zwischen den<br />
Extremen genutzt werden kann 24 .<br />
Gegen Gefühle kann nicht argumentiert<br />
werden.<br />
5. Absichten ausdrücken!<br />
- verhindert unnötiges Raten der<br />
anderen<br />
- beseitigt versteckte Pläne<br />
- reduziert den allgemeinen Druck<br />
6. Handlungen mitteilen!<br />
Handlungsäußerungen beschreiben<br />
das Verhalten<br />
I/2002 FLUGSICHERHEIT<br />
- was gerade getan wurde<br />
- was gerade getan wird<br />
- was künftig getan werden wird.<br />
<strong>Das</strong> Aussprechen von Handlungen<br />
ist die Brücke zum Vertrauen,<br />
- dabei sollte auf nichtverbale<br />
Reaktionen der anderen geachtet<br />
werden<br />
- wer sein eigenes Verhalten<br />
akzeptiert, seine Handlungen<br />
äußert, beweist eine positive<br />
Selbsteinschätzung<br />
- Handlungsäußerungen über die<br />
Zukunft sind Führungsäußerungen<br />
25<br />
- auf eigene Körpersignale achten.<br />
Dieses Angebot an Verhaltensstrategien<br />
ermöglicht sachgerechte Kommunikation<br />
auch in Fällen, in denen<br />
persönliche Harmonie zwischen den<br />
Akteuren prinzipiell nicht sehr ausgeprägt<br />
ist. Profis können damit umgehen.<br />
Dennoch macht uns Stress manchmal<br />
zu schaffen.<br />
Stressresistente<br />
Kommunikation<br />
Wer den eigenen Druck in der akuten<br />
Situation kontrollieren möchte,<br />
dem bleibt oft nur die richtige Atemtechnik,<br />
um das “Gröbste“ schnell<br />
und heil zu überstehen. Darüber hinaus<br />
bleibt nur Denken, im Sinne von<br />
Umbewerten, oder Handeln, im Sinne<br />
von Veränderung der Situation.<br />
Im Umgang mit anderen hat schon<br />
der viel gewonnen, der es versucht,<br />
den jeweils anderen zu verstehen.<br />
Dadurch kann sehr viel Stress verhindert<br />
werden, weil klare Vorstellungen<br />
darüber bestehen, was der andere<br />
denkt und wo er die Grenzen des<br />
Möglichen sieht.<br />
Stressresistente Kommunikation ist<br />
die Voraussetzung dafür, das Crew-<br />
Concept unter allen Bedingungen<br />
anwenden zu können.<br />
<strong>Das</strong> gute Crewmitglied sagt das<br />
Richtige.<br />
<strong>Das</strong> bessere Crewmitglied sagt<br />
das Richtige zeitgerecht.<br />
<strong>Das</strong> beste Crewmitglied sagt das<br />
Richtige zeitgerecht und in angemessener<br />
Art und Weise.<br />
Zusammenfassung<br />
Angemessen zu kommunizieren ist<br />
sehr schwierig, denn Kommunikation<br />
will Einfluss auf die Vorstellungen des<br />
anderen nehmen, wobei nur die eigenen<br />
Vorstellungen als Grundlage dafür<br />
dienen.<br />
Unter Beanspruchung verliert sich<br />
in der Regel als erstes die Fähigkeit,<br />
verbal zu kommunizieren und damit<br />
die Fähigkeit, ein Luftfahrzeug sicher<br />
zu führen.<br />
HUMAN PERFORMANCE LIMITATI-<br />
ONS (HPL) setzen enge Grenzen des<br />
eigenen Handelns und der Einflussnahme<br />
in Krisen. Gute und richtige<br />
Kommunikation hält die Leistungsfähigkeit<br />
hoch und kann in kritischen<br />
Situationen Teil des Vorgangs der<br />
Problembeseitigung sein, weil sie<br />
Ressourcen für die Bewältigung des<br />
Unvorhersehbaren bereithalten kann.<br />
Allerdings nur dann, wenn Standards<br />
bestehen und diese trainiert werden.<br />
Die Annahme, sachgerechte Kommunikation<br />
würde schon angewendet<br />
werden, sobald es “eng“ würde, man<br />
bräuchte das nicht zu üben, ist falsch<br />
und verstellt den Blick für Grenzen, die<br />
es schließlich frühzeitig anzuerkennen<br />
gilt.<br />
Kommunikation ist in der Lage<br />
eine Besatzung qualitativ zu verändern;<br />
von einer Ansammlung<br />
von Individuen hin zu einem Team.<br />
<br />
1 Für die Bearbeitung dieses Beitrages stand folgende<br />
Literatur zur Verfügung:<br />
Krech/Crutchfield u.a.: Grundlagen der<br />
Psychologie / Beltz Verlag, Weinheim 1992.<br />
Asanger; Wenninger: Handwörterbuch<br />
Psychologie / Beltz Verlag, Weinheim 1999.<br />
Legewie Heiner, Ehlers Wolfram: Handbuch<br />
moderne Psychologie / Bechtermünz Verlag,<br />
Augsburg 2000.<br />
Forgas, Josef P.: Soziale Interaktion und<br />
Kommunikation / Beltz Verlag, Weinheim 1999.<br />
Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander<br />
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