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Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix <strong>Moser</strong><br />

Paul-Gerhardt Gemeinde<br />

<strong>Pastor</strong><br />

Hamburg-Winterhude Predigt am 20.08.06<br />

So tragen wir weiter unseren Glaubensschatz im Herzen, zurückhaltend, schamhaft fast –<br />

und suchen doch zaghaft nach einem Ansatz für einen Dialog mit den Juden. Wie sagt es ein<br />

Kollege: „Ich bin kein Jude, aber ich verdanke dem jüdischen Glauben und Volk, dass ich<br />

Christ bin.“ Das Bewusstsein der gemeinsamen Wurzel ist ihm Grund genug, anhaltend um<br />

einen Dialog zu werben.<br />

Die Mehrheit der Christen scheint mir dennoch allzu zurückhaltend. Wichtige Impulse finde<br />

ich eher auf jüdischer Seite – bei Martin Buber etwa oder auch bei dem Rabbiner Leo Baeck.<br />

Letzterer schreibt: „Judentum und Christentum sollten einander Ermahnung und Warnung<br />

sein. Das Christentum das Gewissen des Judentums. Das Judentum das Gewissen des<br />

Christentums.“ Das sieht er als gemeinsame Aufgabe, als Basis und Möglichkeit aufeinander<br />

zu zugehen. „Und dann“, schreibt er, „werden beide imstande sein, zusammen ihren Platz<br />

einzunehmen, nicht wider einander, sondern Seite an Seite vor dem Forum des Allmächtigen,<br />

dem Richterstuhl, vor dem Juden und Christen sich gleichermaßen jeden Tag geladen<br />

wissen.“<br />

Das Taufwort, das du Marek, dir ausgesucht hast, passt zu der Thematik dieses Sonntags<br />

und zur aktuellen politischen Lage: Es steht in den Sprüchen Salomos (16,32): „Ein Geduldiger<br />

ist besser als ein Starker; und einer, der sich selbst beherrscht, ist besser als ein Eroberer.“<br />

Salomo trug nicht umsonst den Beinamen „der Weise“. Unter David und Salomo erlebte das<br />

Volk Israel eine Zeit des Friedens und der kulturellen Blüte wie später nie mehr. Noch heute<br />

richten sich viele der jüdisch messianischen Erwartungen sehnsüchtig auf eine Art Renaissance<br />

gerade dieser Epoche.<br />

Und in der Tat: Wie viel wäre allein gewonnen, wenn Geduld und Selbstbeherrschung die<br />

tonangebenden Tugenden wären! Dann hätte die Diplomatie eine echte Chance, dann wäre<br />

Frieden machbar – nicht als brüchiger Waffenstillstand (wie derzeit), sondern Friede mit<br />

dauerhafter Perspektive. Jedoch: Stärke messen und die Eroberung umstrittener Gebiete<br />

prägen die Realität. Auch Israel scheint die Weisheit seiner alten Schriften vergessen zu haben.<br />

Umso wichtiger ist es, dass deine junge Generation die alten lebenswichtigen Tugenden<br />

wieder entdeckt. Wenn es euch gelingt, Werte wie Geduld und Selbstbeherrschung im privaten<br />

wie im politischen Leben wieder Praxis werden zu lassen, haben wir, hat die Welt wieder<br />

eine Perspektive. Und es passiert noch mehr: es wird das Wirklichkeit, was Juden und Christen<br />

eint; wir erleben tatsächlich ein Stück messianischer Zeit.<br />

Gott gebe dir seinen Segen dazu, dass es dir gelingt, die tiefe Wahrheit deines Taufspruchs<br />

zu leben!<br />

Amen.

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