1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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mehr gesehen u. doch erkannten wir uns wieder. Er war Protestant, wie seine<br />
ganze Familie u. als sittenreiner, braver Jüngling durchs Leben gegangen.<br />
Nun war er alt u. alleinstehend u. hatte sich (1) in die Anstalt Gnadenthal<br />
zurückgezogen. Bald liebten alle den guten, friedlichen Hans, der sich mit<br />
Vorliebe der ärmsten u. verlassensten Mit-Insassen annahm. Nach 2-3<br />
Jahren wurde er krank. Da wagte ich an ihn die Frage: "Hans, hast du noch<br />
nie gewünscht katolisch zu sterben?" Ja wohl <strong>von</strong> Herzen gerne würde ich<br />
katolisch sterben", antwortete er. Der Hausgeistliche fand bei ihm ein<br />
ausserordentlich günstiges Erdreich für die nähere Vorbereitung u. konnte<br />
ihn bald als Katolik in die Kirche aufnehmen u. reichte<br />
Siehe weiter Seite 181<br />
Seite 46: ihm die Sterbesakramente. Nach einigen Tagen starb er eines sanften u.<br />
seligen Todes u. wurde auf dem Anstaltsfriedhof begraben. Sein Vormund<br />
besorgte für ihn in Gnadenthal eine jährliche Stiftmesse.<br />
Zu Seite 7.<br />
Während der Sommerszeit durften wir Kinder hie u. da nach Mastrils zum<br />
hl. Antonius wallfahrten. Das war für uns stets eine Freude. Einst, es war am<br />
Feste des reinsten Herzens Maria, dem Bruderschaftsfeste "zur Bekehrung<br />
der Sünder", die in Mastrils errichtet ist, gingen meine <strong>Schwester</strong> u. ich mit<br />
einer Tante dorthin. Eine grosse Volksmenge hatte sich eingefunden,<br />
meistens aus dem St. Galler-Oberland. Die Predigt war im Freien u. wie ein<br />
Flüstern ging durch die Menge, P. Theodosius wird predigen. Durch das<br />
grosse Gedränge wurde ich <strong>von</strong> meiner Tante u. <strong>Schwester</strong> weggeschoben u.<br />
direkt vor die Kanzel des Predigers hingestellt. Und wirklich, es war P.<br />
Theodosius.<br />
Seite 47:<br />
Er predigte mit der ganzen Meisterschaft seines Geistes u. Wortes. Ach wie<br />
war mir da! Ich war zu jung um den Inhalt der Predigt ganz zu erfassen.<br />
Aber es kam mir vor, es gelte alles mir, er schaue beständig auf mich u.<br />
durchbohre mich gleichsam mit seinen Feueraugen, er streckte seine Arme<br />
gegen mich aus. Ich wollte entfliehen, aber ich konnte nicht, es war<br />
unmöglich den Platz zu wechseln, ich musste ausharren bis zum Schlusse u.<br />
ich fühlte mich nachher recht erschöpft. - Noch heute steht dies Bild <strong>von</strong> P.<br />
Theodosius ganz klar vor meinen Augen. Aber nur eine seiner Darstellungen<br />
(Nachahmungen) habe ich gesehen, die mir wirklich ganz gut schien. Es war