Materialien zur Familienpolitikanalyse - ifb - Bayern
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28 <strong>ifb</strong> - <strong>Materialien</strong> 4-98<br />
bachtung objektiver und subjektiver Lebensqualität aufgebaut wurde, das in große Forschungsvorhaben<br />
wie das „Wohlfahrtssurvey“ und das „Sozioökonomische Panel“ mündete<br />
(vgl. z.B. Glatzer/Zapf 1984, Zapf u.a. 1987). Da dieses Feld der Sozialberichterstattung relativ<br />
gut etabliert ist, ließe sich allenfalls eine Aufbereitung der Ergebnisse im Hinblick auf<br />
Familien denken. 4 Auch hier besteht jedoch ein erheblicher Ressourcenbedarf, so daß hier e-<br />
her das eingeschränktere Teilziel zu verfolgen aussichtsreich ist (siehe 6.2).<br />
Somit bleibt für den hier vorgestellten Band die Beschränkung der Wirkungsanalyse auf einige<br />
Teilbereiche und spezielle Zielsetzungen.<br />
In der Studie von Stephan Baas hätte sich prinzipiell eine Wirkungsanalyse im Hinblick auf<br />
den Programmentwicklungsprozeß angeboten; man hätte erforschen können, wie die öffentlich<br />
kommunizierten Geschlechterideale in den politischen Entscheidungsprozeß einfließen.<br />
Dieser Weg wurde vor allem aus pragmatischen Gründen hier nicht beschritten; es soll jedoch<br />
darauf hingewiesen werden, daß prinzipiell die Möglichkeit einer Wirkungsanalyse im Rahmen<br />
eines solchen diskursanalytischen Verfahrens besteht (siehe z.B. Bleses/Rose 1998).<br />
Der Beitrag von Andreas Netzler stellt ein Musterbeispiel für eine Wirkungsanalyse dar, die<br />
mit den Mitteln empirischer Sozialforschung die objektive und subjektive Lebensqualität von<br />
Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen anhand großer sozialwissenschaftlicher Datensätze<br />
behandelt. Sowohl angesichts relativ unstrittiger Wertgesichtspunkte, wie beispielsweise<br />
dem, daß es Familien nicht schlechter gehen soll als Alleinlebenden oder kinderlosen Ehepaaren,<br />
als auch durch die relativ krassen Unterschiede zwischen Haushalten mit Kindern und<br />
solchen ohne Kinder und der relativ deutlichen Entwicklung dieser Unterschiede im Lebensverlauf<br />
kann er nachweisen, daß die einschlägigen sozialpolitischen Leistungssysteme keine<br />
ausreichende Kompensation für die materiellen Verluste bereitstellen, die mit Kindern einhergehen.<br />
Neben dieser sozioökonomischen Form der Wirkungsanalyse repräsentiert der Beitrag von<br />
Kurt Bierschock ein anderes Genre der sozialwissenschaftlichen Forschung, die auf Wirkungsanalyse<br />
abzielt. Es handelt sich hier um eine Studie aus dem Bereich der Evaluationsforschung,<br />
bei der ein bestimmtes Organisationsgeflecht im Hinblick auf die Chancen analysiert<br />
wird, daß die politischen Zielsetzungen, hier die kinder- und jugendhilfepolitischen Vorgaben<br />
insbesondere <strong>zur</strong> Jugendhilfeplanung, tatsächlich umgesetzt werden können. Auch hier<br />
ist die Analyse, die sich im Gegensatz <strong>zur</strong> vorgenannten nicht im wesentlichen auf statistische<br />
Daten, sondern auf eine Sekundäranalyse organisations- und politiksoziologischer Studien<br />
stützt, relativ skeptisch hinsichtlich der Wirksamkeit der entsprechenden Instrumente.<br />
Paradigmatisch sind somit die drei möglichen Formen der Wirkungsanalyse mit den hier abgedruckten<br />
Studien bezeichnet:<br />
• die Wirkung öffentlicher Diskurse auf den Programmentwicklungsprozeß mit Hilfe diskursanalytischer<br />
und politikwissenschaftlicher Ansätze,<br />
4<br />
„Die Hoffnung allerdings, daß beim derzeitigen Stand der Sozialberichterstattung, den theoretischen wie<br />
praktischen Erkenntnissen über Indikatoren wie aufgrund der Vielfalt der wohlfahrtsrelevanten Lebensbereiche<br />
für Familien (Gesundheit, Geld, Freizeit, Bildung, Wohnung, Beruf usw.) eine summative und wesentliche<br />
Einzelbereiche zusammenfassende Dauerbeobachtung im Sinne einer kontinuierlichen Wohlfahrtsniveau<br />
und –strukturmessung möglich sei, ist utopisch.“ (Netzler, Arbeitspapier März 1996)