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1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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- 78 -<br />

die liebe Mutter. "Ich bin eben in meiner Jugend<br />

Seite 172: an Mehlsuppe gewöhnt worden, darum liebe ich sie jetzt noch". Das alles<br />

freute mich sehr u. ich rief aus: " ich auch, ich auch! Wir Kinder mussten am<br />

Abend wenigstens einige Löffel voll geröstete Mehlsuppe essen, bevor wir<br />

die Milch bekamen u. so wurde ich daran gewöhnt u. liebe sie heute noch.<br />

Obschon die liebe Mutter nie direkt da<strong>von</strong> sprach, wenigstens nicht zu uns<br />

Jüngern, so wussten wir doch, dass sie mit vielen finanziellen<br />

Schwirigkeiten zu kämpfen hatte. Als ich noch Novizin war, liess sie mich<br />

gelegentlich einer Vorbeireise <strong>von</strong> Ueberstorf ins Collegium nach Freiburg<br />

rufen. Die liebe Mutter fand, mein Kopf sei zu sehr beschwert mit Haaren,<br />

das sei beim Tragen des Schleiers ungesund, sie wolle mir einen Teil<br />

wegschneiden u. sie tat es. "Ach, wie viele u. schöne Haare", sagte sie, "die<br />

könnte man verkaufen, wir hätten das Geld so bitter nötig". "Ja ich weiss<br />

schon Abnehmer" sagte die lb. Schw. Caritas, die daneben stand. Die liebe<br />

Mutter<br />

Seite 173: besann sich eine Weile u. sagte dann: "Nein, ich will es nicht tun, werfen sie<br />

die Haare ins Feuer". Die lb. <strong>Schwester</strong> Caritas tat es.<br />

Der Bekennerbischof Stephan Marylei wohnte die letzte Zeit seines Lebens,<br />

nachdem er sich vom bischöflichen Amte zurückgezogen hatte, im Hause<br />

der Frl. Marie de Fégely de Vivis. Während des Sommers begab auch er sich<br />

einige Zeit ins Schloss petit Vivis. Als wir ihn einst dort trafen, drückte er<br />

mir frcs. l00.- in die Hand n. sagte leise: Das ist für Sie u. ihren Haushalt.<br />

Ich war ganz erschrocken u. wusste kaum was tun. Lächelnd ermutigte er<br />

mich u. dann nahm ich dankend an. Bei nächster Gelegenheit übergab ich<br />

das Geld freudig der lieben Mutter. Sie rief aus: Wie gut ist Gott gegen uns.<br />

Haben Sie nur immer recht grosses<br />

Seite 174: Vertrauen, er verlässt uns nicht, ich erfahre es so deutlich. Immer war "wo<br />

die Not am grösster Gott am nächsten".<br />

Schon in den ersten Jahren meines Ordenslebens machte ich gleichsam<br />

unbewusst die Beobachtung, dass alle <strong>Schwester</strong>n, die ich kannte, bestrebt<br />

waren der lieben Mutter in ihren Sorgen zu helfen, wie etwa die Kinder einer<br />

braven Familie ihren Eltern. Man sparte, wo es recht u. vernünftigerweise<br />

anging. Man brachte auch Opfer u. freiwillige körperliche Abtötung.

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