1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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damals ging das reisen nicht so schnell <strong>von</strong> statten, wie heute. Ein<br />
neugieriges Knabengesicht erschien unter der geöffneten Wartsaaltüre u.<br />
schaute mich höchst verwundert an. Und nicht lange, so kam ein ganzes<br />
Trüppchen Schulknaben u. lachten u. schrien mich lustig an mit: quaq, quaq<br />
---, u. einer rief öfter dazwischen schwarze Krähe. Bald kam ein<br />
Bahnbeamter in die Nähe u. die Missetäter nahmen schnell reissaus u. waren<br />
zerstoben. Die Sache hatte mir eigentliches Ergötzen eingeflösst u.<br />
keineswegs Furcht. (Ich füge hier ein: ganz Aehnliches ist uns einige Jahre<br />
später in Murten begegnet. Auf offener Strasse begegneten uns ein<br />
Trüppchen Schulknaben u. begrüsste uns mit obigen Titeln, quaq - Krähe -<br />
Aegersta etc. mit lautem Geschrei. Zufällig war der katolische Pfarrer in der<br />
Nähe. Es war Hochw. Herr J. Vonlanten, der erste kat. Pfarrer in Murten<br />
nach der Reformation. schnell kam er herbei, erkannte die Knaben, fasste<br />
einen fest beim Kragen u. sagte: "so,<br />
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ihr kommt mit auf den Posten, ich zeige euch an. Es wird euch schlecht<br />
genug ergehen, ihr werdet ein paar Stunden in den Turm gesteckt". O, wie<br />
jetzt die Knaben devot wurden. Jämmerlich flehten sie deutsch u. wälsch:<br />
Pardonez Monsieur le curé, Verzeihung um Gotteswillen, wir wollen es<br />
gewiss nicht mehr tun. Mein Vater schlägt mich, schrie einer u. ein anderer:<br />
mein Vater sperrt mich ein. O, bitte, bitte Herr Pfarrer, zeigen sie uns nicht<br />
an, gewiss wir wollen es nicht wieder tun" Er liess sie laufen mit der<br />
Drohung, dass es ihnen bei Wiederholung schlecht ergehen würde. Sehr<br />
dankbar zogen sie ihre Mützen u. liefen rasch nach Hause)<br />
Es war schon bereits dunkel geworden, als ich im Bahnhof Bern anlangte.<br />
Ich wurde dort <strong>von</strong> Hrn. Strässle erwartet u. in sein Haus geführt u. gut<br />
bewirtet u. am nächsten Morgen früh wieder zum Bahnhof begleitet. Im<br />
Laufe des Vormittag kam ich in Flamatt an. Es war niemand<br />
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da u. so wurde ich etwas ängstlich. Aber der Stations-Vorstand versicherte<br />
mich, es sei die richtige Absteige-Station für Ueberstorf. Endlich kamen<br />
zwei Frauen, jede hatte einen schweren Korb am Arm. Die eine war die Kur-<br />
Köchin u. die andere die Köchin des Herrn Kaplan Brülhart. Sie hatten in<br />
Neuenegg den Fleischbedarf für nächste Woche geholt u. waren dort länger<br />
aufgehalten worden als gewöhnlich, was ihnen recht leid war. Aber, wie<br />
musste ich meine schwere Reisetasche tragen? Die Frauen halfen mir