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Fortschreibung des Integrationskonzepts - Ministerium für ...

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3.5 Handlungsfeld Familie<br />

Ausgangslage<br />

Der Schutz der Familie ist im Grundgesetz verankert. Durch ihre Fürsorgearbeit<br />

<strong>für</strong> Kinder und andere Angehörige erbringen Familien <strong>für</strong> unser Gemeinwesen unverzichtbare<br />

Leistungen. Familie ist ein Ort, an dem unterschiedliche Traditionen und<br />

Lebenswirklichkeiten zusammentreffen, unterschiedliche Auffassungen der Geschlechterrollen,<br />

von Partnerschaft, Erziehung oder Religion. Familien schaffen sozialen<br />

Zusammenhalt vor Ort und sie gehören auch zu den wichtigsten Investoren im<br />

sozialen Nahraum. Heute gibt es vielfältige Formen, Familie zu leben, sie brauchen<br />

in unterschiedlicher Form unsere Unterstützung.<br />

Obwohl die Ehe mit Kindern nach wie vor die am meisten gewünschte Lebensform<br />

ist, gibt es ebenso alleinerziehende Familien, Patchwork- oder Regenbogenfamilien.<br />

Deutlich mehr Menschen mit als ohne Migrationshintergrund leben in traditionellen<br />

Familienformen, wobei bi-nationale Ehen und Familien zunehmen. Dabei leben auch<br />

Familien mit Migrationshintergrund in sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten,<br />

abhängig von sozialem Status, der individuellen Migrationsgeschichte und Herkunft,<br />

dem Umfeld in der Nachbarschaft, aber auch vom aufenthaltsrechtlichen Status <strong>für</strong><br />

diejenigen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. So ist z. B. schon<br />

das Heiratsalter auch unter Migrantenfamilien sehr unterschiedlich und reicht von<br />

22,2 Jahren bei türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten bis zu 25,2 Jahren<br />

bei denen, die aus Polen stammen. 22 Auch ist das Ausmaß der Berufstätigkeit von<br />

Müttern durchaus unterschiedlich. So ist z. B. eine Erwerbstätigkeit von Müttern unter<br />

Zugewanderten aus den ehemaligen GUS-Staaten eher höher als unter der einheimischen<br />

Bevölkerung. Ebenso prägen in Familien mit Migrationshintergrund sehr<br />

unterschiedliche Rollenvorstellungen den Alltag. Es gibt patriarchalisch orientierte<br />

Familienlebensweisen als auch sehr egalitäre Rollenmodelle. Mehr Familien mit als<br />

ohne Migrationshintergrund gaben bei einer Befragung an, dass beide Elternteile <strong>für</strong><br />

die Erziehung der Kinder gleichermaßen zuständig sind. 23 Integrationsarbeit muss<br />

diese Differenziertheit und Vielfalt berücksichtigen.<br />

Familien mit Migrationshintergrund haben häufiger mit Vorurteilen zu kämpfen<br />

und erfahren Ausgrenzung und Diskriminierung. Sie sind deutlich häufiger von<br />

Armut betroffen als Familien ohne Migrationshintergrund. 45 % aller Familien in Armut<br />

in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. 24 Sie finden, auch bedingt<br />

durch diese soziale Lage, seltener als Familien ohne Migrationshintergrund Zugang<br />

zu den Beratungs- und Bildungsangeboten von Fachstellen und Bildungszentren.<br />

Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund haben häufiger Schwierigkeiten mit<br />

der erfolgreichen Integration in das Bildungssystem.<br />

Dabei ist eine ökonomische Armut weniger mit Bildungsferne verbunden als bei<br />

Familien ohne Migrationshintergrund. 25 Aufgrund von Barrieren beim Zugang zum<br />

Arbeitsmarkt oder auch der Anerkennung von im Ausland erworbener beruflicher<br />

Qualifikation sind Migrantinnen und Migranten häufiger als Einheimische unter ihrem<br />

22 BMFSFJ (2010): Ehe, Familie, Werte – Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Monitor Familienforschung, 24<br />

23<br />

BMFSFJ (2010): Familien mit Migrationshintergrund. Prognos, 79<br />

24 BMFSFJ (2010): Familien mit Migrationshintergrund. Prognos, 37<br />

25<br />

Laubstein, Claudia 2013: Armut von Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse der<br />

AWO-Langzeitstudie, in: Migration und soziale Arbeit, 1/2013, 12-19.

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