Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund
Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund
Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Evangelisch-Lutherische<br />
Paul-Gerhardt Gemeinde<br />
Hamburg-Winterhude<br />
E. Felix <strong>Moser</strong><br />
<strong>Pastor</strong><br />
Predigt am Erntedankfest<br />
01. Oktober <strong>2006</strong><br />
Predigttext: 1. Timotheus 4,4-5<br />
Liebe Gemeinde!<br />
Der Predigttext zum Erntedankfest ist kurz, nur zwei Verse lang:<br />
Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen<br />
wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet.<br />
Das klingt unspektakulär, allzu selbstverständlich (wenigstens im ersten Moment). „War das<br />
schon alles?“ wird mancher insgeheim fragen.<br />
Ursprünglich aber waren diese wenigen Worte durchaus brisant und umstritten. Paulus<br />
schreibt sie an Timotheus. Der ist in einer schwierigen Situation: Er will Gemeinden in Ephesus<br />
(und Umgebung) aufbauen und festigen. Aber er kommt nicht recht weiter. Überall stößt<br />
er auf Widerstand, vor allem Irrlehrer machen ihm das Leben schwer.<br />
In Ephesus ist es vor allem eine Gruppe, die viel Einfluss hat. Sie lehrt, man könne durch<br />
Enthaltsamkeit und durch Einhaltung bestimmter Speisevorschriften schneller und sicherer<br />
zu Gott finden. Die sind es, gegenüber denen Paulus mit Nachdruck betont: „Alles, was Gott<br />
geschaffen hat, ist gut und nichts verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.“ Mit anderen<br />
Worten: Ihr dürft alles zu euch nehmen, was euch schmeckt. Entscheidend ist nicht,<br />
was ihr esst, sondern mit welcher Haltung ihr es zu euch nehmt: Dankbar sollt ihr sein und<br />
euch bewusst machen, dass hinter allen guten Gaben ein Geber steht, Gott selbst.<br />
Irrlehrer, wie die in Ephesus haben wir heute nicht mehr. Und doch gibt es sie wieder – in<br />
anderer Gestalt und mit neuem Gesicht. Lehrer, die „Heilswege“ beschreiben; die uns sagen,<br />
wie wir unser Heil-Sein selbst machen.<br />
„Trainingsprogramme“ für Körper, Geist und Seele gibt es etliche, und die Vokabeln, mit denen<br />
sie angeboten werden, sind verräterisch. Von „Gesundheitsaposteln“ ist die Rede; Anführer<br />
der Bestsellerlisten werden sogar als „Gesundheitspäpste“ bezeichnet und die Boulevardpresse<br />
nennt ihre Bücher gerne „Evangelien“. Das ist selten scherzhaft gemeint. Etwas<br />
anderes zeigt sich: Der Verlust von Glaube und Bibel hat Lücken hinterlassen. Es fehlt an<br />
Sinn und Orientierung, an Lebenszielen. Doch auch wenn wir es uns nicht gerne eingestehen:<br />
Keiner kann leben ohne Orientierung und Zielvorstellungen. Und so werden die Lücken<br />
gefüllt durch neue Angebote. Das, was früher Askese und Enthaltsamkeit genannt wurde,<br />
heißt heute Diät und Fitness. Das ist an sich ja nichts schlechtes (maßvoll zu essen und für<br />
genügend Bewegung zu sorgen, ist sogar lebenswichtig). Gefährlich aber wird es, wenn es<br />
den obersten Stellenwert im Leben einnimmt. Dann wird es zu dem, was Luther „Götze“<br />
nennt: Das, woran mein Herz hängt; wenn Fitness zum „Körperkult“ wird, und Diäten zu Diätenwahn<br />
und Magersucht führen.<br />
Die neuen „Gesundheitsapostel“ sind in dem, was sie versprechen, ja nicht zimperlich: