Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund
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Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix <strong>Moser</strong><br />
Paul-Gerhardt Gemeinde<br />
<strong>Pastor</strong><br />
Hamburg-Winterhude Predigt am 26.11.06<br />
amerika aber ganz und gar nicht. Die Klage über Missstände ist laut und berechtigt. Aber sie<br />
sollte nicht alles sein. Wir sollten aufzeigen, wo sichtbar Gottes neue Welt beginnt: wo Missionsgesellschaften,<br />
wo „Brot für die Welt“ ganze Dörfer und fruchtbare Kulturen anlegen, und<br />
wie auch immer mehr Jugendliche freiwillig soziale Jahre in Dritte-Welt-Ländern ableisten –<br />
Aufbauarbeit, die zugleich Verständigungs- und Friedensarbeit ist.<br />
Was ist mit dem dritten Bild? Der Stroh fressende Löwe, die enge Gemeinschaft zwischen<br />
Wölfen und Schafen ... Ich denke, das muss man nicht wörtlich nehmen. Für mich sind das<br />
Sinnbilder für großen Frieden und Harmonie. Sie illustrieren sozusagen den letzten Vers:<br />
„Weder Bosheit noch Schaden“ soll es in der neuen Welt geben. Zugegeben, davon sind wir<br />
weit entfernt. Und doch gibt es einen wichtigen Punkt: Wir wissen um die Gefahr. Es gibt ein<br />
Bewusstsein und dieses Bewusstsein wächst. Der Blick fürs Ganze, für die lebenswichtigen<br />
Zusammenhänge setzt sich durch. Auch das gehört für mich zu den guten Zeichen von Gottes<br />
lebendiger Wirklichkeit. Und wer einmal anfängt, solche Punkte zu sammeln, der wird<br />
bald eine Art „Segensliste“ aufstellen können.<br />
Resignation heißt Rückzug; heißt, sich selbst und das, was einem wichtig war, aufgeben (es<br />
kommt aus der lateinischen Militärsprache: re-signa: die Feldzeichen zurücknehmen). Resignation<br />
ist Kapitulation, der Verlust von allem. Genau das ist die Gefahr der Schwarzmalerei.<br />
Wenn wir dagegen trotz aller Trauer und gegen alle Katasprophen auf Gottes neue Welt zuleben,<br />
wirken wir ganz selbstverständlich an ihr mit. Jesajas Zukunftsmusik will uns dazu inspirieren,<br />
uns dabei begleiten.<br />
Mich hat ein Gebet von Solschenizyn sehr beeindruckt, das erst vor einigen Jahren veröffentlicht<br />
wurde. In der schwärzesten Zeit seines Lebens (in der Gefangenschaft) hat er es<br />
regelmäßig gebetet. Heute sieht Solschenizyn in diesem Gebet die wichtigste Kraftquelle für<br />
sein Weiterleben:<br />
Amen<br />
„Wenn mein Verstand matt wird und aufhört zu verstehen;<br />
wenn die klügsten Menschen nicht weiter zu sehen vermögen<br />
als bis zum Abend des Tages und nicht wissen, was morgen wird –<br />
dann sendest du, Gott, mir die Gewissheit,<br />
dass du da bist und für mich sorgen wirst,<br />
dass nicht alle Wege zum Guten verschlossen sind.“