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Materialien zur Familienpolitikanalyse - ifb - Bayern

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54 <strong>ifb</strong> - <strong>Materialien</strong> 4-98<br />

„Doch auch Frauen sind bisweilen nicht frei von Klischees, durch die sie sich selbst oder<br />

anderen Frauen den Weg in Führungspositionen erschweren. Hierzu gehört vor allem<br />

die Einschätzung, daß Macht und Einfluß unmoralisch und daher unweiblich sind. Wenn<br />

sich aber die Situation der Frauen ändern soll, dann müssen sie Macht als ein legitimes<br />

Instrument der Veränderung begreifen. Nur wer Entscheidungspositionen einnimmt, kann<br />

Einfluß nehmen, Positionen bestimmen, mehr gestalten und so die Zukunft beeinflussen“.<br />

(Merkel 1992b)<br />

Auch Hannelore Rönschs Aussagen zu Familie und Frauen lassen kein anderes Leitbild erkennen.<br />

Allerdings liegt ihr Schwerpunkt- sie ist Ministerin für Familie und Senioren - vor allem<br />

auf dem Wert der „Familie“. Indem sie die Relevanz von Familie und Kindern in den Ü-<br />

berzeugungen und Wünschen der Gesellschaftsmitglieder darstellt, wird damit zugleich der<br />

Wert der Familie als unverzichtbarer Institution belegt. 10 Nachdem die Bedeutung von Familie<br />

nicht nur in den Orientierungen vor allem der Frauen „bewiesen“ worden ist, thematisiert<br />

sie zumeist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Problematik, die ihrer Überzeugung<br />

nach erst durch die Bildungsangleichung der Frauen entstanden ist:<br />

„Diese Frage ist spätestens seit dem Zeitpunkt der Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen<br />

Familienpolitik geworden, seitdem Frauen über die gleiche schulische und berufliche<br />

Qualifikation wie Männer verfügen“. (Rönsch 1994c)<br />

Weibliche Erwerbsarbeit wird so nur noch mit der Qualifikationsangleichung der Frauen begründet,<br />

nicht aber als Wert an sich. Es scheint sogar, daß sie weiblicher Erwerbsarbeit vor allem<br />

aus finanziellen Motiven billigt:<br />

„Zwar wird es gesellschaftlich akzeptiert, daß auch Frauen mit Kindern berufstätig sind:<br />

[...] Erwerbsarbeit von Frauen legitimiert sich nicht mehr ausschließlich aus materiellen<br />

Gründen“. (Rönsch 1994b)<br />

Der Wert weiblicher Erwerbsarbeit wird durch solche Aussagen deutlich relativiert.<br />

Der Handlungsbedarf angesichts des Vereinbarkeitsproblems wird in ihren Aussagen vor allem<br />

der Wirtschaft zugeordnet:<br />

„Die Arbeitswelt muß sich stärker auf die Bedürfnisse von Familien einstellen“. (Rönsch<br />

1994c)<br />

Zugleich wird die Wirtschaft gewissermaßen „entschuldigt“, ihr Verhalten wird durch die hohe<br />

Arbeitslosigkeit gerechtfertigt:<br />

„Angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt - dies gilt besonders für die<br />

neuen Länder - wächst aber auch der Druck auf Frauen und Männer, sich den von den<br />

Betrieben vorgegebenen Bedingungen zu fügen“. (Rönsch 1993c)<br />

Diese Argumentation belegt ein Grundmerkmal ihrer Reden: Die Tatsache, daß eine, wie sie<br />

meint, zufriedenstellende Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen noch nicht erreicht<br />

werden konnte, wird oftmals mit dem Verhalten der „Männer“ und der Wirtschaft in Verbindung<br />

gebracht, gleichwohl scheint sie überzeugt, daß sich an deren Einstellungen und Verhal-<br />

10<br />

„Die große Mehrheit der jungen Menschen wünscht sich Kinder. Rund 96% der Frauen und Männer halten<br />

ein Leben mit Kindern für intensiver und erfüllter [...] Unsere Gesellschaft braucht die Familie. Ohne Familie<br />

haben wir keine Zukunft und keine Mitmenschlichkeit [...]“ (Rönsch 1994c)

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