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Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix <strong>Moser</strong><br />

Paul-Gerhardt Gemeinde<br />

<strong>Pastor</strong><br />

Hamburg-Winterhude Predigt am 19.06.06<br />

Aber genau das gehört für Jeremia zur echten Prophetie dazu: ein Stück weit ist sie immer<br />

auch Buß- und Bekehrungspredigt. Sie muss zur Umkehr auffordern, muss zeigen, wo eingeschliffene<br />

Verhaltensweisen unbedingt aufgegeben werden müssen.<br />

An diesem Punkt führt das Wort weiter, das Sie für Celina als Taufspruch ausgesucht haben<br />

(es steht in den Sprüchen Salomos Kapitel 2 Vers10):<br />

„Weisheit wird in dein Herz eingehen und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein.<br />

Besonnenheit wird dich bewahren und Einsicht dich behüten.“<br />

Große Worte, hier als Wunsch formuliert! Weisheit und Erkenntnis, Besonnenheit und Einsicht<br />

– das sind zugleich Werte, die unser erwachsenes Leben bestimmen sollen; Gegenwerte<br />

zu dem, was uns betrügerisch einnebeln will. Wer um Weisheit ringt und besonnen<br />

prüft, was ihm Heilspropheten versprechen, der wird seinen Weg mit Gott finden. Was für<br />

uns gilt, gilt erst recht für die nachfolgende Generation (also auch für Celina). Es ist ja alles<br />

andere als ein leichtes Erbe, was sie antreten. Sozialpolitisch wie weltpolitisch müssen sie<br />

Jeremias Weg finden: Über die Umkehr, über Einsicht und Besonnenheit zu Weisheit und<br />

neuer Erkenntnis.<br />

Da, wo das gelingt, findet sich eine überraschende Antwort auf unsere Eingangsfrage (Gibt<br />

es heute noch Propheten?). Kein geringer als Martin Luther gibt sie:<br />

„Welche nun an Christus glauben, die sind alle Propheten, denn sie haben das, was Propheten<br />

haben sollen... Denn durch den einen Glauben sind wir alle Christi Brüder, sind Könige<br />

und Priester und dazu auch alle Propheten. Denn wir können alle sagen, was zur Seligkeit,<br />

was zu Gottes Ehre und zum christlichen Glauben dazugehört. Dazu auch von den zukünftigen<br />

Dingen (so viel es nottut, davon zu wissen): dass der jüngste Tag kommt und wir von<br />

den Toten auferstehen werden“.<br />

Es gibt also heute noch Propheten! Wir selbst sind es, als Christen. Dabei spielt es gar keine<br />

Rolle, ob wir viel „prophezeien“ (also vorhersagen) können. Entscheidend ist ein anderes:<br />

dass wir wissen und bewahren, was zum christlichen Glauben dazugehört. Das klingt nur im<br />

ersten Moment banal. Wer es ernst nimmt und lebt, wird merken: in der Praxis ist das tatsächlich<br />

ein unbequemes Prophetenamt. Unangenehme Wahrheiten zu sagen, die keiner<br />

hören will; besonnen zu prüfen, wo andere den Rausch der Begeisterung genießen; weise<br />

nach Erkenntnis zu suchen, wo andere sich in fertigen Lösungen eingerichtet haben... das<br />

macht einsam, das ist manchmal schwer auszuhalten. Aber genau solche brauchen wir,<br />

wenn wir Zukunft haben wollen: Mutige Christen, die das Amt des Jeremia antreten, so wie<br />

Luther es beschreibt.<br />

Amen.

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