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Materialien zur Familienpolitikanalyse - ifb - Bayern

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26 <strong>ifb</strong> - <strong>Materialien</strong> 4-98<br />

Aus dieser Problematik entwickelte sich die oben beschriebene Familienberichterstattung als<br />

ein Medium der Systematisierung familienpolitischer Zielsetzung. Andere Aspekte familienbezogener<br />

Politik außerhalb des Rahmens der Familienpolitik im engeren Sinne wurden hierbei<br />

immer wieder angesprochen und diskutiert. So z.B. Fragen der Bildung und Erziehung im<br />

Zusammenhang mit der Plazierungsfunktion der Familie (3. FB 1979) oder die Bedeutung der<br />

Gesundheitsförderung durch Familie im Fünften Familienbericht (5. FB 1994).<br />

Für die <strong>Familienpolitikanalyse</strong> ist die Frage der Systematisierung familienbezogener politischer<br />

Zielsetzung zentral. Ein professionalisiertes Dokumentationssystem für die politischen<br />

Entscheidungsträger hat die Aufgabe, die Erreichung von Zielsetzungen, die politisch vorgegeben<br />

sind, an der Lebensrealität der Familien zu überprüfen (Zur Wirkungsanalyse siehe<br />

auch Kapitel 4).<br />

Obwohl das Problem der mangelnden Systematisierung der familienbezogenen politischen<br />

Zielsetzungen häufig angesprochen wurde, wird selten hinreichend darüber reflektiert, welche<br />

Bedeutung dies für das weitere Vorgehen hat. Beiträge zu einer Tagung <strong>zur</strong> Familienarbeit<br />

und die Fallstudie von Baas behandelten dieses Thema.<br />

Die Tagung „Neubewertung der Familienarbeit in der Sozialpolitik – Probleme und Perspektiven“<br />

stellte in ihrem Kern den Versuch einer Analyse zentraler Zielsetzungen familienrelevanter<br />

Politiken dar (Netzler/Opielka 1998). Der gemeinsame Wertgesichtspunkt, unter dem<br />

das Verhältnis von Leistungen, die durch Familienarbeit erbracht werden, zu der darauf bezogenen<br />

sozialpolitischen Unterstützung betrachtet wird, ist der der Gerechtigkeit.<br />

Mehrere Beiträge in dem inzwischen veröffentlichten Tagungsband (Netzler/Opielka 1998)<br />

beschäftigen sich mit dieser Frage. Die verfassungsrechtliche Interpretation in dem Beitrag<br />

von Matthias Pechstein (1998) führt zu einer Begründung von Familiengerechtigkeit im<br />

Rahmen der Sozialstaatlichkeit. Am Beispiel der Alterssicherung läßt sich aus seiner Sicht<br />

ableiten, daß Leistungen, die durch Familien erbracht werden, nicht hinreichend durch sozialpolitische<br />

Kompensationen anerkannt und gefördert werden. Was Matthias Pechstein aus einer<br />

verfassungsrechtlichen Sicht diskutiert, begründet in ähnlicher Weise Andreas Netzler<br />

(1998) in seinem Tagungsbeitrag mit Hilfe ökonomischer Überlegungen, die den soziokulturellen<br />

Wert der Familienarbeit gegen eine rein marktwirtschaftliche Argumentation hervorheben.<br />

Der Beitrag von Rosemarie von Schweitzer (1998) stellt ein eindringliches Plädoyer einer<br />

grundlegenden Neuorientierung der Sozialpolitik auf Familie hin dar. Ilona Ostner (1998)<br />

behandelt in ihrem Beitrag die Frauen, die im überwiegenden Umfang Familienarbeit leisten,<br />

unterschiedliche Gütekriterien von Gleichheit, die den Aspekt der Frauengerechtigkeit in den<br />

Diskussionszusammenhang familienrelevanter Zielsetzung einbringen.<br />

Diese Wendung – von der Familiengerechtigkeit <strong>zur</strong> Frauengerechtigkeit – zeigt auch schon<br />

die Problematik der Diskussion von Gerechtigkeitskriterien, die sich aus der historischen<br />

Entwicklung der westdeutschen Nachkriegsfamilienpolitik ergibt. Die Wertgesichtspunkte<br />

sind praktisch beliebig vermehrbar. Neben einer Familiengerechtigkeit haben sich Gesichtspunkte<br />

der Frauengerechtigkeit oder auch Kindergerechtigkeit etabliert. Spezifische familiale<br />

Lebensformen, wie z.B. Alleinerziehende oder Pflegefamilien, werden zum Teil ebenfalls in<br />

den Mittelpunkt der Gerechtigkeitsdiskussion gestellt. Eine solche Debatte ist prinzipiell unabschließbar<br />

und führt nicht zu einem konsensuell vertretbaren Horizont von Zielsetzungen,

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