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über Jahrzehnte garantiert verkauft. Mit<br />
Marktwirtschaft hat dieses Gesetz der<br />
Grünen wirklich nichts zu tun.<br />
Sie spielen die Oma gegen die Energiewende<br />
aus, die Ihnen zu schnell geht.<br />
Nein! Wir haben die Energiewende<br />
gemeinsam beschlossen und wollen<br />
sie. Das stellt überhaupt niemand infrage.<br />
Aber man muss die Probleme dieser<br />
komplexen Materie so beschreiben,<br />
dass die Menschen es auch verstehen.<br />
Die Energiewende soll es schnell geben,<br />
aber man muss sie technologieoffen machen,<br />
damit sie funktioniert. Und außerdem<br />
fehlen in Deutschland bisher etwa<br />
4000 Kilometer Hochspannungsleitungen<br />
und regionale Verteilnetze. Hier erwarte<br />
ich, dass gerade die Grünen ganz<br />
vorne dabei sind, den Menschen vor Ort<br />
zu erklären, warum wir diese Stromleitungen<br />
benötigen. Immer nur nach erneuerbaren<br />
Energien zu rufen, ist zu<br />
wenig. Man muss auch redlich die Konsequenzen<br />
benennen. Das vermisse ich<br />
bei den Grünen.<br />
Sie hören sich an wie ein Oppositionspolitiker.<br />
Sie regieren doch, oder nicht?<br />
Wir müssen die Probleme lösen, die die<br />
Umweltminister Trittin und Gabriel uns<br />
hinterlassen haben: hohe Dauersubventionen<br />
und fehlende Leitungen. Die Energiewende<br />
kann nur wirklich gelingen,<br />
wenn auch die Länder mitziehen. Und da<br />
liegt einiges im Argen. Wir müssen weg<br />
von der Bevorzugung einzelner Technologien.<br />
Auch bei der Windenergie. Ja, sie<br />
ist effizient, aber nur, wenn wir es auch<br />
schaffen, sie von Nord- und Ostsee nach<br />
Süddeutschland zu bringen, wo die vielen<br />
Kernkraftwerke bisher waren und die<br />
Industrie auf eine sichere Energieversorgung<br />
angewiesen ist.<br />
Die würden Sie am liebsten wieder anschalten,<br />
nicht wahr?<br />
Nein, das ist abgehakt. Ich kenne niemanden<br />
in Deutschland, der wieder auf<br />
Kernkraft setzen möchte. Aber wir brauchen<br />
nachhaltige, stetige Energieversorgung<br />
in leistungsfähigen Netzen, sonst<br />
machen wir sie instabil. Und diese Probleme<br />
gehen wir an.<br />
Auch in anderen Politikfeldern sind Sie<br />
beim Neinsagen gut: beim Betreuungsgeld<br />
oder bei der Vorratsdatenspeicherung.<br />
Was bauen Sie denn auf?<br />
Dass wir einer anlasslosen Vorratsdatenspeicherung<br />
nicht zustimmen, ist sehr<br />
positiv. Wir schützen die Bürgerrechte.<br />
Wir sind nicht der Wohlfahrtsausschuss<br />
der Jakobiner, die bestimmen, was wir<br />
dürfen und wie wir zu leben haben. Wir<br />
machen liberale Politik, die auf Freiheit<br />
zur Verantwortung setzt.<br />
In Ihrer politischen Karriere ist etwas auffällig:<br />
Wenn die FDP absackt, steigt Rainer<br />
Brüderle auf.<br />
Diese Korrelation sehe ich nicht.<br />
Als es der FDP schlecht ging 2011, sind<br />
Sie vom Job des Wirtschaftsministers auf<br />
den des Fraktionsvorsitzenden gewechselt,<br />
mit dem Sie viel besser klarkamen.<br />
Ich war gern Wirtschaftsminister. Der<br />
Fraktionsvorsitz war nie mein Ziel. Aber<br />
ich bin Teil des liberalen Teams und gestalte<br />
gern. Deswegen arbeite ich in der<br />
neuen Struktur gerne mit. Der Job des<br />
Fraktionsvorsitzenden macht mir viel<br />
Freude, auch wenn es keine einfache<br />
Zeit ist, weil wir gerade bei der Eurorettung<br />
viele wichtige Entscheidungen treffen<br />
müssen.<br />
1983 in Rheinland-Pfalz lag die FDP mit<br />
3,5 Prozent am Boden – und Sie konnten<br />
Landesvorsitzender werden. Warten Sie,<br />
bis die Partei reif ist, und rücken dann ins<br />
Zentrum?<br />
So primitiv ist Politik nicht. Dass man alles<br />
kräftig an die Wand fährt, damit ein<br />
Platz frei wird. Ich möchte, dass die FDP<br />
bei den nächsten Wahlen erfolgreich ist.<br />
Deswegen führe ich auch keine Personaldebatten.<br />
Damals in Mainz war die FDP<br />
aus dem Landtag geflogen. Es war für<br />
uns alle schmerzlich. Ich wurde gebeten,<br />
den Vorsitz zu übernehmen, und habe<br />
mich in die Pflicht nehmen lassen.<br />
Rainer Brüderle ist kein Mann, der in<br />
Ämter drängt?<br />
Nein.<br />
Haben Sie Angst zu scheitern, wenn Ihr<br />
Wunsch abgelehnt würde?<br />
Weder hebe ich den Finger noch habe ich<br />
einen Amtswunsch. Und zur Angst nur<br />
so viel: Nach 40 Jahren Politik in verschiedenen<br />
Etagen haben Sie Respekt vor<br />
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11.2012 <strong>Cicero</strong> 51<br />
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