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1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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zu den Leuten gelegentlich sagte: d’Schwöster Lehreri ist mini, ihr händs mit<br />

mir ztun")<br />

Seite 60:<br />

Seite 61:<br />

Ich verstand nicht den Wink, den mir der Herr Pfarrer durch diese Erzählung<br />

wohl geben wollte, was wahrscheinlich besser war. Am Sonntag, also am<br />

folgenden Tage, verkündete er <strong>von</strong> der Kanzel den Beginn der Schule u. die<br />

neue Einteilung. Gänzlich unbefangen u. ohne jedes Misstrauen betrat ich<br />

am Montag nach der hl. Messe mit den Kindern das Schulzimmer. Die<br />

Kinder schienen höchst freudig überrascht u. grüssten mich herzlich mit:<br />

"Gelobt sei, Jesus Christus, liebe Nunna", wohl aus 50-60 Kehlen. Einige<br />

hielten sogar die Händchen wie zum Gebete auf, sie hatten wohl nie eine<br />

Klosterschwester, gesehen. (Gleiches begegnete mir nachher noch einige<br />

Mal auch <strong>von</strong> ältern Leuten). Von der Behörde erschien niemand. Bald aber<br />

kam der Herr Pfarrer u. half bei der Klasseneinteilung. Er befahl den<br />

Kindern <strong>von</strong> nun an <strong>Schwester</strong> Lehrerin zu sagen u. ihr recht gehorchsam zu<br />

sein. Sie versprachen es freudig. Schon am ersten Tage hatten wir einander<br />

lieb gewonnen u. das Schulhalten war meine Freude. Die Kinder waren ja so<br />

lenksam u.<br />

folgsam u. arbeitsam mit grossem Eifer u. Fleiss u. alles ging gut. Der Herr<br />

Pfarrer schien seine Freude daran zu haben, denn er war stets freundlich u.<br />

zuvorkommend gegen mich u. begrüsste mich stets mit "Votre Serviteur" u.<br />

einer tiefen Verneigung. Hie u. da sagte er halb scherzend: <strong>Schwester</strong>, die<br />

Leute beten sie fast an u. ich "bin nur mehr Nummer 2". Später dachte ich<br />

hie u. da: wie schön u. leicht ist es, als erste <strong>Schwester</strong> Lehrerin in einer<br />

Ortschaft aufzutreten.<br />

Die Leute nannten mich: "üsi Nunna". Es fiel mir angenehm auf, wie<br />

freundlich u. zuvorkommend alle gegen mich waren. Ebenso fiel mir<br />

überraschend angenehm auf, der eifrige, praktische Katolizismus dieses<br />

Volkes u. der streng römische Ritus des Gottesdienstes.<br />

Die Kirche war an Sonntagen Vor- u. Nachmittag gedrängt voll,<br />

hauptsächlich <strong>von</strong> Männern. Ebenso fiel mir auf die grosse Ehrfurcht vor<br />

allen Geistlichen u. das grosse Zutrauen, das sie zu ihrem Hrn. Pfarrer<br />

hatten. In ihren Nöten u. Anliegen kamen sie ins Pfarrhaus u.<br />

Seite 62:<br />

suchten bei ihrem Herrn Pfarrer Rat, Hilfe u. Trost. Es war für mich oft recht<br />

intressant, denn ich hatte so etwas nie gesehen. Jeden Sonntag warteten

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