Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund
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Evangelisch-Lutherische<br />
Paul-Gerhardt Gemeinde<br />
Hamburg-Winterhude<br />
in der<br />
E. Felix <strong>Moser</strong><br />
<strong>Pastor</strong><br />
Predigt am Sonntag Kantate<br />
14. Mai <strong>2006</strong><br />
Predigttext: Apostelgeschichte 16, 23-34<br />
Nachdem man Paulus und Silas hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl<br />
dem Aufseher, sie gut zu bewachen. Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie<br />
in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block. Um Mitternacht aber beteten<br />
Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie. Plötzlich aber geschah<br />
ein großes Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich<br />
öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab. Als aber der Aufseher aus dem<br />
Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offenstehen, zog er das Schwert und<br />
wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen. Paulus aber rief<br />
laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier! Da forderte der Aufseher ein Licht und stürzte<br />
hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Und er führte sie heraus und sprach: Liebe<br />
Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn<br />
Jesus, so wirst du und dein Haus selig! Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen,<br />
die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und<br />
wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen und führte sie<br />
in sein Haus und deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er<br />
zum Glauben an Gott gekommen war.<br />
Liebe Gemeinde!<br />
Die meisten werden es schon während der Lesung bemerkt haben:<br />
Die Dramatik des heutigen Predigttextes haben wir in unserer<br />
Paul-Gerhardt-Kirche stets vor Augen. Paulus und Silas im<br />
Gefängnis, mit gebundenen Händen und von der Folter geschunden<br />
– das ist das Motiv auf unserem großen Kirchenfenster<br />
im Altarraum. Besonders wenn die Sonne scheint, wenn die<br />
Farben zu spielen beginnen und in Bewegung geraten, meint<br />
man, etwas von der Erzählung mitzuerleben: das Erdbeben, das<br />
Bersten der Mauern, das Herabfallen des Heiligen Geistes… Ja,<br />
das Tanzen der Farben auf der Wand lässt auch etwas erahnen<br />
vom Gesang der Apostel mitten in der Nacht. Alles gerät in Bewegung,<br />
im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn, vor allem<br />
am späten Nachmittag, wenn die Sonne durch das Fenster<br />
scheint und das bunte Licht auf die Altarwand fällt.<br />
Und doch ist für mich nicht das aufwühlende Geschehen das<br />
Wichtigste und auch nicht der laute Lobgesang zu mitternächtlicher<br />
Stunde. Vielmehr sind es die leisen Töne, die kurzen<br />
Wortwechsel, die fast nebenbei anklingen. Das, was im ersten<br />
Moment nur wie ein Nachhall wirkt, erweist sich bei näherem<br />
Hinsehen als Auslegung des Geschehens.<br />
Geschildert wird ein großes Wunder. Nicht anders ist es zu werten,<br />
wenn zu Unrecht Inhaftierte durch ein Naturphänomen aus