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Materialien zur Familienpolitikanalyse - ifb - Bayern

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72 <strong>ifb</strong> - <strong>Materialien</strong> 4-98<br />

allem der Ebenen 2 - 4 angeführt, der Familienbezug als Partizipationserfordernis aber nur<br />

selten thematisiert wird.<br />

5. Der Familienbezug in institutionellen Arrangements der<br />

Jugendhilfe: Risiken und Chancen der Verwaltungsreform<br />

Es gilt festzuhalten, daß die institutionellen Arrangements der Jugendhilfe nach dem KJHG<br />

nicht im ausreichenden Maße familienbezogen sind. Trotz des in den Strukturmaximen implizit<br />

festgelegten Postulats der Familienorientierung findet sich in den Besetzungsarrangements<br />

der Jugendhilfegremien keine Möglichkeit der direkten Repräsentation von Familien. Familienspezifische<br />

Interessen und Bedarfe werden auf kommunaler Ebene nur über dritte Instanzen<br />

- d.h. über sozialpädagogisch geprägte Organisationen mit z.T. genuinen Eigeninteressen,<br />

gemeint sind die Vertreter der freien Träger - an die öffentliche Jugendhilfe übermittelt.<br />

Das Paradoxon des Subsidaritätsprinzips liegt auch darin, daß die Selbsthilfekräfte der Familien<br />

Vorrang vor Maßnahmen der freien wie der öffentlichen Jugendhilfe haben, daß aber die<br />

Repräsentanten von nur schwach institutionalisierten Familienselbsthilfegruppen aufgrund<br />

der korporatistischen Strukturen mit formalen Anerkennungsverfahren für neue Träger(-<br />

konstruktionen) häufig nicht in den Jugendhilfegremien vertreten sind. Die hochgradige Bürokratisierung<br />

der direkten Teilhabe an jugendhilfepolitischen Entscheidungsprozessen behindert<br />

somit die Integration wichtiger informeller Selbsthilfegruppen für Familien.<br />

Außerdem sind die Einfluß- und Mitwirkungsmöglichkeiten von Familien, Kindern und Jugendlichen<br />

auf sozialplanerische Prozesse <strong>zur</strong> Bedarfsanalyse insgesamt gering bzw. je nach<br />

konkret angewandten Planungsverfahren unterschiedlich ausgeprägt. Eine Standardisierung<br />

der Partizipationsmöglichkeiten auf hohem Niveau ist ebenso wenig gegeben wie eine umfassende<br />

Evaluation von Quantität und Qualität familienpartizipatorischer Sozialplanung. Die<br />

Definitionsmacht, was denn Bedarf bzw. Bedarfsgerechtigkeit sei, liegt nach wie vor in den<br />

Händen der sozialpädagogischen und jugendhilfepolitischen Experten, wodurch das planerische<br />

Ressourcenpotential der Familien – die im Sinne der Lebensweltorientierung „Experten<br />

ihres eigenen Lebens“ sind- strukturell vernachlässigt wird.<br />

Die Diskussion über die als „Neue Steuerung“ postulierte Verwaltungsreform in der Jugendhilfe<br />

greift einige Stichworte (Dienstleistungs-, Kunden-, Output-Orientierung, Partizipation)<br />

auf, die auf eine Verstärkung des Familienbezugs verweisen könnten. Deshalb soll nun auf<br />

die diesbezüglichen Risiken und Chancen eingegangen werden.<br />

5.1 Risiken<br />

5.1.1 Produktorientierung vs. Familienbezug<br />

Die Fokussierung von Effektivität und Effizienz in den neuen Steuerungsmodellen birgt das<br />

Risiko in sich, daß das „Wie“ der Leistungserbringung 4 nur noch instrumentell, d.h. als Maßnahmenbeschreibung<br />

auf der Basis von Experteninterpretationen, Gesetzestexten und jugend-<br />

4<br />

Das „Was“ und „Womit“ wird ohnehin von übergeordneten Steuerungsinstanzen entschieden.

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