1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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hochheiligen Herzen Jesu. Um dieses alles hat sich der Ortspfarrer, Hochw.<br />
Herr bischöfl. Commissar u. Canonikus Schmid am meisten verdient<br />
gemacht. Er war ein sehr frommer u. gelehrter Mann. Dieser hochverdiente<br />
u. heiligmässige Priester war ein wahrer Vater seines Volkes. In den<br />
verschiedensten Nöten und Anliegen nahm man zu ihm Zuflucht u. fand oft<br />
merkwürdig Hilfe. "Er ist ein Heiliger u. sieht auch in die Zukunft", hörte<br />
man hie u. da die Leute sagen.<br />
Dieser Herr Pfarrer war extra-Beichtvater für uns <strong>Schwester</strong>n. Und so<br />
begaben wir uns denn vierteljährlich in die Pfarrkirche zur hl. Beicht u.<br />
machten im Vorbeigehen auch unserm greisen Vater einen kurzen Besuch u.<br />
fragten nach seinem Befinden. Einst führte das Gespräch auf die Nähe des<br />
Todes. Dann sagte er scherzend zu mir: Sie brauchen noch nicht zu<br />
pressieren, sie müssen noch vorher Jubiläum feiern, u. dann noch ein zweites<br />
mal.<br />
Seite 139: Dabei neigte er sich lächelnd gegen mich und gab mir einen eigenen Blick.<br />
Ich nahm dies alles für Scherz u. dachte nicht im Geringsten darüber nach.<br />
Als sich aber nach mehreren Jahren diese seine Worte bewahrheiteten, kam<br />
mir alles getreulich wieder in den Sinn. Ich sah ihn deutlich vor mir stehen u.<br />
wieder traf mich sein sonderbarer Blick.<br />
Man kann hierüber denken, wie man will. So etwas lässt sich hie u. da auch<br />
zufällig erraten u. ich war damals noch ziemlich rüstig. Sein eigentümlicher<br />
Blick aber blieb mir stets eingeprägt. Im meinen Augen war u. blieb der<br />
Muotathaler Pfarrer Schmid ein heiligmässiger Priester. Nicht etwa wegen<br />
obiger u. ähnlicher Voraussagungen, sondern wegen seines tadellosen,<br />
heiligmässigen Priesterlebens. Er ist ein würdiges Gegenstück zu Pfarrer P.<br />
Roggo u. stets lobe u. danke ich Gott, der mich so gute Beispiele sehen liess.<br />
Alljährlich am Frohnleichnamsfeste machten wir <strong>Schwester</strong>n auch die grosse<br />
Prozession mit. Es war dabei sehr erbaulich. Besonders erbaute uns die<br />
greise Frau Mutter<br />
Seite 140: des dortigen Frauenklosters, welche trotz ihres hohen Alters mit dem ganzen<br />
Convente den weiten Weg ganz mitmachte. Der grossen Schwäche wegen<br />
wurde sie abwechselnd <strong>von</strong> zwei ihren Mitschwestern gestützt. An diesen<br />
Tage waren wir jedesmal ins Frauenkloster zum Mittagessen eingeladen.<br />
Das bedeutete für uns eine Wohltat, denn der Gottesdienst dauerte lange u.