Doktorarbeit_Mairoser.pdf - OPUS - Universität Augsburg
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1. Einleitung<br />
lässt sich die komplette Anlage in all ihren Funktionen ansteuern. Gemeinsam mit<br />
den Kooperationspartnern vom Lehrstuhl für Experimentalphysik VI, der TU München<br />
und vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht 2 wurde das Sputtersystem erfolgreich<br />
an der Beamline REFSANS in Betrieb genommen und Reflektometrie-Messungen an<br />
gesputterten Proben durchgeführt. Anhand des Wachstums von Ni/Cr-Multilagen,<br />
die in situ aufgewachsen und mittels Reflektometrie charakterisiert wurden, konnte<br />
die prinzipielle Funktion der in situ Neutronen-Reflektometrie demonstriert werden.<br />
Da aber auch noch Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden konnten, wurde das<br />
System in einem zweiten Schritt noch stark in seiner Funktionalität erweitert. Somit<br />
steht ein weltweit einmaliges System zur Grundlagenforschung im Bereich dünner magnetischer<br />
Schichten zur Verfügung. Als erste Fragestellung der aktuellen Forschung<br />
wurde die magnetische Ordnung dünner Eisenfilme untersucht.<br />
Neben der Arbeit auf technologischer Seite zur Forschung an magnetischen Materialien<br />
wurde von mir im Rahmen meiner <strong>Doktorarbeit</strong> auch auf dem Gebiet des ferromagnetischen<br />
Halbleiters EuO (Bandlücke 1,12 eV [8]) gearbeitet. EuO ist ein Lehrbuchbeispiel<br />
eines Heisenberg-Ferromagneten [9, 10], dessen Curie-Temperatur (T C )<br />
69 K beträgt [11]. Herausragende Materialeigenschaften von EuO sind ausgeprägte<br />
magnetooptische Effekte (Kerr-Effekt [12] und Faraday-Rotation [13]), ein Metall-<br />
Isolator-Übergang mit Widerstandsänderungen von mehr als 13 Größenordnungen<br />
[14,15] sowie ein in Bezug auf die Widerstandsänderung mit den besten Manganaten<br />
vergleichbarer kolossaler Magnetowiderstand [16–18]. Weiterhin ist EuO ein Halbmetall<br />
aufgrund der Zeeman-Aufspaltung des Leitungsbandes von 0,6 eV [19]. Mittels<br />
Andreev-Reflexion wurde eine Spinpolarisation von über 90 % gemessen [20, 21].<br />
Neben diesen Eigenschaften macht auch der Umstand, dass EuO epitaktisch auf den<br />
technologisch relevanten Halbleitern Si, GaN [20] und GaAs [22] integriert werden<br />
kann, zu einem interessanten Material für die Ohm’sche Spininjektion in Halbleiter.<br />
Diese ist die erste Voraussetzung zur Realisierung eines Spin-Transistors, wie er beispielsweise<br />
von Datta und Das vorgeschlagen wurde [23].<br />
Zur Spininjektion in Halbleiter sind Materialien nötig, die selbst eine möglichst hohe<br />
Spinpolarisation aufweisen sowie einen sehr ähnlichen spezifischen Widerstand besitzen<br />
wie das Zielmaterial. Ein einfaches Modell von Schmidt et al. [24] zeigt, dass bei<br />
der Verwendung eines ferromagnetischen Metalls als Injektor nur ein verschwindend<br />
kleiner Anteil der ursprünglich vorhandenen Spinpolarisation den Halbleiter erreicht.<br />
In EuO ist eine hohe Spinpolarisation durch die Halbmetallizität gegeben. Ein grundlegendes<br />
Hindernis zur kommerziellen Nutzung von EuO stellt dessen geringe Curie-<br />
Temperatur (T C ) dar. Ein Ansatz zur Lösung dieses Problems bietet die elektronische<br />
Dotierung mit Sauerstofffehlstellen [13–16, 25–53] oder mit dreiwertigen Ionen<br />
[20, 21, 25, 28, 43, 46, 54–71]. Neben der Anpassung des spezifischen Widerstands auf<br />
die Bedürfnisse der Spininjektion lässt sich somit auch eine Erhöhung der Curie-Temperatur<br />
erreichen. T C konnte bisher auf maximal 200 K gesteigert werden [56].<br />
2 Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht betreibt die Beamline REFSANS, an dem das Sputtersystem<br />
für Neutronen-Reflektometrie-Messungen betrieben wird.<br />
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