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Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix <strong>Moser</strong><br />

Paul-Gerhardt Gemeinde<br />

<strong>Pastor</strong><br />

Hamburg-Winterhude Predigt am 2612.06<br />

wende, die einzig reale Wende. Ja, die vernünftige Wende: Nämlich die Wende zu der Vernunft,<br />

sich seine Utopien nicht ausreden zu lassen. Genau das ist Weihnachten!“ – „Sich<br />

seine Utopien nicht ausreden lassen ...“, es ist immerhin ein so genannter Realpolitiker, der<br />

uns das rät.<br />

Wem das Ziel, wem solche Utopien allzu üppig sind, der halte sich an das andere Bild im<br />

Traum des Jesaja: an den kleinen Zweig, der aus dem Stamm hervorgehen wird. Das ist<br />

kaum mehr als ein Zeichen der Hoffnung. Aber es hat ja auch wirklich etwas Anrührendes<br />

(oder besser: Mut machendes), wenn wir auf einem Waldspaziergang einen Baumstumpf<br />

sehen, an dessen Seite oder Rand ein kleiner grüner Zweig zu sehen ist. So ein Stumpf wirkt<br />

auf den ersten Blick tot. Es hat etwas Deprimierendes zu sehen, was von einem manchmal<br />

Jahrhunderte alten Baum übrig geblieben ist. Aber dann der kleine grüne Zweig! Er beweist<br />

doch, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann. Das ist Leben, Kraft zum Leben – und das<br />

setzt sich durch gegen die Macht von Vernichtung und Tod.<br />

Auch darin erkenne ich ein Sinnbild für den Menschen. Unsere Sprache hat den Stumpf als<br />

Eigenschaftswort übernommen. Wir sprechen manchmal von „abgestumpften“ Menschen<br />

oder solchen, die „stumpf“ geworden sind. Dabei denken wir an solche, die nur noch isoliert<br />

vor sich hin leben, denen alles egal geworden ist. Nicht einmal für Schmerz sind sie empfindlich.<br />

Sie strahlen Apathie und Verdrossenheit aus.<br />

Gerade auch diesen Menschen verspricht die Verheißung: Da ist noch Leben im tot wirkenden<br />

Stumpf. Ihr nehmt es nur nicht wahr. Vielleicht fehlten nur mehr Licht und Wasser, und<br />

das meint: Aufmerksamkeit und Zuwendung. Vielleicht muss das Leben nur „hervor gelockt“<br />

werden, eine Verheißung, eine Perspektive haben.<br />

Jesaja verspricht: „Gott wird ein rechtes Urteil sprechen den Elenden.“ Das ist vor allem an<br />

die gerichtet, die „stumpf“ oder „abgestumpft“ sind. Resigniert nicht! Neues Leben wächst<br />

euch zu! Verlasst euch darauf; freut euch darüber!<br />

Auch der, der erst einmal nichts anfangen kann mit Jesajas großer Utopie, kann so vielleicht<br />

einen Zugang finden; erste kleine, ganz persönliche Schritte wagen. Wer dann die ersten<br />

Veränderungen erlebt, der weiß, dass Weihnachten wahr ist.<br />

Amen.

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