1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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Priester eine Annäherung möglich. Schmid hat nämlich seit vielen Jahren
keine katolischen Pflichten mehr erfüllt." Ich liess Schmid kommen, gab ihm
passende Arbeit u. sah bald, dass er ganz tüchtig war in seinem Fache. Ich
konnte von ihm manches lernen, denn er gab stets gefällige Auskunft. War
bescheiden u. zeigte sich als nobler Charakter. Letzteres rühmten alle
Schwestern nach. Er redete überhaupt wenig. Auf dem Bureau wurde nur
Geschäftliches gesprochen. Von Religion etwas direkt zu betonen, hatte ich
noch nie gewagt. Ein Jahr war bereits vorbei u. Ostern war wieder vor der
Türe. Mit Erlaubnis des Dr. Präsidenten übergab ich Hr. Schmid eine
Erkenntlichkeit (frcs. 10.-) u. sagte: "Nun Hr. Schmid da Ostern ist, wollen
wir ein wenig feiern u.
Seite 182: auch an uns selbst denken. Sie sind Katolik u. werden mit uns Ostern halten,
nicht wahr". Er wurde rot im Gesicht u. zuckte die Achseln, ohne ein Wort
zu erwiedern. Ich liess ihn nächste Tage nicht ganz aus dem Auge u. glaubte
auch seinen Seelenkampf zu beobachten, aber seine Osterpflicht erfüllte er
nicht. Als wir im Laufe nächster Woche wieder auf dem Bureau arbeiten,
sagte er zu mir: "Jetzt bin ich ein armer Mann, aber ich war auch einmal
glücklich. Ich habe mein Gymnasium in Zug gemacht u. war ein braver
Student u. glücklicher Sodale der Muttergottes-Congregation". Gut, sagte ich
das können sie wieder werden. Bitten sie die liebe Mutter Gottes um
Wiederaufnahme u. sie wird es tun. Still u. in sich gekehrt ging Schmid
einige Zeit herum. Dann wurde er krank. Ein altes Uebel kam wieder zum
Vorschein. Er verlangte nach Hr. Pfarrer Senn in Rohrdorf u. in Gegenwart
von 2 Zeugen wurde er wieder in die Kirche aufgenommen. Er empfing
andächtig die hl. Sakrament, was er seit vielen Jahren nicht mehr
Seite 183: getan u. nach längerer geduldig ertragener Krankheit starb er ruhig eines
seligen Todes.
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