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1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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- 62 -<br />

plötzlich in Sitten in den besten Mannsjahren u. Hochw. Herr Lagger starb<br />

als Chorherr in Sitten.<br />

Nach zweijähriger Tätigkeit in Siders musste ich schon wieder den<br />

Wanderstab ergreifen. Ich wurde nach Oberiberg versetzt um dort die Schule<br />

zu übernehmen. Die Ober-Yberger Luft wird ihnen jetzt gut tun, sie wird<br />

ihre Lunge stärken u. wiederstandsfähiger machen, sagte die liebe Mutter<br />

Anizeta zu mir u. so kam es auch. Bald<br />

Seite 132: fühlte ich mich wohl u. heimisch bei diesen lieben, herzigen Kindern. O so<br />

unschuldig u. zutraulich waren sie alle, ohne Ausnahme. Wohl selten wird es<br />

irgendwo so zu finden sein. Ich selbst habe nirgends so viel unberührte<br />

Kinderunschuld getroffen, wenigstens so allgemein, bei allen.<br />

Gute Kinder lassen gewöhnlich auf gute Eltern u. gute Einwohnerschaft<br />

schliessen. In Oberiberg traf es zu. Eine ausschliesslich gut katolische<br />

Bevölkerung bewohnt diese sonnigen Höhen. Nur schade, dass sie jetzt <strong>von</strong><br />

Jahr zu Jahr abnimmt. Früher brachte die Seidenweberei guten Verdienst u.<br />

die Leute beschäftigten sich, zu Hause damit. Nun aber stockt auch diese<br />

Industrie u. so wurden manche Familien gezwungen abzuwandern u. ihr Brot<br />

anderswo zu verdienen. Der Ortspfarrer, Hochw. Herr Franz Suter,<br />

bedauerte dies sehr u.. hie u. da stimmte es ihn wehmütig. Er war ein echter<br />

alter Schwyzer, ein herzensguter Mann u. wahrer Vater seiner<br />

Pfarrgemeinde. Er wurde aber auch vom Volke dafür gehalten. Sein ganzes<br />

Priesterleben hat er in Oberiberg zugebracht, bis zu seinem in hohen Alter<br />

dort erfolgten Tode. Die letzten<br />

Seite 133: Jahre seines Lebens war er durch ein hartnäckiges Fussleiden etwas invalid<br />

geworden. Einen Ruf auf eine höhere Stelle in jüngern Jahren verschmähte<br />

er. Er wollte bei seiner lieben Herde bleiben. Sein Bruder war Pfarrer in<br />

Schwyz gewesen u. seine einzige <strong>Schwester</strong> war Klosterfrau in St. Peter in<br />

Schwyz. Für Oberiberg u. seine Kirche opferte er bereits sein ganzes<br />

Vermögen, denn unter ihm wurde die neue Kirche gebaut. Die Leute<br />

erzählten hie u. da, wie viel er als junger Priester getan. So z. Bsp. trug er die<br />

ganze Woche täglich Steine auf seinem starken Rücken zum Baue der<br />

Kirche auf den Bauplatz u. hielt doch am Sonntag den ganzen Gottesdienst<br />

selbst.

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