Predigten Pastor Moser 2006 - Alsterbund

Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix Moser
Paul-Gerhardt Gemeinde
Pastor
Hamburg-Winterhude Predigt am 24.09.06
sprechen. Das klingt allzu sehr nach eigenem Verdienst. Es sind aber nicht wir selbst, es ist
der Geist, der etwas bewirkt – durch uns. Wir dürfen (um im Bild vom Ernten zu bleiben) erleben,
wie unser Leben im Geist Frucht bringt.
Das kann manchmal dauern – länger als es uns lieb ist. Da wird von uns die Geduld erwartet,
die der Bauer aufbringen muss. Er kann säen, er kann den Boden bearbeiten, die
Fruchtansätze pflegen. Dann aber muss er warten, bis die Frucht reif ist. Dazu kann er nichts
tun.
Nicht anders geht es uns, wenn wir „im Geist leben“. Wer so lebt, wie Christus es von uns
erwartet, kann nicht auf den schnellen Erfolg hoffen. Aber die Frucht seines Handelns ist ihm
verheißen – und noch mehr: Gute, schöne Früchte üben eine besondere Anziehungskraft
aus. Sie locken andere heran. Sie leuchten verheißungsvoll, wecken den Appetit, machen
die Lust auf mehr. So ist es auch mit den Früchten, die durch den Geist gewirkt sind: Sie ü-
ben auf andere eine große Anziehungskraft aus.
Wir hören in diesen Tagen viel vom „starken“ Islam; oft genug wird dabei der „starke“ Islam
gegen das „schwache“ Christentum abgesetzt. So ein Vergleich ist zu kurz gedacht, ist oberflächlich.
Der Geist Christi verschafft sich nicht mit markigen Worten Geltung. Er arbeitet nicht mit
Angst und Drohgebärden. Er ist an seinen Früchten erkennbar. Wo in den Familien und Gemeinden,
in den Büros und Parlamenten anständig, menschlich, ehrlich und liebevoll miteinander
umgegangen wird, gewinnt Gestalt, was Paulus mit dem Geist Gottes meint. Das, versichert
er uns, kann viel bewirken. Deshalb: „Lasst uns Gutes tun an jedermann. Wir haben
die Zeit dazu.“ Oder (mit Luther schärfer und für unsere Tage passender übersetzt): „Lasset
uns Gutes tun, solange wir noch Zeit haben.“
Amen.