Materialien zur Familienpolitikanalyse - ifb - Bayern
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56 <strong>ifb</strong> - <strong>Materialien</strong> 4-98<br />
notwendigen Eigenschaften wie Selbständigkeit und Courage erst noch erwerben und entwickeln:<br />
„Und wir Frauen müssen auch Courage haben, Partnerschaft in unserem jeweiligem<br />
Umfeld - privat und beruflich - einzufordern Das kann uns Frauen niemand abnehmen...<br />
Es gilt nicht nur, das Selbstbewußtsein der Frauen zu nutzen und zu stärken.“<br />
(Nolte 1995)<br />
Frauen werden von Nolte aufgefordert, sich aktiv für ihre Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt<br />
einzusetzen:<br />
„Ich bin mir sicher, daß es so manche Idee und Initiative gibt, von der wir hier nichts<br />
wissen, weil die Ideenträgerin und Ideenträger sie nur ihrem Umfeld entwickelt haben“.<br />
(Nolte 1997d)<br />
Solche Möglichkeiten sieht Nolte vor allem auf dem Gebiet des Handwerks, in welches Frauen<br />
unter Zuhilfenahme des Meister-BAföG vordringen sollen. Derzeit fehle es aber Frauen an<br />
den Männern vergleichbaren informellen Netzwerken:<br />
„Frauen haben es bis heute nicht geschafft, vergleichbar effiziente informelle Netzwerke<br />
aufzubauen und aufrecht zu erhalten, wie sie Männer seit Jahrhunderten pflegen. Diese<br />
Netzwerke tragen zu ihrem beruflichem wie gesellschaftlichen Fortkommen bei. Frauen<br />
fehlt [...] oftmals die Zeit, sich auf informelle Kontakte einzulassen, weil sie in ihrer<br />
‘Freizeit’ die Familien- und Hausarbeit organisieren.“ (Nolte 1997d)<br />
Andererseits wird die Benachteiligung von Frauen mit der Umstrukturierung der Gesellschaft<br />
und der hohen Arbeitslosigkeit zwar nicht gerechtfertigt, aber als nur schwer zu lösende Aufgabe<br />
beschrieben, da beispielsweise Fördermöglichkeiten nur begrenzt <strong>zur</strong> Verfügung stehen:<br />
„Deshalb sind wir gerade in unserer aktiven Arbeitsmarktpolitik gefordert, mehr Angebote<br />
für Frauen zu machen [...] Es muß zielgenau gefördert werden, gerade in einer zeit<br />
enger Haushaltsspielräume, und das ist ja wahr, das kann niemand ignorieren, die finanziellen<br />
Möglichkeiten sind enger geworden“. (Nolte 1997a)<br />
Zudem wird die Integration weiblicher Arbeitnehmer wiederum vom Einstellungsverhalten<br />
der Arbeitgeber abhängig gemacht. Frauen brächten zwar die im Verlauf der Entwicklung <strong>zur</strong><br />
Dienstleistungsgesellschaft notwendigen Qualifikationen mit 14 , welches diesmal eine positive<br />
Bewertung des „weiblichen Arbeitsvermögens“ darstellt. Deren tatsächliche Beschäftigung<br />
wird aber in den Ermessensspielraum der Wirtschaft gestellt:<br />
„Deshalb ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Handlungsfeld [...] für<br />
die Tarifpartner in der Wirtschaft und vor allem für einzelnen Betriebe.“ (Nolte 1995)<br />
„Aber insgesamt sind Unternehmen stärker gefordert, die Kompetenz von Frauen zu nutzen<br />
und Frauen zu fördern [...] Die Motivationseffekte, die Verbesserung des Betriebsklimas,<br />
die damit verbundene Leistungssteigerung sind doch gerade für die Wirtschaft<br />
ein Gewinn“. (Nolte 1997a)<br />
Das Ziel der Gleichberechtigung bzw. deren Verwirklichung und Durchsetzung bleibt unklar:<br />
14<br />
„Im wachsenden Dienstleistungs-, Informations- und Mediensektor wird zunehmend Flexibilität gefordert<br />
[...] Hohe Kompetenz im kommunikativen und sozialen Bereich sind notwendige Schlüsselqualifikationen<br />
und gerade Frauen bringen diese mit“. (Nolte 1997a)