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Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 2 E. Felix <strong>Moser</strong><br />

Paul-Gerhardt Gemeinde<br />

<strong>Pastor</strong><br />

Hamburg-Winterhude Predigt am 20.08.06<br />

Das ist ein Reaktionsmuster, das sich in späteren Jahren durchhält. Wenn plötzlich besondere<br />

Aufgaben auftauchen, neigen wir dazu, uns zurückzuziehen. „Warum gerade ich?“, „Ich<br />

schaffe das zurzeit wirklich nicht“, „Mir ist das zu unwichtig oder zu gefährlich oder zu aussichtslos...“,<br />

„ich bin doch viel zu jung (zu alt, zu beschäftigt, zu unerfahren...)“ so oder so<br />

ähnlich lauten die Entschuldigungen, die Ausflüchte. Ich denke, wohl jeder von uns hat sich<br />

mal auf diese Weise aus der Affäre gezogen. Meistens klappt es auch, wenngleich Enttäuschungen<br />

entstehen und auch bei uns selbst ein ungutes Gefühl, manchmal sogar ein<br />

schlechtes Gewissen zurückbleibt.<br />

Es klappt nicht, wenn Gott im Spiel ist. Gott schaut tiefer. Er entlarvt die Argumente als Ausreden.<br />

Vor allem: Gott weiß, wem er etwas zutrauen, zumuten kann, und was...<br />

Jeremia heißt wörtlich übersetzt: „Jahwe (das ist der Name Gottes im Alten Testament) richtet<br />

auf.“ Und der junge, so unsichere Jeremia darf jetzt erfahren, dass ein Name selten bloß<br />

Zufall ist, manchmal vielmehr ein Lebensmotto. Gott weiß, was in ihm steckt. Er berührt nur<br />

seinen Mund und macht ihn damit fähig zu seinem großen Auftrag.<br />

Liebe Gemeinde, diese Berufungsgeschichte ist nicht nur etwas für große Propheten. Ganz<br />

im Gegenteil. Sie ist uns als Predigtext aufgegeben, weil sie für jeden von uns wichtige Fragen<br />

und Gesichtspunkte aufwirft.<br />

Das fängt schon an beim mangelnden Selbstbewusstsein des Jeremia. Wir kennen es nur zu<br />

gut und müssen auch zugeben, dass uns die anderen (jene, die vollmundig und selbstbewusst<br />

auftreten) eher suspekt sind. Mangelndes Selbstvertrauen hingegen ist die Regel, gilt<br />

als normal.<br />

Davon will uns Gott als erstes befreien. „Ich habe dich gebildet“, sagt Gott zu Jeremia und<br />

„Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleib bereitete“, „schon da sonderte ich dich aus,<br />

schon da bestellte ich dich für diese Aufgabe. Wenn das keine Grundlage für ein gesundes<br />

Selbstvertrauen ist!<br />

Und es ist keineswegs beschränkt auf den Propheten. Es gilt jedem von uns. Umgangssprachlich<br />

hat sich ein Bewusstsein davon erhalten: Manchmal ist die Rede davon, einer sei<br />

zum Arzt „geboren“ oder gar zum Lehrer, zum Erzieher „berufen“; ja selbst im Wort „Beruf“<br />

ist ein Rest davon erhalten: vom Bewusstsein, dass man seine Arbeit nicht nur frei und beliebig<br />

als Job zum Geldverdienen wählt, sondern dass es ein ganzes Stück weit vorbereitet<br />

ist – nicht nur durch die Eltern oder die Gesellschaft, „die Umstände“, sondern auch von<br />

Gott, der uns bestimmte Gaben verleiht und uns zutraut, daraus etwas zum Gewinn für das<br />

Ganze zu machen. An uns ist es, das zu erkennen, die Berufung zu hören und daraus etwas<br />

zu machen. Eine alte Geschichte („Columbin“) erzählt von einem Königshof, an dem alles<br />

zum Besten war. Da gab es starke Leute und gescheite Leute. Der König war ein König, die<br />

Männer mutig, der Pfarrer fromm und die Untergebenen fleißig. Es gab nur eine Ausnahme:<br />

Columbin war nichts. Wenn jemand sagte: Columbin, kämpf mit mir, sagte er: Ich bin schwächer<br />

als du. Wenn jemand ihn fragte: Wie viel ist zwei mal sieben? sagte Columbin: Ich bin<br />

dümmer als du. Und wenn jemand von ihm verlangte: Spring über den Bach! sagte er nur:<br />

Nein, ich traue mich nicht. Und wenn der König fragte: Columbin, was willst du werden? antwortete<br />

Columbin: Ich will nichts werden, ich bin schon etwas: Ich bin Columbin.<br />

In dieser alten Geschichte ist etwas enthalten von der Weisheit aus der Berufung des Jeremia.<br />

Tatsächlich müssen wir nicht erst etwas besonderes leisten, um „wer“ zu sein. Wir sind<br />

es schon, von Gott her, von Anfang an. Und vielleicht ist gerade das Columbins besonderer<br />

Auftrag, sein prophetisches Amt: Dass er die anderen, die Fleißigen, die ihrer Berufung so<br />

Bewussten daran erinnert, dass hinter all ihrer Leistungsfähigkeit ein anderer steht: Gott.<br />

Das führt mich zum zweiten Punkt: Wer darf eigentlich reden? Wem steht es zu, das prophetische<br />

Amt auszuüben? Jeremia und Columbin zerstören manche feste Vorstellung. Allzu<br />

viele stellen sich die Propheten als starke Männer mit donnernder Stimme vor. Unsere Beispiele<br />

zeigen: Gott traut gerade den Kleinen und Schwachen das prophetische Reden zu.<br />

Ich muss daran denken, wie viele Kinder (etwa aus unserer Kinderkirche und dem Kindergarten)<br />

begeistert von Gott und ihrem Glauben reden, so begeistert, dass sie schon manche

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