Materialien zur Familienpolitikanalyse - ifb - Bayern
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30 <strong>ifb</strong> - <strong>Materialien</strong> 4-98<br />
emplarisch gezeigt werden, welche praktischen Schwierigkeiten eine langfristige Anlage einer<br />
solchen Untersuchung zu gewärtigen hat, was in zukünftigen Studien, die auf diesem Ansatz<br />
aufbauen wollen, berücksichtigt werden muß. 5<br />
6. Fallstudien <strong>zur</strong> <strong>Familienpolitikanalyse</strong><br />
6.1 Skeptisches Resümee<br />
Hinsichtlich der Möglichkeit der Ausweitung der <strong>Familienpolitikanalyse</strong> in sachlicher, zeitlicher<br />
und sozialer Hinsicht sind somit eine Reihe von skeptischen Anmerkungen angebracht:<br />
• Der Umfang der sog. „familienbezogenen“ Politik ist schlichtweg zu groß, um innerhalb<br />
einer wissenschaftlichen Untersuchung bewältigt werden zu können, wobei außer Betracht<br />
bleibt, ob man dem Terminus „familienbezogene Politik“ überhaupt einen klaren<br />
und präzisen wissenschaftlichen Sinn geben kann.<br />
• Die Programmentwicklung im Bereich familienbezogener Politik ist entweder nicht ausreichend<br />
bekannt oder – soweit sie bekannt ist – weist sie nicht die Rationalitätskriterien<br />
auf, die von einem professionalisierten Dokumentationssystem vorausgesetzt werden<br />
müssen, um dieses System effektiv an der Programmentwicklung beteiligen zu können.<br />
Insbesondere ist hier festgestellt worden, daß die sozialwissenschaftliche Politikberatung<br />
weniger durch die Lieferung von Daten für den Entscheidungsprozeß eine Rolle spielt,<br />
sondern eher Konzepte und programmatische Überlegungen bereitstellt. Außerdem sind<br />
zentrale Vorgaben der Programmentwicklung im politischen Raum nicht hinreichend definiert;<br />
hierbei sind vor allem der Familienbegriff und die politischen Zielsetzungen zu<br />
nennen, ohne deren präzise Definition eine Evaluation familienbezogener Politik nicht<br />
oder allenfalls in nur sehr eingeschränktem Maße möglich ist.<br />
• Die wissenschaftliche Zielsetzung läßt sich nur un<strong>zur</strong>eichend beschreiben. Während Projekte<br />
vom Typ der „Beobachtung“ mit Unternehmen aus der Sozialberichterstattung konkurrieren,<br />
die besser ausgestattet und professionell etabliert sind, sind eingeschränkte<br />
Wirkungsanalysen möglich, die in paradigmatischer Form auch in diesem Band präsentiert<br />
werden, die aber eine sehr spezifische Ausrichtung brauchen, um professionell handhabbar<br />
zu sein.<br />
• Schließlich stellt sich die Frage der Langfristigkeit der <strong>Familienpolitikanalyse</strong> als ein<br />
Problem heraus, bei dem man entweder, wie auch schon in der vorangegangen Problematik<br />
mit Unternehmen konkurriert, die besser etabliert sind, oder im Sinne einer Wirkungsanalyse<br />
auf methodologische Probleme stößt, die sich in der Datengrundlage verbergen.<br />
5<br />
Eine interessante Alternative bietet Buhr 1998. Auf der Basis von Sozialhilfeakten wurden Lebensverläufe von BezieherInnen<br />
von Hilfe zum Lebensunterhalt rekonstruiert. Diese prozeßproduzierten Daten ermöglichen zum Teil eine genauere<br />
Abbildung von Veränderungen der Lebenslage und Lebensform, als dies in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen<br />
möglich ist, haben jedoch die ihnen inherenten Grenzen, die sich aus ihrer verwaltungsmäßigen Produktion ergeben.