1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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meinen Namen genannt, sagte er "Sie haben einen schönen Namen". Ich war<br />
erstaunt u. erfreut zugleich, vergass aber nicht dessen Bedeutung zu fragen.<br />
Seite 41:<br />
Anhang.<br />
In spätern Jahren erzählte uns die Mutter u. auch der Vater Ueberlieferungen<br />
ihrer Eltern u. Grosseltern. So erzählte die Mutter: Die Wolf in Untervaz<br />
stammen aus dem Prättigau. Zur Zeit des Aufstandes im Prättigau u. seines<br />
Abfalles vom katolischen Glauben im 16. Jahrhundert seien sie geflohen u.<br />
haben sich in Untervaz niedergelassen u. eingebürgert, um dem katolischen<br />
Glauben treu bleiben zu können.<br />
Meine beiden Grossmütter stammten aus Mels. Ich habe keine gekannt u.<br />
auch die Grossväter nicht, d.h. an den Vater meiner Mutter, Caspar Wolf,<br />
kann ich mich dunkel erinnern. Der Grossvater väterlicherseits hiess Crispin<br />
<strong>Joos</strong> u. war verehelicht mit Barbara <strong>von</strong> Good aus Mels, einer ausgezeichnet<br />
frommen u. guten Frau.<br />
Damals (erzählt <strong>von</strong> meinem Vater) wurde in den Schweiz u. besonders auch<br />
im Bündnerland, viel für die französischen Könige geworben. Eines Tages<br />
nahm auch der Grossvater, C. <strong>Joos</strong>, Handgeld ohne Einwilligung seiner Frau<br />
u. ging in<br />
Seite 42:<br />
französische Dienste, die Frau mit drei kleinen Kindern zurücklassend. Sein<br />
Streben war Reichtum zu erwerben u. zu Ehren u. Ansehen zu gelangen u.<br />
dann, seiner Frau ebenbürtig, zu ihr zurückzukehren.<br />
Aber nicht lange, da brach die schreckliche französische Revolution aus.<br />
Tapfer kämpfte mein Grossvater mit seinen Kameraden u. teilte deren<br />
Schicksal. Er fiel auf der Bastille zu Paris u. schwer verwundet lag er unter<br />
einem Haufen Toter. Als am dritten Tage die Leichen der Helden<br />
weggeschafft wurden, war er noch am Leben u. konnte sich im Tumult<br />
entfernen u. in ein Versteck schleppen. Sobald es ihm möglich geworden,<br />
machte er sich mit zwei ebenfalls am Leben gebliebenen Kampfgenossen auf<br />
den Weg in die Heimat. Das war sehr gefährlich u. ging sehr schwer. Nur<br />
des nachts wagten sie sich auf den Weg. Bei Tage hielten sie sich stets<br />
irgendwo versteckt, oft in Wäldern u. zwischen Felsen. Unter unsäglichen<br />
Beschwerden machten sie den Weg <strong>von</strong> Paris zu Fuss in die Heimat, wo sie<br />
endlich bettelarm, halbverhungert, voll Ungeziefer, krank u. elend ankamen.