1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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etwas fehlen, damit man die gelobte Armut nicht zu leicht vergisst". Mit
grossem Eifer dem Gebete und der Betrachtung obliegend
Seite 124: lebte er ruhig u. ungestört auf der einsamen Kaplanei. Täglich weilte er
stundenlang in Andacht versunken vor dem Tabernakel. An allen Sonn- u.
Feiertagen aber kam er, nachdem er in Guschelmuth die Frühmesse gelesen,
zu Hochamt u. Predigt in die Pfarrkirche. Sommer u. Winter machte er
diesen Weg zu Fuss, ohne auf Wind u. Wetter zu achten, obschon er eine
Stunde weit ist. Er gab hiemit dem Volke ein herrliches, unvergessliches
Beispiel u. erbaute hiedurch die ganze Pfarrei. Auch hierin, wie in vielen
Dingen, glich er seinem heiligmässig verstorbenen Onkel, Hochw. Herr
Piller, Spiritual des Klosters der Visitation in Freiburg. Ruhig u. gottergeben
beschloss er sein heiligmässiges Leben nach kurzer, leichter Krankheit.
Tiefe Frömmigkeit, einfaches gerades Wesen, grosser Gerechtigkeitssinn u.
wahre Herzensdemut waren Hauptzüge seines schönen, edlen Charakters. Es
wäre zu wünschen, dass eine berufenere Feder solch schönes Priesterleben
ausführlich schildern würde um es der Nachwelt zu überliefern.
Seite 125: Ein ebenso frommer Priester war der Hochw. Herr Berset, Pfarrer der Stadt
Neuenburg u. Freund des Pfarrers Roggo. Während seiner Amtszeit wurde
die schöne katolische Kirche in Neuenburg gebaut. Hiefür brachte er grosse
u. schwere Opfer. Der Erbauer war Ing. Ritter-Ducrest in Neuenburg. Seine
Tochter Yolanda, die Herr Pfarrer Berset nahe gestanden, erzählte mir später
viele rührende Züge aus seinem opferreichen, heiligmässigen Priesterleben.
So schlief er die letzten 25 Jahre in Neuenburg, ob gesund oder krank, stets
nur auf einem alten Kanapee, weil er sein eigenes Bett einer notdürftigen
Familie gegeben hatte. Anstatt sich ein anderes zu kaufen, verwendete er das
hiefür geschenkte Geld zum Bau der Kirche. Für seine eigenen Bedürfnisse
verbrauchte er nur das Allernotwendigste, Alles andere kam in die Hände
der Armen. Und so noch mehreres, höchst Erbauliches, erzählte sie mir,
wenn Frl. Y Ritter zur ihrer Schwester Valentine nach Gnadenthal zu Besuch
u. in die Ferien kam.
Seite 126: Gott sei gepriesen in seinen Heiligen u, in seinen heiligmässigen Dienern.
Solange wir noch viele fromme u. eifrige Priester haben, brauchen wir nicht
zu sehr zu bangen um die Erhaltung unserer hl. Religion im lb. Vaterlande.
Es bleibt ewig wahr, was der Katechismus sagt: Ein guter Priester ist eine