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Cicero Hitlers letzte Bombe (Vorschau)

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XXX.<br />

Europaratsausstellung<br />

„Die Massenmorde<br />

der Nazis zu<br />

einem stringent<br />

erzählbaren<br />

,Holocaust‘<br />

umzudeuten,<br />

war eine<br />

US‐amerikanische<br />

Interpretation“<br />

in den Vereinigten Staaten. Objektives Geschichtsverständnis<br />

war nie das Ziel dieser<br />

mediatisierten Interpretation.<br />

Hier muss man wohl, aus der europäischen<br />

Perspektive, anfügen, dass die Kultur<br />

der Bundesrepublik Deutschland durch<br />

Mediatoren wie Adorno und später Henryk<br />

Broder oder Dan Diner den „Zivilisationsbruch“<br />

als Konzept des katastrophalen<br />

Versagens des Humanismus und<br />

dessen Singularität unabhängig von den<br />

Vereinigten Staaten entwickelt und erhalten<br />

hat. In Bezug auf die Geschichte des<br />

deutschen Selbstverständnisses scheint das<br />

Festhalten an der Einzigartigkeit des Holocaust<br />

fast durch eine kulturelle Erwählungsidee<br />

in der Tradition Fichtes und<br />

Hegels motiviert zu sein: Wenn die Deutschen<br />

als Träger einer großen Kultur zu einem<br />

solchen Verbrechen fähig waren, dann<br />

muss das Versagen dieser Kultur schrecklicher<br />

und metaphysisch vernichtender<br />

sein als Völkermorde anderer und „weniger<br />

hochstehender“ Kulturen. In dieser<br />

idealistisch-rassistischen Logik (die, glaube<br />

ich, die nationalsozialistische Ideologie mit<br />

beeinflusste) waren Deutsche und Juden<br />

Konkurrenten um das Privileg der historischen<br />

Erwählung. Im Beharren auf dem<br />

Holocaust-Narrativ besteht diese Logik<br />

weiter. Es ist längst überfällig, mit ihr zu<br />

brechen.<br />

Verbotsgesetze und fixierte historische<br />

Narrative instrumentalisieren menschliches<br />

Leiden für gegenwärtige politische Zwecke:<br />

Als unter Präsident Sarkozy das Leugnen<br />

des Massenmords an den Armeniern unter<br />

Strafe gestellt wurde, war das eine Geste<br />

in Richtung Türkei. Aber was ist dann mit<br />

der künstlichen Hungersnot in der Ukraine<br />

1932 (3,5 Millionen Opfer), mit den<br />

Gulags (1,6 Millionen Opfer), mit Chinas<br />

„Großem Sprung nach vorn“ (mehr als<br />

30 Millionen Opfer)? Was ist mit Kambodscha,<br />

Ruanda und mit Nordkorea heute?<br />

Wo sollen Verbote anfangen oder aufhören?<br />

Wer entscheidet, was unerträglich ist?<br />

Soll man die armen Irren, die in deutschen<br />

11.2012 <strong>Cicero</strong> 27<br />

17.10.2012<br />

10.02. 2013<br />

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