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1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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Klostergebäude übte einen eigenen Reiz auf mich aus. Die schönen<br />

heimeligen Kachelöfen, die mit alten Oelgemälden behangenen Gänge, der<br />

Klosterhof, ja jeder Winkel des Hauses u. die ganze Umgebung<br />

Seite 143: mutete mich lieb u. traut an. Besonders aber gefiel mir der Chor im<br />

Klosterkirchlein mit den schönen Chorstühlen für die Klosterfrauen. Wie<br />

gerne kniete ich dort neben der Orgel u. wie leicht liess sich da beten. Der<br />

Gedanke, hier haben fromme Frauen Tag u. Nacht Gottes Lob gesungen u.<br />

ihm in Lieb u. Freude gedient, stimmte mich andächtig. Ich stellte mir vor,<br />

wie sie fromm u. eilig in der Nacht zur Mette aus ihren Zellen hervorkamen<br />

u. opferte alle ihre Lobgesänge dem lieben Gott neuerdings auf. Ein süsser,<br />

idealer Traum meiner Jugend fand da in etwa seine Wirklichkeit u. ich<br />

dankte Gott dafür. Ich sah mich nämlich einst, als ich noch zu Hause war, im<br />

Traum in einem schönen Chorstuhl sitzen u. aus allen Kräften fromme<br />

Psalmen singen. Und als ich in Schweiss gebadet erwacht, tönte es noch<br />

länger in meinen Ohren nach und erfüllte mein Herz mit Freude. Und in der<br />

Tat, was gibt es schöneres im Himmel u. auf Erden, als Gottes Majestät u.<br />

Güte zu besingen u. ihm für seine Wohltaten zu danken Jetzt u. in alle<br />

Ewigkeit sei er gelobt u. gepriesen.<br />

Seite 144: Wie glücklich mussten sich die Klosterfrauen hier gefühlt haben. Und nun<br />

hatte sie der aargauische Klostersturm unbarmherzig zum Aussterben<br />

verurteilt u. weggefegt. Fast alle ruhen längst auf dem Klosterfriedhof in<br />

Gnadenthal. Eine der letzten derselben, Frau Martina Meyer <strong>von</strong> Tägerig,<br />

starb 1909 in Tägerig u. liegt dort vor der Kirchtüre begraben. Sie hatte sich<br />

nach ihrer gänzlichen Vereinsamung zu ihren Verwandten nach Tägerig<br />

zurück gezogen. O du ungerechte Neuzeit !<br />

An den Sonntagen der guten Jahreszeit ging ich gewöhnlich nach Tägerig<br />

zum Pfarrgottesdienst. Ich kniete dort ganz unbemerkt auf der Empore im<br />

abgeschlossenen Chorstuhl der verstorbener Klosterfrau Martina Meyer. Er<br />

war sehr gut plaziert. Man konnte gut auf den Altar sehen u. die Predigt<br />

leicht verstehen. Ich fühlte mich da ganz stolz, wie eine richtige Chorfrau.<br />

Dieser Kirchgang war mir für Leib u. Seele wohltätig. Der Weg<br />

Seite 145: ist nicht mühsam u. der schöne Spaziergang am Morgen war meiner<br />

Gesundheit zuträglich. Er musste auch für die ganze Woche ausreichen. Auf<br />

dem Heimwege betrachtete ich mit seelischem Behagen Gottes herrliche

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