1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

- 29 -
4 Uhr morgens mit der Novizin Schw. Genesia. Um halb 3 Uhr wurden wir
geweckt u. so gab es halt wenig Schlaf. Einst nun war ich während dem
beten eingenickt u. fiel bald den Stuhl hinunter. Die eifrige Novizin machte
mir strenge Vorwürfe u. ich litt viel Angst sie werde ihr Wort halten u. mich
verklagen. Bald nachher erhielt ich eine andere Stunde, näml. von 9-10
abends. Das war für mich viel leichter. - Andere Rüge erhielt ich nicht.
000000
Seite 51:
Erinnerungen von Schw. Cassilda Joos, II. Heft
Nun konnte die Schule wieder fortgesetzt werden bis gegen Ende Juli. Von
meiner Einkleidung hatte ich bis jetzt noch nie das Geringste nach Hause
berichtet. Nun musste es geschehen. Auf diese Nachricht hin waren natürlich
alle sehr erstaunt u. schickten sogleich meine Schwester um nach mir zu
sehen. Sie erschien ganz unerwartet u. wurde von lieben ehrw. Mutter
Theresia recht freundlich empfangen u. als meine Schwester sich befremdet
u. etwas ungeschickt über meine schwarze Haube ausdrückte, lachte sie
herzlich. Sie nahm uns beide auf ihr Zimmer u. beschenkte meine Schwester
mit verschiedenen frommen Gegenstände. Auch ein schönes Gebetbuch mit
dem Titel "Jesus, Maria, Josef" u. mit grossem, schönen Druck, gab sie ihr
um es dem Vater als Geschenk von ihr zu bringen. So oft ich später als
Seite 52:
Schwester heimkam, erzählte mir die Mutter, welche Freude der Vater an
diesem Buche habe u. wie er es hoch in Ehren halte, weil es von der lieben
Frau Mutter sei. Er benütze es viel zum beten u. lesen. Die letzten 3 Wochen
seines Lebens von 85 Jahren, musste er meisten im Bette zubringen u. hatte
dies Buch bei sich, um es stets zur Benutzung bei Hand zu haben. Vor dem
Tode gab er es der Mutter mit dem Bemerken, dies Buch gut aufzuheben,
denn es sei von der lieben Mutter Theresia. Dies ist geschehen, denn es
findet sich wahrscheinlich noch zu Hause.
Sobald der Schulkurs zu Ende war, musste ich für vier Wochen zur Aushilfe
in die Anstalt Altishofen. Da ich jetzt Novizin war, so setzte man mir den
Schleier auf. Die Oberin, Sr. Edmunda, war aus Gesundheitsrücksichten
abwesend u. ich fand da Schw. Theodula, ebenfalls Novizin, allein. Wir zwei
junge Novizinnen schalteten u. walteten so gut wir konnten u. hatten die
Hände voll