1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 6 -<br />
mir das 2te Schulbüchlein in die Hand u. ich las laut vor. Da erhoben die<br />
mutwilligen Knaben ein lautes Geschrei und Gelächter u. verspotteten mich<br />
mit verschiedenen, nicht schmeichelhaften Zurufen. Ich aber fing laut zu<br />
weinen an u. zwar so laut, dass der P. Superior die Stiege herunter u. ins<br />
Schulzimmer trat um zu sehen, was da los sei. Das Schulzimmer war<br />
nämlich im Erdgeschoss des Pfarrhauses) Nachdem der Lehrer wieder<br />
Ordnung geschaffen, tröstete er mich u. sagte mir ich dürfe schon zur Schule<br />
kommen. Ich aber hatte längere Zeit keine Lust mehr, denn ich fürchtete die<br />
Buben. Endlich ging ich wieder u. der<br />
Seite 6:<br />
Seite 7:<br />
Lehrer liess mich ruhig neben meiner <strong>Schwester</strong> sitzen, da ich mich still<br />
verhielt. Und so ging ich öfters mit meiner <strong>Schwester</strong> zur Schule,<br />
wahrscheinlich aber nicht täglich, da ich nicht pflichtig war. Nun trat ich das<br />
7te Jahr an u. wurde schulpflichtig. Ich wurde gleich in die 2te Classe<br />
eingereiht. Den folgenden Herbst stieg ich mit den andern in die 3te Classe<br />
u. kam somit in die Oberschule. Es waren damals nur 2 Katolische Schulen,<br />
heute sind 3. Ich erinnere mich klar, welch grosse Angst ich hatte zu den<br />
grossen Buben hinein. Und wirklich, es erwartete mich wieder eine grosse<br />
Demütigung, die mir noch ganz klar im Gedächtnis ist. (Siehe Seite 51 u. 52<br />
den Grund dieser Bubenrache ). Sobald ich zur Türe hineintrat, erhoben die<br />
Buben ein grosses Geheul u. Gelächter u. einer rief: häst das a,b,c, Büchle<br />
bei dir? u. ein anderer rief: komm nur nit, du chunst under, wir zerstampfen<br />
dich. Ich aber weinte wieder bittere Tränen, mein Ehrgefühl war verletzt. So<br />
durchlief ich denn die 8 Classen der Untervazer Primarschule in kindlicher<br />
Unbesorgtheit unter dem Cepter <strong>von</strong> 4 verschiedenen Lehrern, alles brave,<br />
guter, Männer u. Lehrer. Gefehlt habe ich niemals, den ich war<br />
nie krank. Ein einziges mal erzwang ich bei meinen Eltern die Erlaubnis am<br />
schmerzhaften Freitag nach Ems zu wallfahrten mit meiner Tante. Am<br />
andern Morgen aber musste ich dem Lehrer die üblichen 20 Centimes<br />
Strafgeld bringen, der Vater wollte es so haben. Strafe habe ich, soviel ich<br />
mich erinnere, nur 2 mal erhalten, einmal weil ich in der Kirche beim<br />
Abendrosenkranz laut gelacht u. einmal weil ich und andere Mitschülerinnen<br />
einem Kachelwagen zu lange Aufmerksamkeit schenkten und deswegen<br />
einige Minuten zu spät in die Schule kamen. Für Beides wurden wir vom<br />
Lehrer verurteilt einige Minuten auf dem Boden zu knien. (Siehe Seite 46,<br />
47, 48.).