1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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Lehrer hiess uns oft im Schulbuch still zu lesen, aber das behagte uns nicht.<br />
Wir hatten nur ein einziges Schulbuch zur Benützung, zwar ein grosses,<br />
dickes, aber vieles verstanden wir nicht u. das meiste lies uns kalt, ich glaube<br />
wir Kinder fühlten schon heraus,<br />
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zu unserm Nutzen, dass es so ziemlich religionslos war. Biblische<br />
Geschichte wurde damals in der Schule nicht gelehrt u. Katechismus nur<br />
durch den P. Pfarrer u. den P. Helfer erteilt. So suchten wir uns denn<br />
irgendwie zu beschäftigen u. zu unterhalten. Wir suchten nach Bildern und<br />
Büchern. (Sie gehörten einem Sängerverein u. wurden wohl selten benutzt.<br />
Wir legten sie aber stets wieder an ihren Ort). Auf einem alten Büchergestell<br />
in einem Winkel des Schulzimmers fanden wir alte, abgenutzte<br />
Schillerbücher. Wir nahmen sie uns unter die Schulbank, lernten Verse<br />
auswendig u. recitierten sie einander vor. Manchen ist mir im Gedächnis<br />
geblieben bis heute. Am besten aber gefiel uns der "Tell". Das war für uns<br />
köstlich. Eines Tages brachte Marie <strong>von</strong> Hause "Schneewittchen" mit u. ich<br />
den "Hansjörg", ebenfalls eine köstliche Unterhaltung für uns. Ich wusste<br />
viele Geschichten zu erzählen. Längst hatte ich alle Winkel unseres Hauses<br />
durchstöbert nach Büchern u. Geschichten gesucht. Glücklicherweise nichts<br />
als Gutes gefunden. Es fanden sich mehrere Bände v. Christof Schmid u. a.<br />
Besonders aber hatte es mir die grosse Bibel angetan, die im Wohnzimmer<br />
auf einem hohen Gestell ihren Platz hatte.<br />
Es war aber uns Kinder verboten, sie herunter zu nehmen. Sie war so gross<br />
u. so schwer u. schon so alt, u. hatte so mürbes Papier. Aber ich wusste sie<br />
doch zu bekommen. (Nur im Winter, wenn es sehr kalt war. Sonst wurde das<br />
Haus während dem Hochamt gewöhnlich geschlossen u. wir gingen alle zur<br />
Kirche. Die Kleinste mit der Mutter). Wenn die Mutter ins Hochamt ging,<br />
musste ich hie u. da hüten u. unter dem Fleischtopf das Feuer scheuern. Da<br />
erbat ich mir denn als Belohnung die grosse Bibel herunternehmen zu<br />
dürfen, u. sie erlaubte es mir. Es waren auch viele Bilder darin. Da las ich<br />
denn so eifrig, dass ich das feuern vergass, bis ich die Mutter heimkommen<br />
hörte. Dann lief ich der Küche zu. Sie aber schalt mich, nicht. Ueberhaupt<br />
sah die Mutter sehr gerne, wenn wir Kinder lern- u. wissbegierig waren, u.<br />
sie bedauerte es oft, dass im Dorfe keine Gelegenheit war zu weiterer<br />
Ausbildung. Die Bibel aber blieb gewöhnlich einige Tage unten, aber vor<br />
dem Vater versteckt. Durch dieses Lesen eignete ich mir eine ziemliche