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| W e l t b ü h n e | C h i n a s M i l i t ä r<br />
Chinas Volksbefreiungsarmee<br />
1 Flugzeugträger<br />
50 U-Boote<br />
79 Zerstörer und Fregatten<br />
1000–1200 Kurzstreckenraketen<br />
Infografik: Kristina Düllmann; Foto: Privat<br />
2,3 Millionen Soldaten<br />
7000 Panzer 1570 Kampfjets<br />
550 <strong>Bombe</strong>r<br />
50–75 Interkontinentalraketen<br />
Im Bau<br />
Tarnkappenbomber<br />
Atomgetriebene U-Boote<br />
Militärausgaben<br />
offiziell<br />
geschätzt<br />
72 Milliarden Euro 108 Milliarden Euro 509 Milliarden Euro<br />
Quelle: Annual Report to Congress, Military and Security Developments Involving the People’s Republic of China 2012, Sipri<br />
Benjamin Purser. Dort streitet sich China<br />
mit anderen Anrainerstaaten um mehrere<br />
Riffe und Inseln, unter denen Rohstoffe<br />
vermutet werden.<br />
Ein weiterer Fall: Ende 2010 und im<br />
Mai 2012 tauchten in Blogs Bilder eines<br />
pechschwarzen Flugzeugs auf. Sie zeigten<br />
Testflüge des J‐20, eines von China entwickelten<br />
Tarnkappenbombers. Nach einigem<br />
Zögern druckten auch staatliche<br />
chinesische Medien die Bilder. Weitere<br />
J‐20‐Prototypen seien in der Entwicklung,<br />
berichtete die Zeitung Global Times.<br />
Dass China vermehrt seine Waffen<br />
selbst herstellt, ist immerhin belegbar. Zwischen<br />
2007 und 2011 gingen Chinas Rüstungsimporte<br />
nach Daten des Sipri um<br />
58 Prozent zurück. Zuvor war die Volksrepublik<br />
jahrelang der weltgrößte Rüstungsimporteur<br />
gewesen. Vor allem aus Russland<br />
kaufte Peking Kampfjets, Kriegsschiffe oder<br />
U‐Boote. Aus Israel bezog China laut Sipri<br />
Elektronik und Raketentechnologie – bis<br />
die USA Tel Aviv zu einem Exportstopp<br />
drängten. Importe aus den USA und der<br />
EU sind Peking verwehrt: Beide hatten<br />
1989 nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung<br />
auf dem Tiananmen-Platz<br />
Waffenembargos gegen China verhängt.<br />
„China hat einen großen Sprung gemacht<br />
in den vergangenen 15 Jahren“, sagt<br />
Siemon Wezeman, Sipri-Experte für Waffenhandel.<br />
Die Qualität seiner selbst gebauten<br />
Ausrüstung nähere sich dem Niveau<br />
des Westens an. Chinas J‐10‐Kampfflugzeuge<br />
etwa ähneln nach Angaben der einflussreichen<br />
US‐Denkfabrik Rand Corporation<br />
den amerikanischen F‐16‐Jets.<br />
Allerdings basieren nach wie vor fast alle<br />
chinesischen Innovationen auf einstigen<br />
Importen, vor allem jenen aus Russland.<br />
„China ist der Weltmeister des Reverse Engineering“,<br />
sagt Emmanuel Puig vom Forschungsinstitut<br />
Asia Centre in Paris. „Der<br />
Vorteil dieser Art der Innovation ist, dass<br />
man schnell und relativ preiswert aufholen<br />
kann. Aber sie führt zu einer hohen<br />
Abhängigkeit und reduziert die Fähigkeiten<br />
zur Grundlagenforschung.“ Grundlegende<br />
Innovationen aber seien Voraussetzung<br />
für den Aufstieg eines Landes zur<br />
echten Großmacht.<br />
Chinas Armee ist also noch lange nicht<br />
am Ziel. Zwei Drittel der Kampfjets basieren<br />
nach Angaben der Rand Corporation<br />
immer noch auf uralten russischen<br />
MiG‐19- und MiG‐21‐Flugzeugen. Chinas<br />
Bodentruppen leiden nach Ansicht<br />
des Pentagons unter zu geringer Kampferfahrung<br />
und mangelnder Führungsstärke<br />
der leitenden Offiziere. Besseres Training<br />
gehört daher zu den Schwerpunkten der<br />
Armeereform.<br />
Auch die „Liaoning“ ist mit ihren<br />
58 800 Tonnen nicht wirklich konkurrenzfähig.<br />
Die amerikanischen Flugzeugträger<br />
der Nimitz-Klasse sind beinahe doppelt so<br />
groß. „Wir haben nicht genug Erfahrung<br />
mit dieser Art Schiff“, gibt Admiral Zhang<br />
denn auch freimütig zu. Man müsse erst<br />
mal Sicherheitsmaßnahmen und Managementmethoden<br />
entwickeln. Chinas künftige<br />
J‐15‐Trägerjets – gebaut auf Basis russischer<br />
Sukhoi S‐33‐Flugzeuge – sind zwar<br />
bereits von Land aus geflogen, aber noch<br />
nicht serienreif. Chinas Piloten sind für<br />
Landungen auf einem Träger nicht ausgebildet.<br />
Bei ersten Testfahrten der „Liaoning“<br />
waren daher nur Modelle der Flieger an<br />
Bord. Bis dort echte J‐15 landen, werden<br />
noch Jahre vergehen.<br />
Christiane Kühl<br />
lebt seit 2000 in China und<br />
erkundet von Peking aus als freie<br />
Korrespondentin das Land<br />
82 <strong>Cicero</strong> 11.2012