Fortschreibung des Integrationskonzepts - Ministerium für ...
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3.6 Handlungsfeld Gesundheit<br />
Ausgangslage<br />
Das deutsche Gesundheitssystem unterscheidet nicht nach Staatsangehörigkeit oder<br />
ethnischer Herkunft. Somit gilt, dass alle Leistungen der Gesundheitsversorgung<br />
gemäß geltender Rechtslage und vorhandenen Regelungen <strong>für</strong> alle Krankenversicherten<br />
unabhängig von ihrer Herkunft offen stehen. In der Praxis gibt es jedoch<br />
nach wie vor Verbesserungsbedarf in der Inanspruchnahme und im Zugang zu den<br />
Leistungsangeboten.<br />
So haben Menschen mit Migrationshintergrund höhere Zugangsbarrieren zu überwinden.<br />
Dazu gehören einerseits nicht selten Verständigungsschwierigkeiten bei Beratung<br />
und Therapie, ein anderes kulturelles Verständnis von Gesundheit und<br />
Krankheit oder mangelnde Kenntnis <strong>des</strong> deutschen Gesundheitssystems, sowie andererseits<br />
die noch nicht überall vorhandene oder ausreichende Interkulturelle Kompetenz<br />
<strong>des</strong> Fachpersonals, mangelnde sprachliche Vermittlung oder fehlende kultursensible<br />
Information über das Gesundheitssystem. Vor allem bei der psycho-sozialen<br />
Versorgung stellen Verständigungsprobleme eine große Hürde dar.<br />
Auch haben nicht alle Migrantinnen und Migranten Anspruch auf Leistungen<br />
einer Krankenversicherung. Wie auch bei Einheimischen verfügen z.B. Selbständige<br />
mit geringen Einkünften oft über keine Versicherung, <strong>für</strong> Asylsuchende ist der Zugang<br />
zum Gesundheitssystem gesetzlich eingeschränkt. Darüber hinaus bestehen<br />
<strong>für</strong> Menschen ohne Aufenthaltstitel oder auch freizügigkeitsberechtigte Unionsbürgerinnen<br />
und –bürger, die keine Krankenversicherung haben, besondere Probleme.<br />
Migrantinnen und Migranten sind nach einer Studie <strong>des</strong> Robert-Koch-Instituts nicht<br />
generell „kränker“ als Menschen ohne Migrationshintergrund. Allerdings sind die Bedingungen<br />
ihrer Migration und ihre Lebensverhältnisse in Deutschland Risikofaktoren,<br />
die in bestimmten Konstellationen zu einem höheren Krankheitsgrad führen.<br />
Dabei gibt es bestimmte Risikogruppen. Viele ältere ausländische Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer sind nach Angaben <strong>des</strong> Sechsten Familienberichts der<br />
Bun<strong>des</strong>regierung wegen besonderer Belastungen durch jahrelange körperliche Arbeit<br />
z.B. oftmals früher auf Pflege angewiesen.<br />
Grundsätze und Ziele<br />
Zugänge zum System der gesundheitlichen und der psycho-sozialen Versorgung<br />
werden <strong>für</strong> Menschen mit Migrationshintergrund stärker geöffnet. Die Lan<strong>des</strong>regierung<br />
setzt sich da<strong>für</strong> ein, dass vorhandene Barrieren im Zugang zu den Angeboten<br />
<strong>des</strong> Gesundheitssystems abgebaut werden. Die Lan<strong>des</strong>regierung wird die<br />
begonnene Interkulturelle Öffnung bereits laufender Projekte und Initiativen im Bereich<br />
Gesundheit und Pflege vorantreiben und mit den beteiligten Kooperationspartnerinnen<br />
und -partnern entsprechende Lösungsansätze <strong>für</strong> die Umsetzung entwickeln.<br />
Die Information über das Gesundheitssystem wird kultursensibel ausgebaut. Dabei<br />
spielen Migrantenorganisationen als Mediatoren eine wichtige Rolle. Auch Präventionsarbeit<br />
muss kultursensibel gestaltet werden.